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Machtwechsel in Kroatien

11. Januar 2015

Die Kroaten haben zum ersten Mal eine Frau zu ihrem Staatsoberhaupt gewählt: Oppositionspolitikerin Grabar-Kitarovic löst Amtsinhaber Josipovic an der Staatsspitze ab. Es ist ein Überraschungssieg.

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Kolinda Grabar-Kitarovic gibt ihre Stimme ab (Foto: AFP)
Bild: STR/AFP/Getty Images

Dieses Ergebnis der Stichwahl um das Präsidentschaftsamt hatte in Kroatien niemand vorausgesehen. Nach Auszählung von mehr als 99 Prozent aller Stimmen hat die Oppositionskandidatin Kolinda Grabar-Kitarovic die Stichwahl um das kroatische Präsidentenamt mit 50,4 Prozent gewonnen. Dies teilte die staatliche Wahlkommission in Zagreb mit. Ihr Rivale Ivo Josipovic kam nur auf 49,6 Prozent.

Historischer Wechsel

Es ist ein knapper Sieg für die 46-jährige Konservative, doch er läutet er einen historischen Wechsel ein. Denn noch nie hatte Kroatien eine Frau als Staatsoberhaupt. Vor allem aber ist es ein Überraschungssieg. Denn alle Umfragen hatten den amtierenden Staatspräsidenten Josipovic als Favoriten gesehen. Noch im ersten Wahlgang hatte der Kandidat der regierenden Sozialdemokraten vor seiner Herausforderin gelegen, wenn auch nicht mit dem Vorsprung, der erwartet worden war.

Kroatiens amtierender Präsident Ivo Josipovic bei der Stimmabgabe (Foto: picture alliance)
Amtsinhaber Josipovic muss seinen Posten abgebenBild: picture-alliance/AA/Mayic

Auswirkungen auf die Parlamentswahl?

Bei seiner Wahl 2009 war Josipovic mit dem Versprechen angetreten, die Korruption zu bekämpfen. Tatsächlich wurden in den zurückliegenden Jahren ein Ministerpräsident und mehrere Minister wegen Korruption verurteilt. Zudem machte er im Sommer 2013 sein Versprechen wahr, den Balkanstaat in die Europäische Union zu führen. Kroatien ist das jüngste EU-Mitglied.

Die frühere Außenministerin Grabar-Kitarovic war von der größten Oppositionspartei HDZ ins Rennen geschickt worden. Sie hatte schon mehrere bedeutende Ämter inne, war etwa stellvertretende Generalsekretärin der Nato. Nun werden ihrer Partei auch beste Chancen bei der Parlamentswahl eingeräumt, die noch in diesem Jahr ansteht.

Enttäuschung über Wirtschaftslage

Der Sieg der Oppositionspolitikerin sei auf die tiefe Enttäuschung der Bürger über die miserable Wirtschaftslage des Adrialandes zurückzuführen, hieß es in ersten kroatischen Kommentaren zum Wahlausgang. Kroatien wird derzeit von einer schweren Wirtschaftskrise heimgesucht. Die Arbeitslosenquote liegt bei 20 Prozent, bei den jungen Erwachsenen ist sogar jeder Zweite ohne Job.

Die Ernüchterung ist nach Ansicht politischer Kommentatoren umso größer, weil sich die Bürger eine rasante Besserung der sozialen Lage durch den EU-Beitritt vor eineinhalb Jahren erhofft hatten. Vor diesem Hintergrund hatten beide Kandidaten die Wirtschaft in den Mittelpunkt ihres Wahlkampfes gestellt – obwohl das Staatsoberhaupt in Kroatien in seinem Amt keinen Einfluss auf Wirtschaftspolitik nehmen kann.

Großes Interesse im Nachbarland

An der Stichwahl um das Präsidentenamt konnten Kroaten mit doppelter Staatsbürgerschaft auch im benachbarten Bosnien-Herzegowina wählen. Wegen des großen Wählerandrangs waren zum Beispiel in Mostar die Wahllokale auch Stunden nach dem offiziellen Wahlschluss noch geöffnet. Die dortigen Kroaten stimmten traditionell für die HDZ, erklärten Wahlforscher. Insgesamt lag die Wahlbeteiligung am Nachmittag bei etwa 48 Prozent. Das offizielle amtliche Endergebnis wird am Montag erwartet.

cw/fab (afp, dpa, rtr)