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Politik

Konzert gegen rechts in Chemnitz

3. September 2018

In Chemnitz sind rund 65.000 Menschen zu einem Open-Air-Konzert von deutschen Musikgruppen gekommen, die ein Zeichen gegen Ausländerfeindlichkeit setzen wollen. Kundgebungen gegen das Konzert wurden nicht genehmigt.

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Chemnitz - Konzert gegen Rechts
Bild: Reuters/H. Hanschke

Mit einer Schweigeminute zu Ehren des bei einer Messerattacke in Chemnitz getöteten 35-Jährigen hat in der sächsischen Stadt ein Konzert gegen Rassismus, Ausländerfeindlichkeit und Gewalt begonnen. Bands wie die Toten Hosen, Kraftklub oder Feine Sahne Fischfilet sind dafür unter dem Motto "Wir sind mehr" angereist. Rund 50.000 Menschen sind nach Angaben der Stadtverwaltung auf den Platz vor der Johanniskirche in der Innenstadt gekommen. Teilnehmer reisten aus verschiedenen Teilen Deutschlands an.

Kundgebungen des ausländer- und islamfeindlichen Bündnisses Thügida und der rechtspopulistischen Bewegung Pro Chemnitz als Gegenveranstaltungen zu dem Open-Air-Konzert  waren von der Stadtverwaltung verboten worden.

Zur Begründung heißt es von der Stadt, dass die geplanten Veranstaltungsflächen bereits belegt seien. Thügida (Thüringen gegen die Islamisierung des Abendlandes) wollte sich unmittelbar neben dem Konzertgelände unter dem Motto "Gegen antideutsche Kommerzhetze" versammeln.

Chemnitz: Kunst gegen Rechts

Die Bewegung Pro Chemnitz wollte wie zuletzt am vergangenen Montag und am Samstag erneut vor dem Karl-Marx-Monument demonstrieren.

Das Gratis-Konzert ist eine Reaktion auf den gewaltsamen Tod des 35-jährigen Deutschen vor gut einer Woche sowie die anschließende Vereinnahmung der Bluttat durch rechte Kräfte. Auch an den Johannisplatz angrenzende Straßen waren mit Besuchern gefüllt. Auf Plakaten standen Slogans wie "Menschenrechte statt rechte Menschen" und "Wir alle wollen leben ohne Angst und Hass". 

Campino, Leadsänger der "Toten Hosen", erklärte vor dem Konzert, die Musiker wollten jenen Menschen in Chemnitz und Sachsen Mut machen, die sich für eine solidarische Gesellschaft einsetzen. Es gehe nicht um einen "Kampf links gegen rechts", sondern darum, sich den Ausschreitungen eines "Rechtsaußenmobs" entgegenzustellen. In einem schriftlichen Statement warfen die teilnehmenden Musiker den rechten Demonstranten in Chemnitz vor, die Tötung des Deutschen für ihre Zwecke zu instrumentalisieren: "Es geht ihnen nicht darum zu trauern, sondern um ihrem Hass freien Lauf zu lassen." 

Am Rande des Konzerts sollen Spendengelder gesammelt werden. Nach Angaben der Organisatoren soll die Hälfte des Geldes der Familie des Getöteten zugute kommen. Die andere Hälfte ist für antifaschistische, antirassistische und zivilgesellschaftliche Initiativen in Sachsen vorgesehen.

Chemnitz, eine gespaltene Stadt

Kritik am Bundespräsidenten

Politiker der CDU kritisierten derweil, dass Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier die Ankündigung der Veranstaltung am vergangenen Freitag auf seinem Facebook-Account geteilt hatte. Mit Blick auf die Teilnahme der Punkband Feine Sahne Fischfilet sagte CDU-Generalsekretärin Annegret Kramp-Karrenbauer in der Zeitung "Welt": "Das, was wir wollen, ist, unsere Demokratie und unseren Rechtsstaat gegen rechts zu schützen. Und wenn man das dann mit denen von Links tut, die genau in der gleichen Art und Weise auf Polizeibeamte verbal einprügeln (...), dann halte ich das für mehr als kritisch."

Der Verfassungsschutz in Mecklenburg-Vorpommern hatte die Band zeitweise wegen "linksextremistischer Bestrebungen" im Blick, seit längerem jedoch nicht mehr.

uh/sam (dpa, afp)