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Leidenschaft für Lehm

7. November 2008

Ein Land arm an Rohstoffen: Marokko muss 90 Prozent seiner Energie importieren. Eine Abhängigkeit, die teuer ist. Mit traditioneller Architektur versucht eine Marokkanerin Energie zu sparen. Das Konzept hat Erfolg.

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Außenaufnahme der marokkanischen Architektin Salima Naji. Sie hält einen Lehmziegel in der Hand.
Erdverbunden: Architektin Salima NajiBild: DW

Es ist eine ganz besondere Baustelle: Hier hat Salima Naji, eine der bekanntesten Architektinnen Marokkos, das Sagen. Eine Architektin, die großen Wert auf das kulturelle Erbe ihres Landes legt.

Traditionelles Baumaterial der Zukunft

Tahanaoute, ein Dorf bei Marrakesch: 50 Handwerker arbeiten auf Salimas Baustelle. Hier entsteht eine Ferienanlage. Der Baustoff kommt aus der Erde: Lehm. Ein traditionelles Baumaterial, zu dem Salima ein ganz besonderes Verhältnis hat. „Man könnte sagen, dass ich an einem etwas undankbaren Material hängengeblieben bin“, sagt Salima. „Alles dauert lange, man kann das Resultat nicht sofort sehen. Aber es ist so befriedigend zu erleben, was man aus blanker Erde machen kann“.

Teilansicht des Rohbaus einer aus Lehm gebauten Ferienanlage in Marokko. Architektin: Salima Naji
Bauen nach altem VorbildBild: DW

Kühlender Lehm

Im Inneren des Rohbaus herrscht eine angenehme Kühle nach der sengenden Hitze von mehr als 40 Grad draußen. „Schon mit gesundem Menschenverstand erkennt man, dass Lehm besser ist als Zement“, sagt Salima.

Häuser aus Lehm können eine ideale Lösung für Marokko sein. Für ein Land, in dem es im Sommer sehr heiß wird und im Winter kalt. Lehm speichert Wärme und reguliert die Luftfeuchtigkeit. Lehm ist eine natürliche Klimaanlage – für Salima ein wichtiger Grund, mit diesem Material zu arbeiten: Es sei bekannt dass Klimaanlagen die Umwelt verschmutzen, sagt die Architektin. „Die Stromkosten steigen und außerdem sind diese Systeme nie zu 100 Prozent zuverlässig und man wird schnell krank. Also, wenn es ohne Klimaanlagen geht, machen wir’s doch besser ohne!“

Im Inneren des aus Lehm gebauten Rohbaus einer Ferienanlage in Marokko. Architektin Salima Naji
Lehm - eine Alternative zur KlimaanlageBild: DW

Liebe zu Marokko und zur Natur

Salima, die am Meer aufgewachsen ist, hat schon als Kind viel Zeit im Freien verbracht. Vieles hat sie aus Holz und Lehm selbst gebaut. Für sie ist es nur eine logische Konsequenz, weiter mit natürlichen Materialen zu arbeiten. In ihrer Kindheit ist Salima mit ihrer Familie viel durch ihr Heimatland gereist – Salimas Vater hat als Geologe überall in Marokko gearbeitet. Dabei habe sie gelernt, auch unter einfachsten Bedingungen zu leben und sich auf die verschiedensten Menschen einzustellen. Davon profitiert Salima noch heute.

Wenn sie in Dörfern wie Assa im Süden arbeitet, muss sie auf jeden Komfort verzichten. Oft gibt es dort keinen Strom oder kein fließendes Wasser. Salima nimmt all das gern in Kauf.

Klare Ideen und Durchsetzungsvermögen

Während sie auf Baustellen wie der in Tahanaoute gut verdient, engagiert sie sich bei der Restauration der Häuser in den abgelegenen Dörfern des Landes ohne finanzielles Interesse. Salima liebt ihre Heimat. Mit ihrem Einsatz will sie helfen, das kulturelle Erbe Marokkos zu retten. Sie weiß genau was sie will und setzt ihre Ideen energisch durch. Probleme hat die Architektin in ihrem Metier, das von Männern dominiert wird, selten. Auf ihren Baustellen ist Salima jedenfalls ganz klar die Chefin. Eine beeindruckende, selbstbewusste Frau mit großen Visionen.

Autorin: Christine Harjes

Redaktion: Peter Koppen