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Corona lässt Reeder-Kassen klingeln

16. Februar 2022

Wer in Corona-Zeiten Container von einem zum anderen Ort verschifft, der hat es zwar nicht leicht, wird aber dafür auch fürstlich bezahlt. Das merken vor Reedereien und Logistiker.

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Hamburg, Hafen | HHLA Logistics Container Terminal Tollerort am Hamburger Hafen
Bild: H. Blossey/picture-alliance

Corona hat die internationale Container-Schifffahrt kräftig durcheinandergewirbelt. Das sorgt für eine Verknappung auf dem Containermarkt, steigende Transportpreise und höherer Lagerkosten.  Für das Unternehmen HHLA hat sich die Entwicklung ausgezahlt. Die Hamburger sind Hafen- und Logistikkonzern zugleich. Der Umsatz des Konzerns kletterte im vergangenen Jahr um 13 Prozent auf gut 1,4 Milliarden Euro.

Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) verdoppelte sich sogar. Weil wegen der teils mehrwöchigen Schiffsverspätungen viele Container länger im Hafen stehen bleiben, kassiert die HHLA deutlich höhere Lagergelder. Auch bei den weltgrößten Reedereien hat die Pandemie vor allem Geld in die Kassen gespült.

Reedereien stellen sich neu auf

Erst vor anderthalb Wochen hatte die dänische Reederei Maersk ein Rekordergebnis präsentiert. Mit einem Gewinn von 18 Milliarden US-Dollar überstieg das Jahr 2021 alle bisherigen Marken. Das sind mehr als sechsmal so viel wie im bereits profitablen ersten Corona-Jahr 2020. Damit sorgte Maersk, zusammen mit MSC mit Abstand Branchenprimus unter den großen Containerreedereien, zugleich für einen dänischen Rekord: Nach Angaben der dänischen Nachrichtenagentur Ritzau hat noch nie zuvor ein dänisches Unternehmen in einem Jahr so viel Geld verdient wie Maersk 2021. Der Umsatz der Reederei sprang dank enorm gestiegener Preise für Containertransporte auf 61,8 Milliarden Dollar. Gegenüber 2020 ist das ein Plus von rund 55 Prozent.

Bangladesch Chittagong Port
Maersk: So viel Gewinn, wie noch kein dänisches Unternehmen zuvorBild: Md Manik/ZUMA Wire/imago images

Unterdessen setzt Maersk den schon länger laufenden Ausbau des Reedereigeschäfts zu einem komplexen Logistikunternehmen fort: Für knapp 1,7 Milliarden US-Dollar übernehmen die Dänen Pilot Freight Services. Das US-Unternehmen bietet Logistik vor allem für große, unhandliche Waren von der sogenannten ersten bis zur letzten Meile an, also von der Bestellung der Ware bis zur Lieferung. Erst im November hatte Maersk die Übernahme des deutschen Fluglogistikers Senator International bekannt gegeben.

Auch das weltgrößte Schifffahrtsunternehmen, die Mediterranean Shipping Company (MSC), kann sich dank Rekordumsätzen nach Neuzukäufen umschauen. Das Unternehmen mit Hauptsitz in der Schweiz interessiert sich deshalb für die italienische Staatsairline ITA. Gemeinsam mit der Lufthansa hat MSC ein Angebot abgegeben. Einem Regierungsvertreter zufolge lotet das Finanzministerium aber aus, ob es noch andere potenzielle Käufer gibt. Laut Branchenkreisen soll Lufthansa eine Minderheitsbeteiligung erwerben, auch wenn MSC den Kauf alleine stemmen könnte. Der Plan sieht vor, dass MSC seine führende Position mit Vermögenswerten in den Bereichen Logistik, Häfen, Seefracht sowie Passagier- und Kreuzfahrtgeschäft nutzt, um eine Plattform zu schaffen. Dies soll neues Geschäft an Land ziehen, sowie den Fracht- und Passagierluftverkehr ausbauen.

Normalisierung ab der zweiten Hälfte 2022

Die Corona-Pandemie hat die Fahrpläne der Linienreedereien so durcheinandergewirbelt, dass Schiffe und Container oft nicht da sind, wo sie sein sollen - zum Leidwesen von Verbrauchern und Unternehmen, die seit Monaten zum Teil sehr lange auf bestellte Ware warten müssen. Zudem hat die vor allem in China und den USA früher und kräftiger als hierzulande angesprungene Konjunktur die Nachfrage nach Seetransporten derart erhöht, dass die Kapazitäten mehr als ausgeschöpft sind.

USA: Probleme mit Lieferketten

In der Branche wird derzeit mit einer Normalisierung in der zweiten Jahreshälfte 2022 gerechnet, so auch bei Maersk. Die Reederei geht im wichtigsten Segment Seeverkehr (Ocean) für 2022 nur noch von einem Wachstum von zwei bis vier Prozent aus, während der Segmentumsatz im vergangenen Jahr um 65 Prozent zugelegt hatte. Damit werde der Gewinn nicht mehr ganz so hoch ausfallen wie im Vorjahr.

nm (dpa, rtr)