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Lammert fordert Ende von Aufklärungsschau

28. April 2011

Die Diskussion in Deutschland über einen Abbruch der Ausstellung "Kunst der Aufklärung" in Peking reißt nicht ab. Nun hat Bundestagspräsident Norbert Lammert sich für eine Schließung der Bilderschau ausgesprochen.

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Bundestagspräsident Norbert Lammert (Foto: AP)
Bundestagspräsident Norbert Lammert hat sich in die Debatte eingeschaltetBild: AP

Mit Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) und Literaturnobelpreisträgerin Herta Müller hatte das Deutsche Literaturarchiv am Mittwoch zwei hochkarätige Persönlichkeiten zu einer Diskussionsrunde eingeladen. "Wieviel moralischen und politischen Kredit hat die Literatur zu vergeben?" Das war die Frage, über die Lammert und Müller diskutierten. Während der Diskussionsrunde forderte Lammert, der als Bundestagspräsident das offiziell zweithöchste Amt der Bundesrepublik inne hat, indirekt einen Abbruch der Ausstellung "Kunst der Aufklärung" in Peking.

Die Inhaftierung des chinesischen Künstlers Ai Weiwei konterkariere den Zweck der Schau, sagte Lammert. Mit einer Schließung der Ausstellung könne national wie international die größte Wirkung erreicht werden. In der "Kunst der Aufklärung" zeigen drei deutsche Museen Kunstwerke aus der Epoche der europäischen Aufklärung im chinesischen Nationalmuseum in Peking.

Herta Müller erneuert ihre Kritik an Peking

Herta Müller bei einer Lesung für den inhaftierten Friedensnobelpreisträger Liu Xiaobo (Foto: DW)
Herta Müller bei einer Lesung für den inhaftierten Friedensnobelpreisträger Liu XiaoboBild: DW

Auch Literaturnobelpreisträgerin Herta Müller übte scharfe Kritik an der chinesischen Regierung. Die Festnahme von Ai Weiwei sei "Menschenraub", die Führung in Peking bediene sich der "Methode von Banditen". Müller wiederholte ihre Forderung nach einem Abbruch der Schau. Sie frage sich, wie lange man im Westen noch naiv sei und warum die deutsche Kulturpolitik mit dem chinesischen Staat zusammenarbeiten müsse.

Herta Müller gilt als scharfe Kritikerin der chinesischen Regierung. Immer wieder setzte sie sich für die Freilassung des inhaftierten chinesischen Friedensnobelpreisträger Liu Xiaobo ein. Herta Müller, die in Rumänien geboren wurde, war selbst Opfer zahlreicher Repressalien durch die rumänische Staatssicherheit unter dem Regime von Nicolae Ceausescu in Rumänien. Sie begann mit dem Schreiben, als Gespräche über die Lage im totalitären Rumänien zu gefährlich wurden.

Ein Sicherheitsmitarbeiter steht am Freitag (01.04.2011) in Peking im National Museum of China in der Ausstellung "Die Kunst der Aufklärung" (Foto: picture alliance / dpa)
Die Diskussionen um die Ausstellung in Peking reißen seit der Eröffnung der Schau nicht abBild: picture alliance/dpa

Diskussionen in Deutschland über Abbruch

Seit der Festnahme von Ai Weiwei am 3. April wird in der deutschen Politik- und Kulturszene heftig über einen Abbruch der Bilderschau in Peking diskutiert. Der menschenrechtspolitische Sprecher der Grünen-Fraktion im Bundestag, Volker Beck, hatte bereits kurz nach der Festnahme Ai Weiweis die Bundesregierung dazu aufgerufen, an die Führung in Peking zu appellieren, Ai Weiwei öffentlich auf der Ausstellung sprechen zu lassen. Sollte sich die chinesische Regierung weigern, müsse die Ausstellung abgebrochen werden.

Der menschenrechtspolitische Sprecher der CDU/CSU-Fraktion, Arnold Vaatz, hatte sich der Forderung der Grünen angeschlossen. Die Direktoren der drei an der Pekinger Ausstellung beteiligten deutschen Museen wiederum werben in den deutschen Medien offensiv um die Fortsetzung der Ausstellung und den Dialog mit China. Kulturstaatsminister Bernd Neumann hat die chinesische Staatsführung wegen der Inhaftierung des Künstlers Ai Weiwei erneut scharf attackiert. "Ich fordere die chinesische Regierung auf, Ai Weiwei umgehend freizulassen", sagte der CDU-Politiker am Dienstag in Berlin. "Seine plötzliche Inhaftierung führt uns vor Augen, dass Menschenrechte, Rechtsstaatlichkeit und vor allem die Freiheit der Kunst in China grob missachtet werden", fügte der Kulturstaatsminister hinzu. Forderungen nach einem vorzeitigen Abbruch der Schau könne er verstehen. Er halte es aber für falsch, den kulturellen Austausch mit autoritären Regimen zu unterlassen. "Veränderung erreicht man nur im Dialog", sagte Neumann.

Geplantes Ende der Ausstellung: 2012

Demonstranten mit rotem Plakat von Ai Weiwei (Foto: AP)
In Berlin gingen die Menschen aus Protest gegen die Inhaftierung Ai Weiweis auf die StraßeBild: dapd

Die Ausstellung "Kunst der Aufklärung" wurde maßgeblich vom deutschen Außenministerium finanziert. Die einjährige Bilderschau war am 2. April von Bundesaußenminister Guido Westerwelle in Peking eröffnet worden. Nur einen Tag später war der chinesische Künstler und Kritiker der chinesischen Regierung Ai Weiwei am Flughafen in Peking festgenommen worden. Der Aufenthaltsort Ais, dem offiziell Wirtschaftsdelikte vorgeworfen werden, ist bis heute unbekannt.

Autor: Christoph Ricking (mit dpa/kna)

Redaktion: Ana Lehmann