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Libyer verjagen Salafisten

22. September 2012

Eine radikalislamistische Miliz hat als treibende Kraft hinter der blutigen Erstürmung des US-Konsulats im libyschen Bengasi vor einer Woche gestanden. Jetzt vertrieben Demonstranten die Kämpfer aus der Stadt.

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Das US-Konsulat in Bengasi steht nach dem Angriff von Extremisten in Flammen (Foto: Reuters)
Bild: Reuters

Nach einer Demonstration von mindestens 20.000 Einwohnern Bengasis drangen mehrere hundert Menschen in das in einer Kaserne untergebrachte Hauptquartier der Salafisten-Gruppe Ansar al-Scharia ein. Die Extremisten feuerten Schüsse in die Luft ab, bevor sie sich aus der Kaserne zurückzogen. Das Gebäude wurde dann von den Demonstranten in Brand gesetzt. Mehrere Menschen wurden getötet, etliche verletzt.

Die Miliz Ansar al-Scharia steht in Verdacht, für den tödlichen Angriff auf US-Botschafter Chris Stevens und andere Amerikaner am 11. September verantwortlich gewesen zu sein. Stevens hatte sich im US-Konsulat in Bengasi im Osten Libyens aufgehalten, als Extremisten das Gebäude (Artikelbild) aus Protest gegen das in den USA produzierte Anti-Islam-Video stürmten. Stevens, drei Diplomaten und mehrere libysche Sicherheitskräfte wurden getötet.

Am vergangenen Donnerstag hatte die US-Regierung den Angriff auf das Konsulat vor zehn Tagen erstmals als terroristischen Akt bezeichnet. Es sei offensichtlich, dass die Tötung von Botschafter Stevens auf das Konto von Terroristen gehe, sagte Regierungssprecher Jay Carney in Washington. Die Ermittler hätten aber bislang keine Anhaltspunkte dafür, dass es sich um einen länger geplanten Terrorakt zum Jahrestag der Anschläge vom 11. September 2001 gehandelt haben könnte, erklärte Carney. Vielmehr hätten die Täter die Gelegenheit des Augenblicks genutzt. Die genauen Umstände sollen von einer US-Untersuchungskommission aufgeklärt werden.

US-Botschafter in Bengasi getötet

Protest gegen Milizen

Bei der Massendemonstration in Bengasi forderten die Bürger ein entschiedenes Vorgehen gegen Milizen, die auch fast ein Jahr nach dem Sturz und dem Tod von Diktator Muammar al-Gaddafi in Libyen aktiv sind und teilweise mehr Macht haben als die Sicherheitskräfte der Regierung. Nach Angaben von Augenzeugen kontrollieren sie sogar die Passanten in den Straßen. Die Demonstranten skandierten "Nein zu Milizen" und trugen Schilder mit Aufschriften wie "Wo ist das Militär? Wo ist die Polizei?" oder "Bengasi sitzt in der Falle". In Libyen sind noch immer zahlreiche Milizen im Einsatz, die teils besser bewaffnet sind als die offiziellen Sicherheitskräfte.

wl/gd/hp (dpa, dapd, afp)