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Bulldozer für Südkorea

25. Februar 2008

Vom Müllmann zum Top-Manager zum Präsidenten: Südkoreas neues Staatsoberhaupt kann auf eine bewegte Biographie zurück schauen. Der 'Bulldozer' hat aber noch viel vor - vor allem mit der Wirtschaft des Landes.

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Der Bulldozer grüßtBild: AP

Der neue südkoreanische Staatspräsident Lee Myung Bak hat am Montag (25.2.2008) sein Amt angetreten. Zu den Gästen der Vereidigungszeremonie in Seoul zählten US-Außenministerin Condoleezza Rice und der japanische Ministerpräsident Yasuo Fukuda. Mit seinem Sieg bei der Präsidentenwahl im Dezember beendete der 66-jährige konservative Politiker die seit zehn Jahren bestehende liberale Vorherrschaft. Der ehemalige Vorstandsvorsitzende des Hyundai-Konzerns wird wegen seiner zupackenden Art auch "der Bulldozer" genannt.

"Startjahr für den Aufstieg"

"Ich erkläre hiermit das Jahr 2008 zum Startjahr für den Aufstieg Südkoreas", sagte der 66-Jährige bei der Zeremonie vor dem Gebäude der Nationalversammlung. Vor den rund 60.000 Zuschauern kündigte er eine Wiederbelebung der Wirtschaft und eine Stärkung der Beziehungen zu den USA an. Das kommunistische Nachbarland Nordkorea forderte er auf, sein Atomwaffenprogramm aufzugeben.

Eine Militärkapelle spielt zur Amtsübergabe
Eine Militärkapelle spielt zur AmtsübergabeBild: picture-alliance/ dpa

"Die wirtschaftliche Wiederbelebung ist unsere dringendste Aufgabe", sagte Lee. Er wolle das Wachstum ankurbeln, neue Arbeitsplätze schaffen und auch versuchen, dass es weniger Konflikte zwischen Arbeitern und Management gebe. "Wir müssen vom Zeitalter der Ideologie zum Zeitalter des Pragmatismus kommen", erklärte er in Anspielung auf die letzten zehn Jahre mit einer liberalen Staatsführung unter seinen Vorgängern Roh Moo Hyun und Kim Dae Jung.

Lee hatte die Wahl mit dem Versprechen gewonnen, ein jährliches Wirtschaftswachstum von sieben Prozent zu erreichen und das Pro-Kopf-Einkommen in den nächsten zehn Jahren auf 40.000 Dollar (27.000 Euro) zu verdoppeln. Das Wirtschaftswachstum lag im vergangenen Jahr bei 4,9 Prozent, ein Jahr davor bei fünf Prozent - nach Ansicht von Lees zu wenig.

Lee proklamiert eine stärkere Marktorientierung, mehr Wettbewerb und eine härtere Vorgehensweise gegenüber Nordkorea. Bei der Wahl erhielt er mit 48,7 Prozent die meisten Stimmen der zehn Kandidaten. Der zweitplatzierte Chung Dong Young von der United New Democratic Party kam auf 26,1 Prozent.

Müllmann und Bürgermeister

Lee fasziniert die Koreaner aber auch wegen seiner bemerkenswerten Karriere. Lee ist der erste Präsident Südkoreas, der aus dem Unternehmertum kommt. In Japan geboren, arbeitete sich Lee aus armen Verhältnissen nach oben: Seine Studium finanzierte er sich als Müllmann. Beim Hyundai-Konzern stieg er schnell ins Direktorium der Firma auf. 1992 verließ Lee Hyundai im Streit und wechselte in die Politik. Er wurde zunächst Abgeordneter für die konservativen Große Nationalpartei (GNP) und im Juli 2002 Bürgermeister der Hauptstadt Seoul.

Lee Myung Bak als Präsident Südkoreas vereidigt
Lee Myung Bak, links, bei der NationalhymneBild: AP
Lee bezeichnete sich in seinem Amt als "Vorstandvorsitzenden" der Zehnmillionenmetropole. Eine Stadt soll nach Lee wie ein Unternehmen Gewinne machen können. Lee investierte in den öffentlichen Nahverkehr, ließ einen Wald anlegen und plante Seoul Lebensqualität zurückzugeben. Nach Ansicht des neuen Präsidenten soll Südkorea als elftgrößte Industrienation nicht nur am Wirtschaftswachstum, sondern auch am Lebensstandard gemessen werden. (sams)