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Kunst

Leopold-Hoesch-Museum stößt auf Raubkunst

2. Dezember 2016

Das Leopold-Hoesch-Museum und das Wallraf-Richartz-Museum haben über 4000 ihrer Werke auf deren Herkunft untersucht. Das Ergebnis: 177 Gemälde sind NS-Raubkunst. Eine Ausstellung klärt über die Provenienzforschung auf.

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Symbolbild Provenienzforschung
Bild: picture-alliance/dpa/H. Kaiser

"Unsere Werte?" - Das fragt die Ausstellung im Leopold-Hoesch-Museum in Düren, die am Sonntag ihre Türen öffnet. Zurück geht die Frage auf zwei aktuell laufende Forschungsprojekte des Leopold-Hoesch-Museums und des Wallraf-Richartz-Museums Köln. Seit mehreren Jahren erforschen die beiden Museen, woher genau ihre Museumsobjekte stammen. Im Fokus stehen hierbei allein 2040 Kunstwerke des Leopold-Hoesch-Museums, die seit 1946 vom Museum erworben wurden. Aber auch der Altbestand wird untersucht, soweit er ab 1933 ins Museum kam. Bisher ist die Provenienz, sprich die Herkunft, von 505 Werken geklärt. Bis 2018 soll das Forschungsprojekt fortgeführt werden. 

Die Ausstellung "Unsere Werte? Provenienzforschung im Dialog: Leopold-Hoesche-Museum und Wallraf-Richartz-Museum" stellt diese Arbeit anhand von 500 Dokumenten und 160 Kunstwerken in sieben Sektionen ins Zentrum. Auf diese Weise wird den Besuchern ein Einblick in die Zusammenarbeit beider Museen in der NS-Zeit und nach 1945 gewährt. 

Verbleib der geraubten Werke noch unklar

Portrait von Honore Daumier
Honoré Daumier auf einer Lithographie, die ihn im Alter von 29 Jahren zeigt Bild: picture alliance/akg-images

Seitens des Leopold-Hoesch-Museums hat der Kunsthistoriker Kai Artinger, der das Projekt in Düren seit 2015 leitet, bisher 177 Werke ausfindig gemacht, die ihren rechtmäßigen Besitzern durch die Nazis genommen wurden. Medienberichten zufolge befinden sich Grafiken des Karikaturisten Honoré Daumier (1808-1879) und des deutschen Malers und Grafikers Adolph von Menzel (1815-1905) darunter.

In vier Fällen wurden Verhandlungen über die Rückerstattung an den rechtmäßigen Eigentümer aufgenommen. Ziel ist es, eine faire und gerechte Lösung zum Verbleib der Kunstwerke zu finden, so das Leopold-Hoesch-Museum. Noch ist offen, ob die Werke im Museum verbleiben oder zurückgegeben werden.

Zwei Museen mit gemeinsamer Geschichte

Der Kölner Stadtrat hatte im September dieses Jahres beschlossen, die Zeichnung "Blick über die Dächer von Schandau" von Adolph von Menzel an die Familie Wolffson zurückzugeben. Die Nachfahren des ehemaligen Besitzers Albrecht Martin Wolffson (1847-1913) waren im Dezember 1938 als Opfer des Nationalsozialismus gezwungen, die Zeichnung zu veräußern. Sie verkauften das Werk am 31. Dezember 1938 an den berühmten Kunstsammler und -händler Hildebrand Gurlitt. Dieser gab das Objekt 1939 an die Galerie Gerstenberger in Chemnitz in Kommission, wo es das Wallraf-Richartz-Museum noch im selben Jahr erwarb.

Kalenderblatt Adolph von Menzel Maler und Graphiker
Adolph von Menzel - auch Werke von ihm sollen den rechtmäßigen Besitzern genommen worden seinBild: picture-alliance / dpa

Die Geschichte des Leopold-Hoesch-Museums in Düren steht in einem engen Verhältnis zum Wallraf-Richartz-Museum in Köln. Für diese Verbindung steht der Kunsthistoriker Dr. Helmut Richard May (1906-1993), der in Personalunion ab 1933 im Wallraf-Richartz-Museum tätig war und zugleich von 1934 bis 1936 das Dürener Museum leitete.

In der Ausstellungskooperation der beiden Museen werden nun zum ersten Mal das Netzwerk von Institutionen, Sammlern, Kunsthandlungen, Ausstellungen und Publikationen sowie die Beziehung zwischen den Häusern in der Zeit des Nationalsozialismus aufgezeigt. 

bb/myk (dpa, WDR, Leopold-Hoesch-Museum)