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Politik

Kubas Held und Diktator - Fidel Castro

Julia Mahncke26. November 2016

Gerüchte über seinen Tod waren keine Seltenheit - nun ist es bestätigt: Kubas langjähriger Machthaber Fidel Castro ist tot. Der Revolutionär starb im Alter von 90 Jahren in Havanna. Er hinterlässt ein fragwürdiges Erbe.

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Fidel Castro wird 90
Bild: picture-alliance/dpa/A. Ernesto

Fidel Castro konnte Reden halten, die stundenlang dauerten. Teilweise nahm der charismatische Revolutionär seine Zuhörer mit fünf- bis siebenstündigen Ansprachen in Beschlag. Vor allem wurde er nicht müde, den Erzfeind zu kritisieren: die Vereinigten Staaten von Amerika. "Die Yankees werden niemals auf die Kontrolle über die Erde, das Wasser, die Minen und die natürlichen Ressourcen unserer Länder verzichten", schrieb der ehemalige Staats-, Regierung-, Armee- und Parteichef der PCC - der einzigen zugelassenen Partei im Land - zuletzt im April 2012.

Fidel, wie ihn viele Kubaner einfach nennen, hatte sich schon früh dem Sozialismus verschrieben und kämpfte sein Leben lang für seine Vorstellung von Gerechtigkeit und die Unabhängigkeit Kubas. Die Industrienationen mitsamt ihrer kapitalistischen Wirtschaftsordnung waren ihm verhasst.

Vom Juristen zum Rebellen-Anführer

Geboren wurde Fidel Alejandro Castro Ruz 1926 in Birán, im Osten der Insel. Manche Historiker geben 1927 als Geburtsjahr an. Fidel und seine sechs Geschwister wuchsen im Wohlstand auf. Nach seinem Jurastudium ließ sich Castro als Anwalt in Havanna nieder. Seine Klienten sollen vor allem die Bewohner der ärmeren Viertel gewesen sein. Schon als Student war Castro politisch aktiv und ließ sich 1952 als Kandidat für die Parlamentswahlen aufstellen. Zu den Wahlen sollte es aber nicht mehr kommen, denn Fulgencio Batista - zeitweise von den USA unterstützt - putschte sich an die Macht.

Ab jenem Zeitpunkt machte es sich Castro zum Ziel, Batista abzusetzen und versammelte schnell Gleichgesinnte um sich - unter ihnen auch Ernesto "Che" Guevara. Die Umsturzversuche von Castros Rebellenarmee, 1953 und 1955, schlugen zunächst fehl und der "Comandante en jefe" musste in die Berge fliehen. Volker Skierka, deutscher Journalist und Autor einer Castro-Biographie, sagt über die Umsturzpläne des "Máximo Líder", des Größten Führers: "Als Castro verkündete, man werde Batista davon jagen, wurde er für nicht ganz richtig im Kopf gehalten." Doch dann folgte sein Triumph, der ihn in den Augen vieler Kubaner und Anhänger zum Befreier machte: Batista blieb nur die Flucht. Am 1. Januar 1959 übernahm Castro die Macht in dem Karibikstaat und baute sie von da an kontinuierlich aus. 

Fidel Castro in Ostberlin 1972
Fidel Castro in Ostberlin mit Erich Honecker 1972Bild: picture-alliance/akg-images

Und dann gehörte Kuba ihm

Mit seinen sozialistischen Plänen zog Castro immer weiter den Zorn der USA auf sich - und fand Verbündete im sogenannten Ostblock, darunter auch in der Deutschen Demokratischen Republik (DDR). Nach Angaben des Auswärtigen Amtes studierten oder arbeiteten schätzungsweise 30.000 Kubaner in Deutschland - vor allem in der ehemaligen DDR. Die Sowjetunion unterstützte Kuba zunächst finanziell und stationierte 1962 auch Mittelstreckenraketen auf der Insel. Die USA reagierten prompt, doch die sogenannte "Kuba-Krise" konnte ohne den gefürchteten Atomkrieg beendet werden. Das im selben Jahr in Kraft tretende US-Handelsembargo gegen Kuba belastet jedoch bis heute die Beziehung zwischen den beiden Ländern - und die Wirtschaft des Karibikstaates. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion verschlechterte sich die wirtschaftliche Situation durch die Abhängigkeit Kubas von der Sowjetunion noch einmal stark.

Castro investierte von Anfang an kontinuierlich in das staatliche Bildungs- und Gesundheitssystem. Es gilt bis heute als eines der besten in der Region. Doch gleichzeitig verweigerte er seiner Bevölkerung Meinungs- und Informationsfreiheit, sperrte politische Gegner ins Gefängnis und "rechnete", so der ehemalige deutsche Botschafter auf Kuba, Bernd Wulffen, "mit seinen Feinden unerbitterlich ab". "Fidel Castro wird uns in Erinnerung bleiben als derjenige, der Hunderte von Menschen allein aufgrund ihrer friedlichen politischen Aktivitäten inhaftieren ließ", sagt auch Maja Liebing, Referentin für Kuba bei amnesty international. Hunderttausende Kubaner hätten wegen Castros Politik die Insel verlassen.

Für den deutschen Finanzberater Hans-Olaf Henkel, der für sein soziales und wirtschaftliches Engagement zahlreiche Auszeichnungen bekommen hat, war Fidel Castro in den 60er Jahren wegen seiner Unerschrockenheit ein Vorbild. Er vermutet: "Wäre er Demokrat geworden, würde man ihm überall in der Welt Denkmäler setzen."

Fidel Castro wird 90
Fidel Castro mit seinem Brudel Raúl im Jahr 2004Bild: picture-alliance/dpa/A. Ernesto

Fast ein halbes Jahrhundert im Amt

Nach seiner schweren Erkrankung um Juli 2006 zog sich Fidel Castro zurück und trat die Führung des Staates 2008 offiziell an seinen Bruder Raúl Castro ab. Fidel Castro war 49 Jahre im Amt - kein anderer Nicht-Monarch des 20. Jahrhunderts herrschte länger über eine Nation als Fidel Castro.

Raúl Castro, der 2008 vom Parlament zum neuen Präsidenten des Staats- und Ministerrats sowie später zum Generalsekretär der PCC gewählt wurde, begann, das Land langsam zu öffnen. Im Dezember 2014 hatten die USA und Kuba nach mehr als 50 Jahren ohne diplomatische Beziehungen angekündigt, ihr Verhältnis zu normalisieren. Im Januar 2015 entließ die kubanische Regierung als Teil der neuen Annäherung mehr als 30 politische Gefangene aus der Haft. Zu der historischen Annäherung zwischen den beiden Nationen hatte sich Fidel Castro nicht geäußert.