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Launiger Käse-Kick

Jens Krepela22. Mai 2012

Überflüssig, falsch terminiert und lästig – von allen Seiten gab es Kritik am Freundschaftsspiel zwischen FC Bayern München und Hollands Nationalelf. Es endete 3:2 und erlaubte zumindest eine psychologische Erkenntnis.

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Arjen Robben (l.) im Trikot der niederländischen Nationalelf im Freundschaftsspiel bei Bayern München (Foto: Getty Images)
Bild: Getty Images

Die deutsche und die niederländische Fußballer-Seele sind gar nicht so verschieden, das ist die Erkenntnis des Abends in München. Hollands Arjen Robben knabbert Tage nach dem dramatisch verlorenen Champions-League Endspiel noch genauso an seinem verschossenen Elfmeter wie Münchens Bastian Schweinsteiger. "Total leer im Kopf, immer noch“, so beschrieb auch Karl-Heinz Rummenigge, Vorstandsboss des FC Bayern, seinen eigenen mentalen Zustand. Geplant war das Aufeinandertreffen als feierlicher Saisonausstand. Als Wiedergutmachung dafür, dass Arjen Robben verletzt bei der WM 2010 im Einsatz war und seinem Club, dem FC Bayern, danach fast ein halbes Jahr fehlte. Nur Tage nach der schmerzhaften Pleite und mitten in der EM-Vorbereitung war es nun eher Last als Lust für alle Beteiligten. Als Konsequenz musste Schweinsteiger gar nicht auflaufen, der eigentliche Hauptprotagonist Robben wurde von Bondscoach Bert van Marwijk erst in der 76. Minute eingewechselt.

Porträtaufnahme Bert van Marwijk (Foto:Keystone/Laurent Gillieron/AP/dapd)
van Marwijk schonte RobbenBild: dapd

Dabei wurde er vom Publikum mit aufmunternden Sprechchören, aber auch mit Pfiffen empfangen. Bei Ballberührungen des 28-Jährigen äußerten Zuschauer ebenfalls ihren Unmut. "Der FC Bayern sollte sich schämen, das hat Arjen nicht verdient", schimpfte Elftal-Kollege Rafael van der Vaart, "wir hatten so etwas nicht erwartet. Das ist peinlich." Robben hatte in der Verlängerung des Champions-League-Endspiels gegen den FC Chelsea (3:4 i.E.) einen Elfmeter verschossen.

Kroos und Gomez betreiben Seelenmassage

Sportlich ist der Spielverlauf schnell erzählt: Nach einer Balleroberung in der niederländischen Hälfte erzielte Toni Kroos per Fernschuss mit gnädiger Hilfe von Hollands Ersatztorhüter Michel Vorm (17. Minute) das 1:0. Im direkten Gegenzug schafften die Oranjes den Ausgleich: Klaas-Jan Huntelaar sprintete am müden Anatoli Timoschtschuk vorbei und überwandt Butt zum Ausgleich (18.). Kurz darauf schloss Luciano Narsingh einen Angriff per Heber zum 2:1 für die Niederlande ab (20.). Doch auch die Bayern antworteten schnell: Ivica Olic flankte in seinem letzten Spiel im Bayern-Trikot maßgerecht auf Nils Petersen, der den Ball aus kurzer Distanz per Kopf verwandelte (28.). Kurz vor dem Schlusspfiff erzielte der eingewechselte Mario Gomez den 3:2-Siegtreffer für die Hausherren. Lockere Ballstaffetten, kaum Zweikämpfe und wohlwollendes Abwehrverhalten füllten die Minuten zwischen den Treffern. Die 33.000 Zuschauer nahmen den Protagonisten den Sommerfußball nicht übel, sie ließen zeitweise die Laola durch die Münchener Arena schwappen.

Blickrichtung Europameisterschaft

Freiraum für die Seele - das ist das deutsch-holländische Rezept für die angeknacksten Fußballer-Herzen mit Blick auf die EM. "Arjen bekommt bis Freitag frei", sagte Bondscoach van Marwijk. Die acht deutschen Nationalkicker der Bayern, darunter auch Kapitän Philip Lahm, dürfen sogar noch einen Tag länger ausspannen. "Wir wollen ihnen etwas Luft nach hinten lassen", betonte Oliver Bierhoff, der Manager des DFB-Teams, im Trainingslager in Südfrankreich, "Samstag abend sollten dann alle hier sein." Bundestrainer Joachim Löw folgt damit einer Empfehlung des Teampsychologen Hans-Dieter Hermann.

Bundestrainer Joachim Löw steht neben Nationalspieler Marco Reus im Stadion Andrea Corda in Abbiadori auf der italienischen Insel Sardinien während des Trainings der deutschen Nationalmannschaft. Foto: Marcus Brandt dpa
Löw nimmt Rücksicht auf die Bayern-SpielerBild: picture-alliance/dpa