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Letzte Hoffnung "Anna": Luc Bessons neuer Film

Jochen Kürten
18. März 2019

Seine Karriere weist große Erfolge, aber auch kapitale Flops auf. Jetzt kommt sein Actionspektakel "Anna" weltweit in die Kinos. Besson galt als mächtigster Mann des französischen Films. Doch sein Imperium ist bedroht.

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Luc Besson (Pressmaterial/International Filmfestival Locarno (2014))
Bild: Pressmaterial/International Filmfestival Locarno (2014)

Kann Luc Besson noch einmal den Kopf aus der Schlinge ziehen? Sein neues Action-Epos "Anna", in dem sich eine junge KGB-Agentin martialisch gegen alle möglichen Bösewichte zur Wehr setzt, gilt als letzte Hoffnung für den angeschlagenen Regisseur und Produzent. Bessons Film-Imperium, u.a. eine Produktionsfirma und eine Filmschule, ist in eine schwere finanzielle Schieflage geraten. Seine Firma "EuropaCorp", mit der der Franzose Hollywood Paroli bieten wollte, ist zahlungsunfähig. Ein Pariser Gericht beantragte vor kurzem Gläubigerschutz. 

Zuletzt stand bei dem 1959 geborenen Luc Besson darüber hinaus auch die Verteidigung der eigenen Person im Vordergrund. Mehrere Frauen hatten dem Regisseur und Produzenten 2018 sexuelle Übergriffe vorgeworfen. Auch wenn einige Ermittlungen in der Folge eingestellt wurden, stehen andere Vorwürfe gegen den Franzosen noch heute im Raum. Besson hatte stets bestritten, gegen die Frauen übergriffig geworden zu sein.

Konkurrenz zu Hollywood: "Valerian"

Sein vorletzter Film, das Science-Fiction-Opus "Valerian"- Die Stadt der tausend Planeten", der 2017 weltweit in die Kinos kam, spielte weit weniger ein als erhofft. "Valerian" gilt mit rund 200 Millionen Euro als teuerster französischer Film aller Zeiten. Die Story, die auf einem 50 Jahre alten Comic basiert, ist eine Art "Star Wars"-Version auf Französisch. Doch die Einspielergebnisse von "Valerian" blieben bescheiden, in der Heimat, aber auch auf den großen Kino-Märkten USA und China.

Szene aus "Valerian - Die Stadt der tausend Planeten" von Luc Besson mit zwei Darstellerin in Actionszene
Junge Darsteller für ein junges Publikum: doch "Valérian" floppte weltweitBild: Universum Film

Bessons Kino-Imperium geriet daraufhin ins Wanken. Bei einem 200-Millionen-Budget muss solch ein Blockbuster viel Geld einspielen, um tatsächlich zu einem nachhaltig kommerziellen Erfolg zu werden. Besson war nicht nur Regisseur des Films, sondern auch Produzent. Hinter "Valerian" steht seine Produktionsfirma "EuropaCorp".

Mit seinen Regiearbeiten feierte er auch künstlerische Erfolge

"EuropaCorp" hatte der umtriebige Besson im Jahr 2000 gegründet und sich damit endgültig zum mächtigsten Mann der heimischen Filmindustrie aufgeschwungen. Zwar hatte Besson in den 1980er Jahren als Regisseur begonnen und mit Erfolgen wie "Im Rausch der Tiefe", "Léon - der Profi" und "Das fünfte Element" beachtliche Erfolge an den Kassen und auch bei der Kritik feiern können, doch endgültig in seinem Element schien der gebürtige Pariser erst mit der Gründung der eigenen Produktionsfirma zu sein.

Luc Besson war einer der erfolgreichsten Produzenten in Frankreich

Ende der 1990er Jahre spülten die Einnahmen erfolgreicher Filme wie "Taxi" und "Taken", die dann jeweils in Serie gingen, Millionen in die Kassen von Bessons Firma. Der Franzose arbeitete von nun an zweigleisig. Seine Regiearbeiten erreichten nur noch selten die große künstlerische Kraft vergangener Tage. Immerhin konnte er mit "Lucy" - mit Scarlett Johansson in der Hauptrolle - auch in den USA noch einen großen Erfolg feiern. Besson war zu diesem Zeitpunkt eher Produzent populärer Massenware als künstlerisch ambitionierter Filmemacher: Das französische Kino auf (kommerzielle) Augenhöhe mit Hollywood zu hieven - das schien sein Ziel.

Filmstill aus "Anna" mit Hauptdarstellerin Sasha Luss
Sie schlägt in "Anna" alles kurz und klein: Sasha LussBild: Imago Images/Zuma/Summit Entertainment

Das ging auch eine Zeit lang gut. Mit dem Großprojekt "Valerian" scheint er sich aber verhoben zu haben. Ob nun "Anna" noch viel retten kann, scheint zweifelhaft. Besson hält inzwischen nur noch gut ein Drittel der einst von ihm aus der Taufe gehobenen Firma. Zuvor waren bereits Anteile verkauft worden, unter anderem nach Hongkong. Und selbst wenn es mit "EuropaCorp" trotz der großen Schieflage weitergehen sollte, Bessons Zukunft dort ist alles andere als rosig. Nach dem Willen der anderen Miteigentümer soll der Franzose das Unternehmen auf keinen Fall weiter führen. 

"Anna" setzt - nach dem Vorbild von Bessons letztem großen Erfolg "Lucy" - ganz auf die Power einer attraktiven jungen Frau. Die Neuentdeckung Sasha Luss schlägt sich durch den actiongeladenen Film wie eine Mischung aus James Bond, Rambo und Lara Croft. Dem neuen weiblich geprägten internationalen Action-Kino setzt der Franzose damit ein Denkmal. Ob "Anna" die eigene Karriere wieder befeuern kann, darüber werden die Zuschauer in aller Welt entscheiden.

"Anna" startet am 20. Juni 2019 zunächst in Italien, der Türkei und Singapur. US-Start ist am 21.6. In den folgenden Wochen läuft der Film weltweit in den Kinos. In Deutschland kommt "Anna" am 18. Juli 2019 in die Lichtspielhäuser.