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FDP wird 60

Wolfgang Dick12. Dezember 2008

Am 12. Dezember 1948 wurde in Heppenheim die FDP gegründet. Erster Vorsitzender war der spätere Bundespräsident Theodor Heuss. Eine große Partei war sie nie, dafür eine wichtige - mit führenden Köpfen Deutschlands.

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FDP Logo und Schatten von Guido Westerwelle (Foto: dpa)
Die FDP kann auf eine 60-jährige Partei-Geschichte zurückblickenBild: picture-alliance/ dpa

Als Gründungsort der Freien Demokratischen Partei Deutschlands wurde am 11. und 12. Dezember 1948 war nicht zufällig das Städtchen Heppenheim an der Bergstraße ausgesucht. Dort hatten sich 101 Jahre zuvor die gemäßigten Liberalen getroffen, die für eine Umwandlung Deutschlands in eine konstitutionelle Monarchie eintraten. Die Heppenheimer Zusammenkunft war zugleich Gegenpol zu einer Versammlung der Radikalliberalen in Offenburg. Über drei Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges diente eine kleine Kneipe als Treffpunkt von Vertretern der ersten Liberalen Organisationen etlicher deutscher Bundesländer.

Theodor Heuss (Quelle: DHM)
Theodor Heuss war Deutschlands erster BundespräsidentBild: DHM

Allgemeine Unschlüssigkeit herrschte zunächst über die Namensgebung der Partei. L.D.P. (für Liberaldemokratische Partei) lautete einer der ersten Vorschläge – konnte sich allerdings nicht durchsetzen. Am Ende setzten sich der Name F.D.P. als Abkürzung und Theodor Heuss als erster Vorsitzender durch.

Viele Veränderungen auf dem Weg

Die neue FDP stellte sich bewusst den Traditionen aus Zeit kurz vor der Märzrevolution in Deutschland und Europa, war in ihren Anfängen allerdings noch ziemlich weit davon entfernt, eine liberale Partei zu sein. Noch in den fünfziger Jahren standen etliche der FDP-Landesverbände noch weiter auf der rechten Seite als die CDU/CSU. Heute distanzieren sich die heutigen FDP-Mitglieder von den ersten Wahlparolen und etlichen damaligen Mitgliedern mit nationalsozialistischer Vergangenheit. Unter dem späteren Bundespräsidenten Walter Scheel polierten die Liberalen in der Sechzigern rasch ihr Image auf und sympathisierten mit der SPD.

Die FDP regierte in einer Koalition mit den Sozialdemokraten. Und seit Beginn der achtziger Jahre unter ihrem bekanntesten Vorsitzenden und späteren Außenminister Hans Dietrich Genscher gemeinsam mit den Christdemokraten. Ihre Rolle als Mehrheitsbeschaffer für Helmut Kohl 1982 war heftig umstritten. Die von der FDP geprägte Außenpolitik gerade zurzeit der von vielen Regierungen kritisch beäugten Wiedervereinigung Deutschlands ist weltweit jedoch hoch anerkannt.

Hans-Dietrich Genscher und Helmut Kohl während einer Bundestags-Debatte 1982 in Bonn (Foto: AP)
Genschers Außenpolitik hat Weltweit ein großes AnsehenBild: AP

Mit Blick auf die bevorstehende Bundestagswahl hofft die FDP auf eine ausreichende Stimmenanzahl, um zusammen mit der CDU die künftige Regierung zu stellen. Eine eindeutige Koalitionsaussage gibt es für 2009 allerdings nicht.

Affären und politische Spielereien

Doch auch von Krisen blieb die liberale Partei in ihrer 60-jährigen Geschichte nicht verschont. Als im Jahr 2002 ihr damaliger Spitzenkandidat für Nordrhein Westfalen, Jürgen Möllemann, Israel vorwarf, mit Nazi-Methoden gegen die Palästinenser vorzugehen, war die Aufregung groß. Zusätzlich verbreitete Möllemann ein anonym finanziertes Flugblatt mit Israel-kritischen Äußerungen. Nur mit seinem Rücktritt von allen Parteiämtern wendete Möllemann eine absolute Katastrophe für die Partei ab. Nicht gerade zuträglich waren auch die Wahlkampfeskapaden des heutigen FDP-Chefs Guido Westerwelle, der mit 18-Pozent-Aufklebern auf seinen Schuhsohlen für das angestrebte FDP-Wahlergebnis warb. Als er sich auch noch im "Guidomobil", einem umgebauten Wohnwagen, durch die Landen fahren ließ, blieben Hohn und Spott unter Kollegen und der Bevölkerung nicht aus.

Erfolge in jüngster Vergangenheit

Silvana Koch-Mehrin (Foto: AP)
Führt die FDP-Gruppe im Europaparlament: Koch-MehrinBild: AP

Während sich die großen Volksparteien wie die Sozialdemokraten mit teilweise neuer Programmatik aufreiben und auch die Schwesterparteien CDU und CSU um ein eindeutiges Profil bei den Wählern abmühen, verzeichneten die Liberalen mit ihrem wirtschaftsfreundlichen und freiheitlichen Kurs neue Erfolge 2004 zogen sie nach einer zehnjährigen Abwesenheit wieder ins Europaparlament ein und sind dort seitdem unter Führung von Silvana Koch-Mehrin mit sieben Abgeordneten vertreten.

In Sachsen Anhalt erreichte die Partei zuletzt 13,3 Prozent, in Bayern kletterte sich von mageren 2,6 Prozent auf acht Prozent der Wählerstimmen. Wie viele andere Parteien in Deutschland unterhält

auch die FDP eine parteinahe Stiftung: Unter dem Namen Friedrich-Naumann-Stiftung engagiert sie sich auch im Ausland für eine liberale Politik.