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Kuba schafft doppeltes Währungssystem ab

11. Dezember 2020

Das sozialistische Kuba versucht, seine angeschlagene Wirtschaft mit einer Währungsreform zu beleben. Das Vorhaben ist durchaus riskant, sagen Ökonomen, aber notwendig.

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Eine Person hält in den Händen verschiedene Geldscheine
Der Peso Convertible (rechts) soll Anfang 2021 Geschichte seinBild: Adalberto Roque/APF/Getty Images

In einer Sondersendung am Donnerstagabend verkündete Präsident Miguel Díaz-Canel im Fernsehen die Reform zum 1. Januar 2021. Damit wird der Peso Convertible (CUC), der an den US-Dollar gebunden ist, aus dem Verkehr gezogen. Als Währung bleibt der Peso Cubano (CUP). Der offizielle Wechselkurs zum Dollar ist dann 24:1. Die Reform kommt einer Abwertung gleich.

Die zwei Währungen zirkulieren im sozialistisch regierten Kuba seit 1994. Der Peso Convertible, der nun verschwinden soll, ist die starke Währung, die Kubaner in staatlichen Wechselstuben begrenzt eintauschen und zum Kauf höherwertiger Artikel verwenden können. Staatliche Unternehmen bezahlen ihre Beschäftigten jedoch in Pesos Cubanos. Zudem kursiert auf dem Schwarzmarkt der US-Dollar.

Menschen mit Gesichtsmaske betreten einen Supermarkt
In der Corona-Pandemie hat die Regierung die Zahl der Läden ausgeweitet, die US-Dollar akzeptieren dürfen (Archivbild)Bild: picture-alliance/AP Photo/R. Espinosa

In seiner Ansprache dämpfte der Staatschef die Erwartungen: Die Vereinigung der beiden Währungen sei keine Zauberformel, aber sie werde helfen, das Land voranzubringen, sagte Díaz-Canel. Er sprach im Beisein von Expräsident Raúl Castro, der weiter Vorsitzender der Kommunistischen Partei Kubas ist.

Wirtschaft langfristig stärken

Ökonomen zufolge ist die Reform kurzfristig schmerzhaft für die Kubaner. Auf längere Sicht sei sie aber wichtig, da die unterschiedlichen Wechselkurse einige Branchen subventioniert und damit die Funktionsweise der Wirtschaft verzerrt hätten. Schätzungen zufolge schreiben etwa 40 Prozent der staatlichen Unternehmen rote Zahlen. Nach Beurteilung der in Miami erscheinenden Exilzeitung "Nuevo Herald" droht einigen staatlichen Unternehmen als Folge der Währungsreform der Zusammenbruch. Profitieren dürften vor allem diejenigen, die im Exportgeschäft aktiv sind.

Experten rechnen durch die Umstellung mit einer Inflationsrate im dreistelligen Prozentbereich. Präsident Díaz-Canel sagte, eine höhere Inflation sei ein Risiko, aber "missbräuchliche und spekulative Preise" würden nicht erlaubt. Die Regierung hatte angekündigt, die anfängliche Abwertung mit einer Verfünffachung der durchschnittlichen staatlichen Löhne und Renten abzufedern. Diese Erhöhung gilt aber nicht für Beschäftigte privater Unternehmen.

Kubas vielschichtige Krise 

Vorausgegangen waren monatelange Beratungen und öffentliche Diskussionen. Kuba steckt in einer schweren Wirtschaftskrise, da der Tourismus in der Corona-Pandemie eingebrochen ist, die Hilfe des befreundeten Venezuelas ausbleibt, das selbst von einer schweren Krise gezeichnet ist, und US-Präsident Donald Trump das Handelsembargo wieder verschärft hat. Es fehlt an Devisen, Lebensmitteln, Treibstoff und Medikamenten.

ust/mak (dpa, afp, epd, rtr)