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Managergehälter

7. Juli 2011

Die Finanzkrise ist überstanden, die Einkommen steigen. Und zwar um mehr als 20 Prozent im letzten Jahr. Wenigstens bei denen, die ihr Gehalt selbst festlegen können - bei den Topmanagern der deutschen Wirtschaft.

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Geldkoffer mit 500-Euro-Scheinen (Foto: Bilderbox)
Bild: Bilderbox

Auch ein DAX-Unternehmen kann nur erfolgreich geführt werden, wenn es eine kaufmännische Grundregel befolgt: Gib nie mehr aus, als Du einnimmst. Die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) hat nun ihre "Vorstandsvergütungsstudie 2011" vorgestellt, deren wichtigste Zahl vorab bekannt wurde: Die Einkommen der Vorstände der dreißig deutschen DAX-Unternehmen sind im letzten Jahr um 22 Prozent gestiegen. Geben also die Unternehmen mehr für ihr Führungspersonal aus, müssen sie auch mehr eingenommen haben: Die Finanz- und Wirtschaftskrise scheint überwunden.

Die DSW ist die Interessenvertretung der Wertpapierbesitzer, die die eigentlichen Besitzer der börsennotierten Unternehmen sind. Die Vorstände dieser Unternehmen legen selbst fest, was sie verdienen, und sie unterliegen nur in wenigen Ausnahmefällen gesetzlichen Einschränkungen. Um dabei mehr Transparenz zu schaffen, veröffentlicht die DSW seit neun Jahren jährlich ihre sogenannte Vorstandsvergütungsstudie.

Sieger und andere Gutverdienende

Martin Winterkorn (Foto: AP)
Großes Einkommen mit kleinen Autos: Martin Winterkorn von VolkswagenBild: picture-alliance/ dpa

Die Liste der zehn bestbezahlten DAX-Vorstände liest sich wie die Tabelle nach einer Bundesligasaison, die der FC Bayern souverän gewonnen hat. Der Tabellenführer und bestbezahlte deutsche Vorstandschef kommt allerdings nicht aus Bayern, sondern aus Niedersachsen: Martin Winterkorn von Volkswagen mit 9,33 Millionen Euro Jahresverdienst. Auf den Plätzen, die beim Fußball immerhin die Teilnahme an den internationalen Wettbewerben garantieren, folgen Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann (8,99 Millionen), Peter Löscher von Siemens (8,98 Millionen) und Daimler-Chef Dieter Zetsche, der 8,82 Millionen Euro im Jahr bekommt.

Josef Ackermann (Foto: picture alliance)
Letztes Jahr noch Bestverdienender, jetzt nur noch Zweiter: Josef AckermannBild: picture alliance/ZB

Wer im Vorstand eines DAX-Unternehmens sitzt, hat im vergangenen Jahr durchschnittlich 2,9 Millionen Euro verdient. Die Unternehmen, die im sogenannten MDAX gelistet sind, haben ihren Vorständen im Vergleichszeitraum ebenfalls üppige Einkommenssteigerungen gegönnt. Auch diese kleineren Firmen haben von der Konjunkturerholung profitiert: Ihre Vorstände freuten sich über eine Einkommenssteigerung von 18 Prozent. Die durchschnittliche Vergütung eines MDAX-Vorstandes beträgt 1,55 Millionen Euro.

Grundgehalt mit vielen Extras

Die Bezüge von Führungskräften bestehen aus verschiedenen Vergütungsarten: Die Vorstände bekommen ein festes Grundgehalt und erfolgsabhängige Zusatzzahlungen sowie Aktienpakete. In vielen Unternehmen gehören auch Pensionsvereinbarungen dazu. In den USA ist nur jeder siebte Dollar, den ein CEO verdient, Teil des fixen Grundgehaltes – dafür sind Boni und Kursgewinne beim Handel mit Aktienpaketen viel wichtiger. In Deutschland dagegen hat das garantierte Grundgehalt einen größeren Anteil am Einkommen.

Infografik Top-Manager Gehälter DEU

Die DSW kritisierte allerdings, dass kurzfristige Erfolge immer noch höher belohnt würden als nachhaltiges Wirtschaften. Die Vergütung müsse stärker von der langfristigen Unternehmensentwicklung abhängen, doch kurzfristige Prämien, die sogenannten Boni, würden immer noch dominieren.

Ein Platz im gesicherten Mittelfeld

Im internationalen Vergleich, so die Studie des DSW, liegen die Einkommen der deutschen Manager im Mittelfeld. Die deutschen Top-Manager liegen in Europa knapp hinter den Schweizern und kurz vor den Franzosen. In den USA gibt es dagegen deutlich mehr Geld als in Deutschland: Disney-Chef Robert Iger bekommt umgerechnet rund 21 Millionen Euro und sein Kollege von IBM, Samuel Palmisano, knapp 19 Millionen Euro im Jahr.

Der Hauptgeschäftsführer der DSW, Ulrich Hocker, fasste das Ergebnis der diesjährigen Vergütungsstudie mit dem Satz zusammen: "Die Vorstandsvergütung in den DAX-Unternehmen liegt insgesamt auf einem sehr hohen Niveau." Er warnte jedoch davor, die Bezüge weiter anzuheben und sagte, Gehälter von über zehn Millionen Euro seien unangemessen. So hohe Vergütungen "können den sozialen Frieden gefährden". Stellt man das durchschnittliche Einkommensplus der Top-Manager von rund 22 Prozent den Lohnsteigerungen von Arbeitnehmern gegenüber, erscheint diese Warnung berechtigt. Das Statistische Bundesamt hat nämlich errechnet, dass die Löhne im gleichen Zeitraum lediglich um 2,7 Prozent gestiegen sind.

Autor: Dirk Kaufmann
Redaktion: Rolf Wenkel