London leuchtet

Laser und Rauch verwandeln den Granary Square im Stadtteil King´s Cross in ein gleißendes Lichtspiel, das die Stadt und den Himmel über ihr miteinander verbindet. In bizarren Formen schlängeln sich die Farben durch den Raum und geben dem Begriff der "Lichtwelle" eine ganz neue Bedeutung.

Die South Bank am Themse-Ufer umarmt ihre Besucher. Hartkantig geschnittenes Licht schließt sich um die Passanten, schafft ihnen in den Weiten der Metropole einen imaginären Raum. Und ist der Glanz an dessen Ausgang nicht auch die aufmunternde Andeutung, dass es am Ende wenn nicht aller, so doch dieses Weges noch viel, viel heller wird?

Dass sich hinter einem Frosch durchaus ein strahlend schöner Prinz verbergen kann, wissen die Märchen seit langem. Dieser hier scheint gerade dabei zu sein, sich zu entpuppen, sein strahlendes Inneres ganz nach außen zu kehren. Noch aber stellt sich die Frage: Will man ein solches Wesen wirklich küssen?

Der Hase - ob er sich hier das berühmtes Wettrennen mit dem Igel liefert? Eilig springt er durch die Nacht und wird das Rennen doch verlieren. Aufgeben will er dennoch nicht, versucht es wieder und wieder. "Never give up!" Wie kein anderes Wesen vielleicht verkörpert der Hase den Geist der Londoner City.

Sonnenblumen in London? Kein Problem für die alte Handelsmetropole, deren Hafen Kaufleuten aus der ganzen Welt offen steht. Über ihn kamen aus Mittel- und Nordamerika einst auch die Sonnenblumen in die Stadt. Die helfen nun dabei, den Winter zu verscheuchen. Handel ist Wandel - und beschleunigt an diesem Wochenende sogar den Wandel der Jahreszeiten.

Wie frei ist der Mensch? Die Installation des des Künstlers Stephane Masson wirft eine philosophische Frage auf. Auf 448 Krüge projiziert Masson menschliche Gesichter. Hinter dickem Glas erscheinen sie wie Gefangene. "Wie kommen wir da raus?" könnte die bange Frage des Künstlers zu lauten. Aber vermögen wir Menschen unsere engen Gehäuse überhaupt jemals zu verlassen?

Westminster Abbey, die Kirche der britischen Monarchen - hier werden die Oberhäupter des Vereinigten Königreichs gekrönt. An diesem Wochenende strahlt die Abtei in buntem Glanz, nachempfunden vielleicht der Farbkraft, wie sie den Gewändern der britischen Königin eigen ist. Das wäre freilich ein Luxus: Eine Abtei passend zum Mantel - wer hat das schon?

"The Light of the Spirit" hat der französische Lichtkünstler seine Illuminationsarbeit genannt. Normalerweise zeigt sich das biblische Personal zurückhaltend in Sandsteinfarben. Nun aber leuchtet es. Vielleicht zu Ehren der Königin. Auf jeden Fall aber zu Ehren jener Architekten, die die Abtei vor rund 1000 Jahren in den Himmel wachsen ließen.

"The Rose" hat Mick Stephenson seine Arbeit auf dem Platz der Westminster-Kathedrale genannt. Während Umberto Ecos "Im Namen der Rose" noch von mittelalterlicher Glaubensstrenge erzählte, entfaltet Stephenson hier die Schönheit der Blume. Denn wie dürr wären die himmlischen Dinge, würden sie nicht auch mit Anmut locken?

"Mein Licht ist dein Licht", hat der libanesische Künstler Alaa Minawi seine Skulptur genannt: drei Menschen auf der Flucht vor den dunklen Seiten ihrer Heimat. London ist seit der Aufklärung eine Stadt des Lichts. Ob sie auch die Gebeugten an ihrem Glanz teilhaben lässt?