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Lea Schüller: Tore für den Titel

Sarah Wiertz
7. Juni 2019

Unbekümmert, variabel, torgefährlich: Die junge Stürmerin Lea Schüller gilt als Hoffnungsträgerin der DFB-Frauen bei der Weltmeisterschaft in Frankreich - und könnte für einen neuen Trend sorgen.

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Lea Schüller
Bild: picture-alliance/Pressefoto Baumann/H. Britsch

Sie betritt immer zuerst mit dem linken Fuß den Platz - ein Ritual, wie viele Fußballer eins haben. Etwas auffälliger und ganz individuell sind dagegen ihre Schienbeinschoner, die sie zu Weihnachten geschenkt bekommen hat: "Auf dem einen ist ein Löwe abgebildet, der Mut und Kampf symbolisiert", erzählt Lea Schüller bei einem Sponsoren-Termin. "Auf dem anderen ist eine Spielszene zu sehen, in der wir in der 90. Minute den Siegtreffer erzielt haben und wir uns alle in den Armen liegen." 

Screenshot Instagram leaschueller
Bild: instagram/leaschueller

Ein Bild, das die deutschen Fußballfans natürlich gerne am 7. Juli sehen würden - am WM-Finaltag in Lyon. Dass die diesjährige Weltmeisterschaft ausgerechnet in Frankreich stattfindet, ist für Lea Schüller ein lustiger Zufall. Schließlich hat die deutsche Nationalstürmerin in diesem Land ihre Leidenschaft für den Fußball entdeckt. "Ich habe 2004 im Frankreich-Urlaub die Europameisterschaft geschaut, und danach wollte ich unbedingt selber Fußball spielen. Also wurde ich in einem Verein angemeldet“, so die 21-Jährige.

Sieben Jahre war sie damals alt. Heute, 14 Jahre später, ist Lea Schüller Hoffnungsträgerin der deutschen Frauenfußball-Nationalmannschaft bei dieser WM. "Die Lea ist eine Stürmerin, die nicht viele Torchancen braucht, um das Tor zu erzielen", erklärt Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg gegenüber der Deutschen Welle. "Sie ist eine Strafraumspielerin, die viele Fähigkeiten hat."

Ob wuchtiger Distanzschuss - so wie ihr Treffer gegen Österreich im vergangenen Jahr, der zum schönsten DFB-Tor des Jahres gekürt wurde - ob aus der Drehung mit feinem, linken Abschluss wie gegen Frankreich, oder ob mit dem Kopf wie gegen Tschechien: Die Spielerin des Bundesliga-Vierten SGS Essen ist sehr variabel. "Sie kann rechts wie links abschließen, sie hat einen guten Kopfball, durch ihre Größe hat sie gute körperliche Voraussetzungen und sie bringt eine gewisse Coolness mit, obwohl sie noch sehr jung ist", zählt Voss-Tecklenburg die Stärken der 1,73 Meter großen Stürmerin auf. "Sie hat einen sehr guten Zug zum Tor", lobt auch Horst Hrubesch, der die DFB-Frauen interimsweise im vergangenen Jahr betreut und zur WM geführt hatte.

Schult: "Auf dem Platz ist sie rotzfrech"

Acht Tore in 13 Länderspielen - so lautet bisher die beeindruckende Bilanz von Lea Schüller im DFB-Trikot. "Sie hat ein Riesenpotential" bescheinigt ihr die routinierte Nationalmannschaftskollegin Lena Goeßling. Und Torhüterin Almuth Schult meint: "Wir können uns auf das freuen, was noch kommt. Auf dem Platz ist sie rotzfrech."

Deutsche Mannschaft Frauen | Lea Schüller
Schnell und torgefährlich: Lea Schüller hat in ihren noch wenigen Länderspielen eine beeindruckende Torquote erzieltBild: picture-alliance/Eibner-Pressefoto/L. Thienel

Außerhalb des Rasens ist die Studentin des Wirtschaftsingenieurwesens eher zurückhaltend, bringt sich aber auf unterschiedlichste Weise in die Mannschaft ein. "Ich nehme keine bestimmte Rolle ein", sagt Schüller. "Ich kann lustig sein, aber auch fokussiert und versuche immer, mein Team zu unterstützen." Am besten tut sie dies natürlich mit ihren Toren. Die haben besonders beim letzten großen Turnier gefehlt, bei der Europameisterschaft vor zwei Jahren in den Niederlanden, als für Deutschland überraschend bereits im Viertelfinale Schluss war. Lea Schüller war damals kurz vor EM-Beginn noch aus dem Kader gestrichen worden. 

Voss: "Belastung steuern"

Diesmal, bei der WM, könnte nur noch eine Verletzung oder Erkrankung Lea Schüller von der Teilnahme an ihrem ersten großen, internationalen Turnier abhalten. "Lea muss in den nächsten Jahren an ihren physischen Faktoren arbeiten. Sie war jetzt viel verletzt", sagt Bundestrainer Voss-Tecklenburg und warnt. "Wenn du die körperlichen Voraussetzungen nicht hast, dann wird es schwer auf hohem Niveau ständig zu performen. Wir müssen sehen, dass wir in der Belastungsteuerung mit einer so jungen Spielerin auch sehr behutsam umgehen."

Dahingehend ist Lea Schüller ihr Idol aus dem Männerfußball eine Mahnung: Borussia Dortmunds Kapitän und Nationalspieler Marco Reus, der die Weltmeisterschaften 2010 und 2014 und außerdem die EM 2016 wegen Verletzungen verpasste. "Ich mag seine Art und Weise zu spielen. Mit seinem Tempo, Tordrang und Torgefährlichkeit ist er ein Vorbild für mich."

Mit diesen Eigenschaften will auch Lea Schüller bei der WM überzeugen. Und somit dazu beitragen, dass Deutschland zum dritten Mal Weltmeister wird. Drei Sterne und die DFB-Frauen mit dem WM-Pokal - das wären doch zwei passende Vorlagen für ein neues Set individuell angefertiger Schienbeinschoner.

DW Kommentarbild Sarah Wiertz
Sarah Wiertz Teamleiterin Sport Online