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Wer hat Angst vor Hoffenheim?

Stefan Nestler2. Dezember 2008

Angst vor Hoffenheim? Nicht mit Bayern-Trainer Klinsmann. Vor dem Spitzenspiel am Freitag gegen Tabellenführer 1899 Hoffenheim holt er sich die Spieler einzeln zur Mutmach-Hypnose. Den Anfang macht Philipp Lahm.

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Jürgen Klinsmann balanciert beim Training einen Ball auf der Hand. Quelle: ap
Balltraining alleine reicht nicht.Bild: AP

"Philipp, schön auf das Pendel achten! Langsam, links, rechts. Du lässt dich auf seine harmonischen Bewegungen ein. Links, rechts. Du kommst zur Ruhe, deine Gedanken werden eins mit deinem Körper. Du lässt los, wirst locker. Wie ein Gummiband, das eben noch straff, jetzt völlig entspannt daliegt. Und nun siehst du Hoffenheim. Schau genau hin, es ist nicht mehr als ein Dorf. Mit Fachwerkhäusern, von denen der Putz bröckelt, einem Bahnhof, in dem selten ein Zug hält und einem Heimatmuseum, das niemand besucht. Du hörst die Schafe blöken, die Kühe muhen und den Briefträger schreien, als er vom Hund des Bauernhofs gebissen wird. Und du weißt, du trägst keine Briefe aus. Du brauchst keine Angst vor dem Hund zu haben. Und auch keine Angst vor Hoffenheim.

Wurstfabrikant auf der Bank

Ein Mann hypnotisiert eine Frau mit einem Pendel. Quelle: ap
Hier ging Klinsmann in die HypnoseschuleBild: AP

Denn du kommst aus einer großen Stadt.Du siehst die Hochhäuser, von denen viel mehr Putz bröckelt, den Bahnhof, in dem sich die Züge stauen und das Deutsche Museum, das von japanischen Touristengruppen belagert wird. Du hörst die Lkws in den Straßen, die Flugzeuge im Landeanflug und das leise Surren der Internetverbindungen, die längst die Post abgelöst haben. Und du weißt, du bist in München, in der Hauptstadt der Weißwurst und des Weißbiers. Wo du keine Krone brauchst, um Kaiser gerufen zu werden. Wo Wurstfabrikanten Fußballgeschäfte abschließen. Wo Bäckerlehrlinge Millionäre trainieren.

Mia san mia

Dietmar Hopp, Mäzen von 1899 Hoffenheim, sitzt auf der Tribüne. Quelle: dpa
Dagobert aus HoffenheimBild: picture alliance/dpa

Nun fliegen deine Gedanken wieder nach Hoffenheim. Du bemerkst eine Baustelle für ein kleines Stadion. Davor steht ein unscheinbarer Mann mit grauen Haaren, Ende 60, ein deutscher Dagobert Duck. Er glaubt, dass du Angst vor seinen Fußballern hast. Du lächelst ihn mitleidig an, schüttelst den Kopf. Nein, wie naiv. Denn du weißt: "Mia san mia", die großen Bayern. Und jetzt stellst du dir wieder das Pendel vor. Es schwingt ganz langsam. Links, rechts. Philipp, du wirst wach, öffnest die Augen, betrachtest das Pendel. Links, rechts."

"Trainer?" – "Ja, Philipp?" – "Ich hab´Angst." – "Warum denn?" – "Ich hab´eben von der Tabelle geträumt."