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Herbsttagung der katholischen Bischöfe

Christoph Strack19. September 2013

Bei der Herbstvollversammlung der deutschen katholischen Bischöfe (23.-26.9.) geht es auch um den Generationswechsel innerhalb dieses Gremiums und um inhaltliche Herausforderungen der nächsten Zeit.

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[Bischöfe während einer früheren Herbstvollversammlung in Fulda. Foto: Uwe Zucchi dpa/lhe
Bild: picture-alliance/dpa

Der Satz klingt zunächst nach Routine: Die katholischen deutschen Bischöfe kommen am Montag zu ihrer Herbstvollversammlung zusammen. Dort stehen weder Personalentscheidungen an noch geht es um strittige Beschlüsse – und doch ist das Treffen alles andere als Routine. Es ist die erste Zusammenkunft der 67 Bischöfe nach der Wahl von Papst Franziskus vor gut sechs Monaten. Und es ist das letzte Treffen vor der Wahl eines neuen Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz im März 2014.

Der Wechsel in Rom hat auch der katholischen Kirche in Deutschland eine plötzlich veränderte Stimmungslage beschert. Vorherrschende Themen sind – auch für die Medien - nun nicht mehr die mühsame Aufarbeitung des Missbrauchsskandals vergangener Jahrzehnte oder die Pflege von überkommenem Traditionsgut bis hin zur eifrigen buchhalterischen Auflistung lateinischer Messfeiern in den deutschen Diözesen. Stattdessen dominiert der neue römische Stil: das Engagement von Kirche als Anwalt der Armen, Notleidenden und Verfolgten, ihre Vorbildfunktion beim Thema Armut, die prophetische Dimension des Evangeliums.

Austausch mit der Kirchenbasis

Und deshalb ist es auch mehr als Routine, wenn sich die Bischöfe über den Dialog zu Reformfragen austauschen, den sie 2011 gestartet haben. Seitdem bemühen sich Bischöfe und Laien in einem "Gesprächsprozess", den katholischen Anspruch wieder näher an die gesellschaftliche Wirklichkeit heranzuführen. So drängt die Basis auf eine stärkere Beteiligung von Frauen und auf Bewegung bei ökumenischen Fragen, zumal im Lande der Reformation. Und ganz konkret geht es um einen offeneren Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen, denen der Empfang der Sakramente derzeit verboten ist. Der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, spricht bei dieser Frage von einem "ungeschminkten Blick auf die Realitäten" und drängt auf eine "realistische Sicht der Gegebenheiten". Seine Wortwahl steht für das Bemühen der Bischöfe, hinzuhören und sich als Seelsorger zu verstehen.

Dom zu Fulda Quelle: Geraldo Hoffmann
Dom zu FuldaBild: Geraldo Hoffmann

Personalentscheidung

Noch kurz vor dem Treffen, zu dem sich die Bischöfe in Fulda traditionell am Grab des als "Apostel der Deutschen" verehrten Bonifatius (673-754) versammeln, sorgte eine Personalentscheidung für Aufsehen. Sie betrifft Erzbischof Zollitsch selbst, und sie verschafft den Bischöfen Planungssicherheit für die kommenden Monate.

Am 9. August war Zollitsch 75 Jahre alt geworden und hatte, wie es bei Ortsbischöfen üblich ist, aus diesem Anlass dem Papst seinen Rücktritt angeboten. Franziskus nahm dieses Angebot an wie er seit Amtsübernahme auch in anderen Ländern keine Ausnahmen machte. Und doch sorgt er für Kontinuität. Denn Zollitsch ist nun zwar nicht mehr Diözesanbischof von Freiburg, sondern "Apostolischer Administrator des Erzbistums Freiburg". Nach diesem nicht sehr häufig angewendeten Schritt vertritt Zollitsch sich sozusagen selbst. Er ist einerseits pensioniert, wirkt andererseits aber mit fast den gleichen Rechten wie bisher.

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz (DKB), Erzbischof Robert Zollitsch. Foto: Uwe Zucchi dpa
Erzbischof Robert Zollitsch, noch bis März 2014 Vorsitzender der katholischen Deutschen BischofskonferenzBild: picture-alliance/dpa

Daraus spricht der Respekt des neuen Papstes für Zollitschs Wirken in Deutschland. So entschied der Pontifex auch, dass Zollitsch das Amt des Vorsitzenden der Bischofskonferenz bis zum Ende der Amtsperiode im kommenden März fortführen kann. Die Statuten der Bischofskonferenz sehen in einem solchen Fall etwas anderes vor: "Bei Aussscheiden aus dem Amt des Diözesanbischofs", heißt es da, "endet das Amt des Vorsitzenden." Der stellvertretende Vorsitzende der Bischofskonferenz, Bischof Norbert Trelle, nannte die Entscheidung des Papstes ein gutes Zeichen. Er stelle sicher, dass Projekte und Vorhaben, die Zollitsch angestoßen habe, "in den kommenden Monaten wie in Aussicht genommen weitergehen können". Am 10. März 2014 soll dann ein neuer Vorsitzender gewählt werden.

Markanter Generationswechsel

Der Abschied Zollitschs vom Amt des Erzbischofs von Freiburg und der anstehende Wechsel in der Führung der Bischofskonferenz steht auch für einen Generationenwechsel im Episkopat. Zollitsch sowie die beiden ebenfalls ausscheidenden Kardinäle Joachim Meisner (79) und Karl Lehmann (77) sind die letzten Ortsbischöfe, die noch während des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-65) studierten und zum Priester geweiht wurden.

Kardinal Reinhard Marx copyright: Antje Dechert zugeliefert von: Stefan Dege
Kardinal Reinhard MarxBild: Anjte Dechert

Die derzeit 25 Bischöfe, die an der Spitze eines katholischen Bistums in Deutschland stehen, sind im Durchschnitt knapp 64 Jahre alt. Sie haben die Aufbruchstimmung, die dieses Reformkonzil erzeugt hat, bestenfalls indirekt erlebt. Die gesellschaftliche Vielfalt, die Deutschland heute prägt, kennen sie zumeist aus Studienzeiten oder ihren eigenen Herkunftsfamilien. Der Münchener Kardinal Reinhard Marx, der an diesem Samstag 60 Jahre alt wird und als künftiger Vorsitzender der Konferenz gehandelt wird, ist da ganz typisch: Wie die meisten seiner Mitbrüder stammt er aus ausgesprochen einem katholisch geprägten ländlichen Milieu in Westfalen, das er jedoch hinter sich gelassen hat. Marx ist schwerlich in die üblichen Schubladen zwischen "konservativ" und "liberal" einzusortieren. Die Generation der Bischöfe um Marx, die heute zwischen 55 und 65 Jahre alt sind, wird binnen weniger Monate den Kurs der katholischen Kirche in Deutschland prägen. Sie bestimmt die gesellschaftliche Rolle in einer Gesellschaft, deren Distanz zu den großen Kirchen wächst.