1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Umweltwoche im Präsidentenpalast

Manuela Kasper-Claridge8. Juni 2016

Die Projektwoche am Berliner Schloss Bellevue präsentiert vor beeindruckender Kulisse 200 Umwelt- und Klimaprojekte, von ganz klein bis ganz groß.

https://p.dw.com/p/1J2Kg
Deutschland Joachim Gauck im Schloss Bellevue in der Ausstellung «Woche der Umwelt»
Bild: picture-alliance/dpa/W. Kumm

Schon um 12 Uhr knallt die Sonne gnadenlos auf die Köpfe der vielen Tausend Besucher im Park von Schloss Bellevue. 30 Grad Hitze kurz vor Mittag, Regenschirme werden zu Sonnenschirmen umfunktioniert.

Bundespräsident Gauck nimmt sich trotz Hitze viel Zeit und informiert sich an den zahlreichen Ständen über Klimaschutz und Energie, Biodiversität oder Elektromobilität.

"Ich bin gekommen, um zu lernen. Es geht darum, innovative Wege für den Klimaschutz aufzuzeigen", erklärt er.

"Ich fahre Rad, ich trenne Müll, aber ich könnte sicher noch mehr tun", betont Gauck selbstkritisch und verweist auf die wichtige Rolle der Jugend als Vermittler von Umweltbewusstsein.

Kevin Keller und Simon Schwald sind Teil dieser wichtigen Generation und auch im Schlosspark. Die Schüler der Schillerschule aus Rheinfelden im Süden Deutschlands wurden zusammen mit einigen Klassenkameraden eingeladen, um ihr Projekt "Leuchtfeuer" zu präsentieren. Die Jungen stehen neben Wissenschaftlern, die neueste Entwicklungen in der Batterietechnologie zeigen und Ausstellern, die für Solarhäuser werben.

"Wir sind als einzige Schule eingeladen", sagt Kevin stolz, "weil wir ganz viele Umweltprojekte haben." Und dann erzählt er von den Parcours, die sie regelmäßig in der Schule durchführen. An 34 Stationen werden in Rheinfelden Schüler über Geothermie, Energieeffizienz oder Umweltschutz informiert. Die älteren Kinder leiten die jüngeren an. Sie wurden in vielen Unterrichtsstunden zu Energie- und Umweltlotsen ausgebildet. Dass das Spaß macht, sieht man Kevin und Simon an, die den Besuchern Bilder von ihren Aktionen zeigen. 500 Kinder haben den letzten Parcours absolviert und sind jetzt fit im Klima- und Umweltschutz.

"Wenn wir es praxisorientiert machen, kommt das Thema Umwelt gut an", ergänzt ihr Lehrer, Günter Limberger. Die Teilnahme an der Woche der Umwelt "ist eine Ehre", betont er. Immerhin sei "Leuchtfeuer" eines von knapp 200 ausgewählten Projekten.

Nach dem Pariser Klimaabkommen

Auf der großen Bühne wird derweil über Klimapolitik gesprochen. Bundesumweltministerin Barbara Hendricks diskutiert mit der Fraktionsvorsitzenden der Grünen, Katrin Göring-Eckart, dem Exekutivdirektor des UN-Umweltprogramms Achim Steiner und dem schwedischen Klimaforscher Johan Rockström über die Umsetzung der Klimabeschlüsse von Paris.

"Es ist nicht so, dass jetzt alles einfach wird", sagt Hendricks und macht deutlich, dass es von der Absichtserklärung bis zur Umsetzung noch ein weiter Weg sei. Deutschland habe aber eine Vorreiterrolle in der Klimapolitik und zeige, dass auch ein Industrieland energiepolitisch umsteuern könne.

Grüne oder braune Energie

Bereits jetzt kommen 32 Prozent der Energie in Deutschland aus ökologischen Quellen wie Solar oder Wind. Allerdings werden in Deutschland auch noch 180 Millionen Tonnen Braunkohle gefördert. Der Energieträger Braunkohle ist für über 175 Millionen Tonnen CO2 verantwortlich.

"Wir brauchen eine Obergrenze bei Kohle- und Atomstrom. Wir müssen raus aus den fossilen Energien", ruft Göring-Eckart von den Grünen ins Publikum und erntet Applaus.

Leidenschaftliche Töne schlägt auch Johan Röckström an. Für den schwedischen Klimaforscher ist Deutschland ein weltweites Vorbild.

"Alle Augen blicken auf Deutschland", sagt er. "Sie führen gerade das wichtigste Energieexperiment der Welt durch." Dass Deutschland, die viertgrößte Volkswirtschaft der Welt, Schritt für Schritt auf erneuerbare Energien umstelle, sei eine enorme Leistung.

Bundesumweltministerin Hendricks ergänzt, dass Klimapolitik sowieso nicht nur national betrachtet werden könne. Erfolg verspreche nur globales Handeln. Deutschland habe deshalb unter anderem für die nächsten Jahre rund 3 Milliarden Euro zur Verfügung gestellt, um den Ausbau erneuerbarer Energien in Afrika zu fördern.

Solarsiedlungen und neue Technologien

Während auf dem Podium noch über die richtige Klimapolitik gestritten wird, informieren sich viele Besucher über die zahlreichen Umweltprojekte, die sich im Schlosspark präsentieren. Da werden 50 Solarsiedlungen aus Nordrhein Westfalen vorgestellt oder die neueste Speichertechnologie für die dezentrale Stromversorgung. 4000 Quadratmeter ist die Ausstellung groß, über 400 Experten nehmen an Diskussionen und Fachgesprächen teil.

Die Schüler der Schillerschule aus Rheinfelden sind derweil eifrig mit Fotografieren beschäftigt. Das sie mal Gast beim Bundespräsidenten sein würden, hätten sie sich nie träumen lassen.