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Konferenz für Liberia

Christina Bergmann, Washington D.C.14. Februar 2007

Eine Viertel Million Tote, eine zerstörte Infrastruktur, hohe Schulden, viele Analphabeten und Arbeitslose: 14 Jahre Bürgerkrieg haben in Liberia ihre Spuren hinterlassen. Die Geberländer versuchen jetzt zu helfen.

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Liberias Präsidentin Ellen Johnson-Sirleaf mit Weltbank-Präsident Paul WolfowitzBild: AP

Seit 2003 herrscht in Liberia Frieden, überwacht von Blauhelmsoldaten. Die ersten freien Wahlen im November 2005 gewann eine Frau: Ellen Johnson Sirleaf. Sie hat Liberia vorangebracht, doch es bleibt noch viel zu tun. Deshalb wirbt Ellen Johnson Sirleaf zurzeit in Washington um finanzielle Unterstützung. Die internationale Geberkonferenz findet unter der Schirmherrschaft der Weltbank, der UNO, der EU, der USA, dem IWF und der African Development Bank statt.

Investoren trauen sich noch nicht

Das größte Problem, sagt die Präsidentin, seien die hohen Schulden ihres Landes. Sie hofft deshalb, während der Konferenz einen Weg zu finden, den Berg von 3,7 Milliarden US Dollar abzubauen. Denn jetzt würden viele Investoren vor einem Engagement zurückschrecken. Ein Schuldenerlass würde dagegen das Zeichen setzen, dass man in Liberia wieder Geschäfte machen könne. Außerdem wolle sie sich lieber den inhaltlichen Problemen widmen: Es werde so viel Zeit verschwendet, um Briefe zu schreiben und mit Anteilseignern zu telefonieren, um sie zu fragen, ob sie nicht bitte die Darlehen erlassen könnten, die vor vielen Jahren so unbedacht einer früheren Regierung gewährt worden seien, sagt Sirleaf. Darlehen, die sich inzwischen durch angefallene Zinsen verdreifacht haben.

Schuldenerlass durch USA

Liberia-Geberkonferenz in Washington
Condoleezza Rice (links)mit Ellen Johnson SirleafBild: AP

Der wichtigste Handelspartner Liberias sind die USA. Und die Nachricht des Tages kam gleich bei der Eröffnung der Konferenz am Dienstag (13.02.2007) auch von US-Außenministerin Condoleezza Rice, die Liberia nicht nur weitere finanzielle Hilfe zusagte, sondern auch gleich den Erlass aller Schulden in Höhe von 391 Millionen Dolllar verkündete.

Johnson Sirleaf betont immer wieder, dass noch viel zu tun sei, dass auch die eigene Regierung noch besser, noch effizienter werden müsse: Sie ist aber offensichtlich auch stolz auf das Erreichte. Seit dreieinhalb Jahren herrscht Frieden in Liberia. Die alte Armee ist aufgelöst, der Aufbau einer neuen hat begonnen. Der Regierung ist es gelungen, den Etat innerhalb von wenigen Monaten auszugleichen und die Wirtschaft in vielen Bereichen anzukurbeln. So wurde ein Vertrag mit dem Stahlriesen Arcelor Mittal nachverhandelt, der Investitionen für eine Milliarde Dollar in das Land bringt. Auch in der Korruptionsbekämpfung sei man auf dem richtigen Weg, so die Präsidentin. Das Gerichtswesen werde ebenso wieder aufgebaut wie die Infrastruktur.

Endlich Licht

Besonders dankbar sei sie für die Unterstützung der Weltbank, mit deren Hilfe Straßen, Flughäfen und die Wasserversorgung gebaut werden konnten. "Es war einer der Momente im vergangenen Jahr, die mich sehr stolz gemacht haben, als wir im letzten Juli in der Lage waren, in Teilen von Monrovia Licht anzuschalten und Wasser anzustellen", sagt die Präsidentin. Es sei das erste Mal seit 15 Jahren gewesen, dass irgendein Teil des Landes Zugang zu Elektrizität und Wasserversorgung gehabt habe. Was Liberia in sechs Monaten geschafft habe, erreichten andere in vielen Jahren nicht.

Für die Menschen in Liberia, so Johnson Sirleaf, sei es wichtig, den Weg zwischen den Versprechen und den tatsächlichen finanziellen Hilfen zu verkürzen. Denn die Erwartungen seien hoch: Die Menschen wollten Jobs, wollten ihre Kinder zur Schule schicken, ihre Produkte auf den Markt bringen. Für langwierige bürokratische Vorgänge hätten sie nur wenig Verständnis.

Neue Schritte der EU

Für die Europäische Union nimmt der Kommissar für Entwicklung und Humanitäre Hilfe, Louis Michel, an der Konferenz teil. Er versprach Liberia nicht nur finanzielle Hilfe, sondern auch, innerhalb der EU dafür zu sorgen, die bürokratischen Regeln flexibler zu gestalten, damit das Geld schneller fließen kann. Ein Problem sei allerdings, dass die Europäer in Liberia noch keine komplette Delegation haben. Der zuständige Delegationsleiter sitzt in Abijan in der Elfenbeinküste. "Das bedeutet, dass wir das Team in Liberia verstärken müssen, und das werde ich sehr schnell tun, damit wir die finanzielle Hilfe schnell übergeben können", sagte Michel

Die liberianische Präsidentin hatte darauf hingewiesen, dass viel auf dem Spiel stehe: "Das Risiko, dass in einer Gesellschaft der gerade überwundene Krieg wieder ausbricht, ist hoch, wenn die Regierung und die internationale Gemeinschaft nicht in den entscheidenden Momenten große Anstrengungen unternehmen", sagt sie. Liberia sei im Moment an einem solchen Scheidepunkt – und noch lange nicht aus dem Gröbsten heraus. Die nächsten gemeinsamen Schritte in den kommenden Monaten und Jahren seien es, die den zuküntigen Kurs der Nation bestimmten.

Der erste Eindruck lässt vermuten, dass die internationale Gemeinschaft es sich nicht entgehen lassen will, Liberia zu einer Erfolgsgeschichte zu machen. Das Land profitiert dabei auch davon, das es eine ehemalige Weltbank-Managerin als Präsidentin hat, die noch immer über gute Verbindungen und Einfluss verfügt.