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"Lehnt man sich zurück, sind das die Erfolge von gestern."

Manuela Kasper-Claridge2. Oktober 2014

Johanna Wanka ist Mathematikerin und Bundesministerin für Bildung und Forschung. Im Interview verrät sie, was Mathe mit Politik zu tun hat und wie gefährlich es ist, sich auf Erfolgen auszuruhen.

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Johanna Wanka, Bundesministerin für Bildung und Forschung
Bild: picture-alliance/dpa

Journal Interview - Mit Bundesbildungsministerin Johanna Wanka

DW: Frau Ministerin, Sie sind promovierte Mathematikerin. Was begeistert Sie so an der Mathematik?

Johanna Wanka: Mathe ist schön logisch, man muss nicht so viel lernen, sondern kann viel mit dem Kopf, mit Nachdenken machen. Das ist mir schon in der Schule sehr leicht gefallen - ich habe sogar Mathe-Olympiaden gewonnen. Das hat Spaß gemacht. Außerdem stamme ich ja aus der ehemaligen DDR. Ich hätte ganz gerne auch Germanistik studiert, habe mich aber für Mathematik entschieden, weil dieses Fach systemfremder und -ferner und deswegen besser war.

Kann man die Logik, die Sie in der Mathematik gelernt haben, auch in der Politik anwenden?

Also da ist nicht immer alles logisch. Aber ich glaube schon, dass man versucht, Dinge zu analysieren. Systematisch zu hinterfragen ist etwas, was man sowohl in der Politik als auch als Naturwissenschaftlerin intiuitiv versucht.

Es gibt Experten, die sagen, die deutsche Wissenschaft steht heute so gut da, wie noch nie seit dem Zweiten Weltkrieg. Würden Sie dem Urteil zustimmen?

Ich glaube ja.

Warum?

Wir sind sehr, sehr leistungsstark. Die Hochschullandschaft hat sich profiliert. Wir haben die großen außeruniversitären Forschungseinrichtungen und können sagen, dass wir in der Grundlagenforschung international stark aufgestellt sind und dass wir es auch geschafft haben, den Transfer von der Wissenschaft in die Wirtschaft deutlich zu verbessern. Wobei es immer noch Luft nach oben gibt. Aber bei vielen Themenfeldern in der Spitzenforschung spielen wir in der Weltspitze mit.

Warum ist das so wichtig für Deutschland ?

Wir haben keine Rohstoffe, keine Diamanten, Minen und anderes, sondern müssen auf das setzen, was wir haben: Menschen, Innovationskraft, deutsche Ingenieurkunst. Das ist die Basis für unseren Erfolg. Kreativität, Bildung, Entwicklung - das ist die Basis für das, was in Deutschland in den letzten zehn Jahren gewachsen ist.

Aber wenn die Situation so positiv ist, könnten Sie sich ja zurücklehnen und sagen:"Ist alles super!"

Das wäre das Allerschlimmste! Denn der internationale Wettbewerb ist ziemlich heftig und gerade Länder, die eben noch nicht so stark waren, versuchen enorm aufzuholen. Wenn man sich zurücklehnt, sind das die Erfolge von gestern. Gerade deswegen muss man sich anstrengen, um das zu halten oder eventuell die Wettbewerbsfähigkeit im Wissenschaftsbereich sogar noch zu steigern.

Wie sehen diese Anstrengungen aus?

Sie sind vielfältiger Art. Die Bundesregierung hat seit 2005 die Ausgaben für Bildung und Forschung erhöht und das bei sinkendem Haushalt. Wir setzen also deutliche Prioritäten und das wird auch international registriert.

Trotzdem heißt es immer, dass Deutschland nicht die Nummer eins, zwei oder drei ist für Wissenschaftler. Was ist denn das Problem?

... war das Problem ...

Also die Schweiz oder die USA sind angeblich attraktiver...

Das war viele Jahre ein Problem. Als ich Rektorin war in den 90er Jahren oder Anfang dieses Jahrtausends, haben wir immer Schimpfe bekommen, dass viele junge Leute in die USA oder woanders hin abwandern, weil Deutschland zu wenig attraktiv ist. Das hat sich in den letzten Jahren geändert. Heute können wir sagen, dass wir das drittbeliebteste Land für Studenten auf der Welt sind. Am allerliebsten gehen sie in die USA, dann nach Großbritannien und danach kommen schon wir. Das heißt, als nicht englischsprachiges Land haben wir die größte Anzugskraft für Studenten aus aller Welt. Das war vor einigen Jahren nicht so.

Also Deutschland ist wieder "in". Kann man das so sagen?

Ja. Das klingt jetzt vielleicht ein bisschen großartig, aber wir sind gut aufgestellt.

Das komplette Interview mit Bundesministerin Johanna Wanka sehen Sie im Video.

Das Interview führte Manuela Kasper-Claridge.