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Langzeitexperiment für Mondmission beendet

18. Juli 2019

Wie reagiert der Körper auf Schlaflosigkeit im Weltraum oder wie schützt man Astronauten vor gefährlichen Bakterien? Viele Fragen zum Leben im All sollten bei Sirius-19 erforscht werden.

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Russland Moskau Mond Mission Sirius
Bild: picture-alliance/Sputnik/A. Filippov

"Wir haben alle Experimente zur vollsten Zufriedenheit ausgeführt", freute sich Missionsleiter Jewgeni Tarelkin. Bei der simulierten Mondreise sollten die extremen Bedingungen für Menschen bei Langzeitmissionen im All untersucht werden. Dabei durchlebten die sechs Wissenschaftler aus den USA und Russland virtuell in rund 120 Tagen den Start, die Mondlandung und die Vorbereitungen zum Aufbau einer Forschungsstation auf dem Erdtrabanten.

Wie die Wissenschaft vom Experiment profitiert

An dem russisch-amerikanischen Projekt beteiligen sich auch Frankreich, Italien, Weißrussland und Deutschland. Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt ist Kooperationspartner bei Sirius. Sechs Experimente aus Deutschland wurden jetzt erfolgreich ausgeführt.

"Der Fokus liegt auf dem Sozialen und Psychologischen. Aber auch auf anderen Sachen wie Mikrobiologie. Wie schaffen wir es zum Beispiel, die Oberflächen von Raumschiffen kontaminationsfrei zu halten?", erklärte Christian Rogon vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) im Gespräch mit der DW.  Der Umgang mit Bakterien liegt übrigens nicht in weiter Ferne, sondern hat schon jetzt einen praktischen Nutzen für die Internationale Raumstation ISS. Ihre Wände sind mit Keimen verschmutzt, die im Weltall entstanden sind und gefährlich für die Gesundheit der Astronauten sein könnten.

Virtuelle Reise zum Mond -  Langzeitexperiment in Moskau begonnen
An dem russisch-amerikanischen Projekt beteiligen sich auch Frankreich, Italien, Weißrussland und Deutschland. Bild: picture-alliance/dpa/DLR/IBMP

Jedes beteiligte Land hat seine eigenen Interessenschwerpunkte. Die deutschen Wissenschaftler wollen zum Beispiel auch noch wissen, wie der Körper auf Schlaflosigkeit im Weltraum reagiert. Oder etwa, wie die Weltraumumgebung die Pilotenleistung von Astronauten beeinflusst, wenn sie irgendwo andocken. An einer russischen Mondorbitalstation zum Beispiel. Das kann auch die Autoindustrie interessieren. Ganz irdisch also. Schon jetzt.

"Kosmonauten" unter Beobachtung

Das Projekt umfasste Leben und Forschen in vier holzverkleideten Containern. Innendrin: Die Atmosphäre einer russischen Datscha oder eines deutschen Wohnwagens, Gelsenkirchener Barock. Doch was wie ein gemütliches Sommerhäuschen aussieht, ist in Wirklichkeit ein modernes Medizin- und Forschungslabor, in dem viele wissenschaftliche Experimente durchgeführt und sogar medizinische Notfälle hätten behandelt werden können. Betten, Küche, Waschraum, Gemeinschaftsecke, Sportbereich bilden den Lebensmittelpunkt während der simulierten Mondreise. Big-Brother-Container? Ein bisschen schon. Denn die "Kosmonauten" standen unter Beobachtung. 85 Kameras. In fast allen Räumen. Rund um die Uhr.

Wissenschaftler verlassen das Sirius-19 Isolationsstation
Erleichterung nach 120 Tagen Isolation - die sechs Wissenschaftler verlassen Sirius-19 Bild: picture-alliance/Sputnik/A. Filippov

Weitere Experimente geplant 

In den kommenden Jahren soll es weitere Sirius-Experimente geben. Das nächste Experiment im nächsten Jahr soll acht Monate dauern, und es soll auch mehr Besatzungsmitglieder geben.

50 Jahre nach der ersten Mondlandung laufen die Vorbereitungen für eine neue bemannte Mondmission nicht nur in Russland auf Hochtouren. Vor allem die USA und China planen eine Raumstation auf dem Mond. Von dort aus sollen Flüge tiefer ins All möglich sein. 

 

DW Mitarbeiterportrait | Alexander Freund
Alexander Freund Wissenschaftsredakteur mit Fokus auf Archäologie, Geschichte und Gesundheit@AlexxxFreund