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"Licht aus" im letzten Operettentheater?

20. Oktober 2002
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Ein Proteststurm geht durch die Kulturszene der Bundesrepublik. Täglich melden sich Prominente, Unbekannte sowie Kulturgremien mit gleichem Tenor zu Wort: Die Staatsoperette Dresden müsse bleiben. Die Bühne ist das einzige selbstständige Operettentheater im deutschsprachigen Raum und eine der wichtigsten Bühnen des heiteren Musiktheaters in Europa. Nun droht dem Haus die Schließung.

"Es ist unglaublich, ein Haus mit einer solchen Tradition in einer Nacht- und Nebel-Aktion zu schließen, ohne zuvor ein alternatives Zukunftskonzept zu beraten», kritisiert der Präsident des Deutschen Bühnenvereins, Jürgen Flimm. Der Geschäftsführer der Deutschen Orchestervereinigung, Gerald Mertens, spricht von einer kulturpolitischen Bankrotterklärung des Oberbürgermeisters.

Der Verdacht, dass Roßbergs Sparpläne konzeptionslos mit heißer Nadel gestrickt sein könnten, erhält in den Augen seiner Kritiker vor allem durch den Umstand Nahrung, dass die Stadt noch kürzlich nach einem neuen Domizil für das Theater suchte und einen neuen Intendanten anwarb. Das jüngste Angebot der Bürohaus Elbflorenz GmbH (Hamburg), für 25 Millionen Euro Europas modernstes Operettentheater zu bauen, hatte auch die Ratsherren beeindruckt.

Die Wende kam überraschend: Im Ringen um einen ausgeglichenen Stadthaushalt hatte Dresdens Oberbürgermeister Ingolf Roßberg (FDP) plötzlich angekündigt, die Bühne opfern zu wollen. Von der Stadt
erhält die Staatsoperette jährlich einen Zuschuss von 10 Millionen Euro. Und den OB scheint die harte Kritik an seinen Plänen kalt zu lassen. Einige Tage nach Verkündung seiner neuesten Idee heizte er das Feuer noch an und drohte mit Kürzungen an anderer Stelle, wenn der Vorschlag politisch nicht durchsetzbar sei: "Dann schließt der Stadtrat vielleicht die Dresdner Philharmonie oder den Dresdner Kreuzchor."