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Letzte Chance für Iran gegen Portugal

16. Juni 2006

Beim Spiel Portugal-Iran geht es für die Asiaten bereits um alles. Sollten sie keinen Sieg einfahren, ist ein Weiterkommen in die nächste Runde ausgeschlossen. Die Portugiesen sind die Favoriten in der Begegnung.

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Die Fans des Iran müssen beim Spiel gegen Portugal wohl auf ein kleines Fußball-Wunder hoffenBild: AP

Nach dem mühevollen Auftaktsieg gegen Angola kann Portugals Trainer Luiz Felipe Scolari das Land erstmals seit 40 Jahren bei einer WM in die zweite Runde führen. "Es sind noch sechs Punkte zu vergeben und ich erwarte einen Sieg. Aber es wird hart", kündigte er an. Seine Mannschaft muss gegen den Iran antreten (Samstag in Frankfurt, 15.00 Uhr). Für die Iraner geht es nach der 1:3-Niederlage gegen Mexiko um alles.

WM Fußball Portugal Trainer Luiz Felipe Scolari
Portugals Trainer Luiz Felipe ScolariBild: AP

Auch bei ihrem zweiten Auftritt können die Portugiesen voraussichtlich wieder nicht in Bestbesetzung auflaufen. Zwar ist Deco nach seiner Knöchelverletzung wieder ins Mannschaftstraining eingestiegen und steht der "Seleccao" wieder zur Verfügung. Scolari ließ aber offen, ob der Spielmacher von Beginn an dabei ist. Auch der Einsatz von Jungstar Cristiano Ronaldo ist fraglich. Der Stürmer von Manchester United laboriert an einer Muskelverhärtung im Oberschenkel.

Ohne Übermut

Die Portugiesen wissen um ihre Favoritenrolle, wollen den Gegner aber nicht unterschätzen. "Ich weiß zwar wenig über die Mannschaft, aber wir erwarten ein schwieriges Spiel. Für Iran ist es die letzte Chance", sagt Rekord-Nationalspieler Luis Figo, der bei einer Rückkehr von Deco wieder auf die Außenposition rückt. Auch Mittelfeldspieler Costinha warnt vor dem nächsten Gegner. "Die Mannschaft ist stark, weil viele Spieler aus der Bundesliga dabei sind", sagt der Defensivspezialist, der möglicherweise für Tiago in die Startformation rückt.

Kritik iranischer Zeitungen

Im iranischen Lager ist die anfängliche Euphorie über die "beste Mannschaft aller Zeiten" verflogen. Nach der Auftaktniederlage musste Trainer Ivankovic harte Kritik iranischer Medien einstecken, auf die der sonst so souveräne Kroate zunehmend gereizt reagierte. Bei einer weiteren Schlappe wäre nicht nur der Traum vom erstmaligen Erreichen der zweiten Runde bei einer WM beendet, sondern wohl auch seine Zukunft als Nationalcoach. Sein Vertrag läuft nach dem Turnier aus.

WM Fußball Iran Ali Daei in Friedrichshafen
Ali Daei hat reichlich Erfahrung aus der Fußball-BundesligaBild: AP

Der heftig umstrittene Altstar und ehemalige Bundesliga-Profi Ali Daei hat seine Rückenbeschwerden überwunden und könnte zumindest wieder auf der Bank sitzen. "Ich gehe davon aus, dass er spielen kann. Er ist nach wie vor ein wichtiger Spieler für uns. Es ist nicht richtig, ihn als Sündenbock abzustempeln", sagte Ivankovic. Der frühere Bundesliga-Profi von Arminia Bielefeld, Bayern München und Hertha BSC Berlin wurde von der Tageszeitung Irane Varzeshi heftig kritisiert: "Daei ist nicht WM-tauglich", titelte sie und bemängelte den körperlichen Zustand des 37-Jährigen. Das Konkurrenzblatt Khabare Varzeshi meinte, Daei "hätte schon vor vier Jahren aufhören sollen", und kam zu dem Schluss: "Sein Einsatz geht auf Kosten des iranischen Fußballs." Die Kritiker werfen Daei persönliche Eitelkeit vor - der zweimalige Welttorjäger, der es als bislang einziger Fußballer auf über 100 Länderspieltore gebracht hat, wolle nur seinen Rekord ausbauen. Ein weiterer Kritikpunkt, den auch die eigenen Mitspieler hinter vorgehaltener Hand äußern: Seine Rückenverletzung nach dem 1: 3 zum Auftakt gegen Mexiko sei vorgeschoben gewesen, um von seiner schwachen Leistung abzulenken.

Schatten über dem Spiel

Die beiden Mannschaften werden in der WM-Arena in Frankfurt/Main vermutlich bei geschlossenem Stadiondach spielen. Grund für die Maßnahme ist der erwartete Sonnenschein in der Mainmetropole. Beim ersten Spiel zwischen England und Paraguay (1: 0) unter strahlend blauem Himmel war das Dach offen geblieben, so dass der Video-Würfel in der Mitte der Arena unangenehme Schatten auf die internationale TV-Übertragung des Spiels warf. Nach der anschließenden Kritik wurde schon die zweite WM-Partie in Frankfurt/Main zwischen Südkorea und Togo (2:1) als "geschlossene Veranstaltung" durchgeführt. (mas)