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Libyer feiern Befreiung von Gaddafi

23. Oktober 2011

Drei Tage nach dem Tod des ehemaligen Machthabers Gaddafi ist Libyen offiziell für befreit erklärt worden. Zehntausende versammelten sich für den Festakt in Bengasi, wo der Aufstand vor acht Monaten begonnen hatte.

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Teilweise uniformierte Männer bei der Befreiungsfeier in Bengasi (Foto: dapd)
Befreiungsfeier in BengasiBild: dapd

Nach monatelangem Bürgerkrieg und drei Tage nach dem Tod des Ex-Diktators Muammar al-Gaddafi haben die Libyer das Ende dessen Herrschaft gefeiert. Der Übergangsrat verkündete am Sonntag (23.10.2011) die vollständige Befreiung Libyens. "Hiermit erklären wir der ganzen Welt, dass wir unser geliebtes Land mit seinen Städten, Dörfern, Hügeln, Bergen, Wüsten und dem Himmel befreit haben", sagte ein Vertreter des Rates in Bengasi, wo der Aufstand vor acht Monaten begonnen hatte.

Aufruf zu Toleranz und Aussöhnung

Vorsitzender des Nationalen Übergangsrates, Mustafa Abdul Dschalil (Fota: dapd)
Libyen ist "frei", verkündete Dschalil, der Vorsitzende des ÜbergangsratsBild: dapd

Der Vorsitzende Mustafa Abdul Dschalil erklärte, die Revolution habe friedlich begonnen, "sie verlangte nach einem Minimum an legitimen Rechten, aber sie wurde mit Gewalt beantwortet". Die Libyer sollten jetzt aber "Toleranz und Aussöhnung anstreben". Das sei "wesentlich für das Gelingen der Revolution, für die Zukunft Libyens".

Zehntausende Menschen versammelten sich zu dem Festakt im Zentrum der Stadt Bengasi. Begeisterte Menschen schwenkten Fahnen, Fernsehbilder zeigten Libyer, die auf der Straße tanzten.

Scharia wird Grundlage für libysche Gesetzgebung

Nach dem Willen des Übergangsrates soll die islamische Scharia die Grundlage für das neue Rechtssystem des Landes werden. Jedes Gesetz, das gegen die Scharia verstoße, sei nicht rechtskräftig, sagte Dschalil bei seiner Ansprache. Zudem solle ein Bankensystem nach islamischem Recht eingeführt werden.

Binnen 30 Tagen soll eine provisorische Regierung gebildet werden. Diese solle dann bis Juni 2012 Wahlen zu einer verfassungsgebenden Versammlung vorbereiten, hatte Dschalil zuvor bereits angekündigt. Die Versammlung wiederum soll eine Verfassung ausarbeiten, auf deren Grundlage innerhalb eines Jahres ein Parlament und ein Präsident gewählt werden.

Streit um Gaddafis Leiche beigelegt

Ein Bild des inzwischen toten Ex-Diktators Gaddafi liegt am Boden (Foto: AP)
Gaddafi wurde durch einen Kopfschuss getötet, die genauen Todesumstände sind aber unklarBild: dapd

Noch vor den Feiern am Sonntag wurde der Streit um die Beisetzung des Ex-Diktators vorerst beigelegt. Die Leichen Gaddafis und seines Sohnes Mutassim sollen nun an Angehörige übergeben werden, statt wie ursprünglich geplant, an einem unbekannten Ort vergraben zu werden.

Der amtierende Ministerpräsident der libyschen Übergangsregierung, Mahmud Dschibril, sagte in einem Interview mit dem britischen Sender BBC, er hätte den Ex-Diktator lieber lebend gefasst und vor Gericht gebracht. "Ich will wissen, warum er dem libyschen Volk das angetan hat. Ich wünschte, ich wäre sein Ankläger in seinem Prozess", sagte Dschibril. Er begrüße eine gründliche Untersuchung der Vorfälle um Gaddafis Tod durch die Vereinten Nationen.

Gaddafi war am Donnerstag bei dem Versuch, aus seiner Heimatstadt Sirte zu fliehen, unter noch ungeklärten Umständen getötet worden. Nach Angaben eines Gerichtsmediziners wurde er durch einen Kopfschuss getötet.

Gaddafi-Sohn will weiter kämpfen

Unterdessen hat der letzte noch in Libyen untergetauchte Sohn Gaddafis, Saif al-Islam, angekündigt, er wolle den Kampf fortsetzen. "Das ist unser Land, wo wir leben und sterben. Wir werden den Widerstand fortsetzen", sagt er in einer kurzen Audiobotschaft.

Er beschimpfte außerdem die NATO, die zum Sturz des Regimes beigetragen hatte. "Geht zur Hölle Ihr Ratten und NATO", zitierte der arabische Nachrichtensender Al-Arabija am Sonntag den Gaddafi-Sohn. Auch der Ex-Diktator selbst hatte die früheren Rebellen und heutigen neuen Machthaber Libyens als "Ratten" beschimpft.

Autorin: Ursula Kissel (dpa, rtr, afp, dapd)
Redaktion: Gerhard M Friese