1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
Kriminalität

Kreml zweifelt an Beweisen im Fall Nawalny

18. September 2020

Für die russische Regierung sind die Vergiftungsvorwürfe im Fall des Kreml-Kritikers Alexej Nawalny weiter nicht bestätigt. Auch die Flasche mit mutmaßlich vergiftetem Wasser sei kein Beweis, sagte ein Kreml-Sprecher.

https://p.dw.com/p/3igfF
Russland Vergiftungsfall Nawalny Wasserflasche
Eine Flasche mit mutmaßlich vergiftetem Wasser im Hotelzimmer Nawalnys in Tomsk Bild: @NAVALNY/Social Media/Reuters

In Moskau sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow, die Wasserflasche, die man im Hotelzimmer von Alexej Nawalny in Tomsk gefunden habe, sei, wenn sie denn überhaupt existiere, nach Deutschland oder anderswo hingebracht worden. "Etwas, was eine Vergiftung hätte beweisen können, wurde also unglücklicherweise entfernt." Es stelle sich die Frage, warum das geschehen sei.

Peskow sieht auch nur "begrenzte" Möglichkeiten zu russischen Ermittlungen im Fall Nawalny. "Wir sind leider eingeschränkt in unseren Möglichkeiten, irgendeine Ermittlung anzustrengen. Denn wie sich zeigt, wurden Gegenstände aus Russland herausgebracht, und wir haben keinen Zugang zu den angestellten Analysen", sagte der Sprecher. Die einzige Möglichkeit zur Aufklärung sei ein Austausch von Informationen und Materialproben, Beweisstücken und "wenn nötig eine Zusammenarbeit".

Mitarbeiter Nawalnys hatten am Vortag mitgeteilt, nach seiner Vergiftung hätten sie mögliche Beweisstücke in dem Fall zur Untersuchung nach Deutschland gebracht. Ein deutsches Labor habe inzwischen Spuren des Nervengifts Nowitschok an einer Wasserflasche aus einem Hotel in der sibirischen Stadt Tomsk nachgewiesen, in dem Nawalny vor seiner Vergiftung übernachtet hatte.

Moskau besteht auf eigenen Befragungen

Bereits zuvor hatte Moskau darauf bestanden, russische Ermittler müssten bei Zeugenbefragungen Nawalnys anwesend sein und Deutschland müsse Materialproben zur weiteren Analyse in Russland bereitstellen. Berlin vertritt dagegen den Standpunkt, dass Moskau aufgrund der Untersuchungen während Nawalnys Krankenhausaufenthalt in Sibirien alle nötigen Materialproben vorliegen müssten.

Nawalny hatte in dem Hotel am 20. August ausgecheckt, war kurz darauf in einem Flugzeug kollabiert und in eine russische Klinik gebracht worden. Zwei Tage später wurde er auf Drängen seiner Familie und Unterstützer zur Behandlung in die Berliner Universitätsklinik Charité gebracht. Während russische Behörden nach eigenen Angaben bei Nawalny keinen Giftstoff fanden, stellte ein Bundeswehrlabor nach Angaben von Bundeskanzlerin Angela Merkel ein Gift der Nowitschok-Gruppe fest. Der 44-jährige Oppositionspolitiker ist inzwischen wieder bei Bewusstsein und auf dem Weg der Besserung.

Merkel hatte erklärt, Nawalny habe zum Schweigen gebracht werden sollen. Deutschland, Frankreich und andere Länder fordern Antworten von Russland dazu. Es gibt auch Forderungen nach neuen Sanktionen gegen Moskau als Konsequenz aus dem Fall. Die russische Regierung hat die Vorwürfe zurückgewiesen und erklärt, es ergebe keinen Sinn, Nawalny zu vergiften und dann seine Behandlung in einem anderen Land zu erlauben.

kle/uh (rtr, dpa, afp)