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Konjunktur bleibt stabil

Sabine Kinkartz29. August 2012

Die Konjunktur kühlt sich weltweit ab - Deutschland erscheint dabei jedoch wie eine Insel der Glückseligkeit. Auch die unternehmensnahen Anbieter von Dienstleistungen können nicht klagen.

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Fensterputzer eines Reinigungsunternehmens putzen in München die Fassade der BayernLB. Foto: Frank Leonhardt dpa/lby
Bild: picture-alliance/dpa

Kommt sie oder bleibt sie aus, die Rezession auch in Deutschland? Selten war die Verunsicherung so groß. Verwunderlich ist das nicht angesichts der Debatten um die Staatsschuldenkrise. Trotz gut laufender Geschäfte ist der Optimismus in Deutschland dahin.

Anton Börner, Präsident des Bundesverbandes Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen, mahnt dennoch zu Gelassenheit. Was derzeit von vielen Seiten an Konjunkturpessimismus wahrgenommen werde, sei Jammern auf hohem Niveau. Die Situation sei besser als ihr Ruf. "Und ich bin - im Einklang mit unseren Unternehmern - überzeugt: Wir werden auch nicht abstürzen. 2009 wird sich nicht wiederholen."

Delle, aber keine Rezession

2009, das Jahr des tiefen Falls nach dem Ausbruch der Wirtschafts- und Finanzkrise: Kaum jemand blieb davon verschont, auch nicht die Dienstleister - also Unternehmen, an die Geschäftskunden Aufträge aus den Bereichen IT, Logistik, Marketing, Vertrieb und Gebäudemanagement erteilen. Dienstleister sind ein guter Stimmungsindikator, weil sie quer durch alle Branchen unmittelbar an der Entwicklung ihrer Kunden hängen.

Der BGA hat kürzlich eine Umfrage unter 3000 Dienstleistungsunternehmen durchgeführt und sie nach ihren Perspektiven befragt. Das Ergebnis war zwar nicht mehr so überschäumend wie noch im vergangenen Jahr, der Grundtenor bleibt aber verhalten positiv. Die Branche wächst stetig, und das nicht nur im Inland, sondern auch auf den Auslandsmärkten. Ein Viertel ihres Umsatzes, der 2012 bei 721 Milliarden Euro liegen soll, erwirtschaften die Dienstleister bereits außerhalb Deutschlands.

Dienstleistungssektor wird zum stabilen Standbein

Mit dem Export von Dienstleistungen, so Anton Börner, stehe Deutschland heute dort, wo vor zwanzig bis dreißig Jahren der Güterexport gestanden habe. Schwerpunkt für neun von zehn exportierenden Dienstleistern sei Europa, was auch für diesen Sektor die Relevanz des Euro unterstreiche. Zwei von fünf Unternehmen seien in Nordamerika präsent und rund jedes dritte Unternehmen in China und Russland. "Durch die räumliche Diversifizierung werden die Dienstleister unabhängiger gegenüber regionalen Wirtschaftskrisen", so Börner.

Der Präsident des Bundesverbandes Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA), Anton Börner bei einer Pressekonferenz in Berlin. Foto: Tim Brakemeier dpa/lbn +++(c) dpa - Bildfunk+++
Anton Börner (BGA): "Jammern auf hohem Niveau"Bild: picture-alliance/dpa

Um etwas mehr als zwei Prozent sollen die Umsätze auch im kommenden Jahr steigen. Die seit Mai letzten Jahres geltende Dienstleistungs- und Arbeitnehmerfreizügigkeit habe an dem positiven Trend nichts geändert. Nur jeder zwölfte Unternehmer spürt einen verstärkten Preiswettbewerb durch die Konkurrenz von Billiganbietern aus Osteuropa. Qualität "Made in Germany" sei gefragt, heißt es. Aktuell sind im Dienstleistungssektor in Deutschland 7,2 Millionen Menschen beschäftigt, vor fünf Jahren waren es noch 6,4 Millionen.

Weniger Bürokratie gefragt

Klagen kommen von den Dienstleistern vor allem, wenn sie auf die Bürokratie zu sprechen kommen. Insbesondere im Auslandsgeschäft würden sich viele verwaltungsrechtliche Vorschriften als Hürde erweisen. Drei Viertel aller Unternehmer hoffen auch auf eine Erleichterung bei den sogenannten Aufbewahrungsfristen. Rechnungen, Urkunden, Jahresabschlüsse, Inventarlisten und Handelsbücher - alles, was gebucht ist, muss zehn Jahre aufbewahrt werden. Das erscheint vielen Unternehmen als zu lang.