1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
Terrorismus

London sagt dem Terror den Kampf an

4. Juni 2017

Nach dem jüngsten Terroranschlag in London kündigt die britische Regierung an, härter gegen Extremisten vorzugehen. Dafür will sie zu drastischen Maßnahmen greifen. Unterdessen nahm die Polizei erste Verdächtige fest.

https://p.dw.com/p/2e6Yp
London Polizei
Bild: Reuters/P.Nicholls

Nach Angaben der Londoner Polizei wurden im Stadtteil East London zwölf Menschen festgenommen. Wie der britische Sender Sender Sky News berichtete, durchsuchten schwer bewaffnete Polizisten unter anderem das Haus eines der drei Attentäter. Die Razzien dauerten weiter an, hieß es. 

Trauer und Solidarität nach Terrorangriff in London

Die Angreifer selbst wurden laut Polizei am Borough Market von Sicherheitskräften erschossen. Identifiziert seien sie noch nicht. Großbritanniens Anti-Terror-Chef Mark Rowley erklärte, die Polizei behandle die Angriffe als "terroristische Vorfälle". Bislang hat sich niemand zu dem Anschlag bekannt. Jedoch verwies Rita Katz, Direktorin der auf dschihadistische Propaganda spezialisierten Site Intelligence Group, darauf, dass Anhänger der IS-Terrorgruppe den Anschlag in ihren Foren und Chat-Kanälen feierten.

Die Polizei geht zur Stunde davon aus, dass es über die drei erschossenen Verdächtigen hinaus keine weiteren Täter gibt. Man müsse aber noch weiter ermitteln, um dies mit hundertprozentiger Sicherheit sagen zu können, erklärte Rowley.

Deutsche unter den Opfern

Nach bisherigen Erkenntnissen töteten am späten Samstagabend in London drei mutmaßliche Täter sieben Menschen, darunter einen französischen und einen kanadischen Staatsbürger, wie Kanadas Premierminister und Justin Trudeau und Frankreichs Außenminister Jean-Yves Le Diran mitteilten. Mindestens 48 Menschen wurden nach Polizeiangaben in ein Krankenhaus gebracht. Unter den Verletzten sind nach Angaben des Berliner Innenministeriums auch zwei Deutsche. Eine Person deutscher Staatsangehörigkeit sei schwer verletzt.

Großbritannien London – nach dem Terroranschlag - Festnahme
Eine verschleierte Frau wird bei einer Razzia im Stadtvierkel Barking im Osten Londons von einem Polizeibeamten abgeführtBild: picture alliance/ZUMAPRESS.com/V. Flores

Nach Angaben der Polizei fuhr zunächst ein Lieferwagen auf der London Bridge in eine Gruppe von Fußgängern. Das Auto sei dann weiter zum nur wenige hundert Meter entfernten Borough Market gefahren. Dort stiegen die drei mutmaßlichen Täter aus und attackierten Menschen mit Messern. Dabei riefen sie nach Augenzeugenberichten: "Dies ist für Allah". 

"Viel zu viel Toleranz"

Die britische Premierministerin Theresa May verschärfte unterdessen ihren Ton und verurteilte die "bösartige" Ideologie hinter den jüngsten Terrorattacken. Es gebe "viel zu viel Toleranz für Extremismus in unserem Land", sagte sie nach einer Sitzung ihres Krisenkabinetts.

May sprach von einem brutalen Terroranschlag. Die Angreifer hätten unschuldige Bürger mit Messern und Klingen attackiert. Alle drei Verdächtigen hätten Sprenggürtel-Attrappen getragen, um Panik zu verbreiten.

Die jüngsten Anschläge in Großbritannien sind nach Einschätzung von May nicht direkt miteinander verknüpft. Es gebe aber einen neuen Trend, bei dem Terror noch mehr Terror hervorrufe. Man dürfe deshalb nicht länger so tun, als könne alles so weitergehen wie bisher. Angesichts des Terroranschlags in London forderte die Premierministerin mehr Überwachung des Internets und von Messengerdiensten. Der "Cyberspace" biete Extremisten einen Rückzugsort für ihre Machenschaften. Dies dürfe man nicht dulden. Eine internationale Vereinbarung sei zur Bekämpfung des Extremismus notwendig, sagte May.

Der wegen des Anschlags unterbrochene Wahlkampf werde am Montag weitergehen, erklärte die Premierministerin weiter. Die Wahl werde am 8. Juni wie geplant stattfinden.

Benefizkonzert für die Opfer von Manchester

Londons Bürgermeister Sadiq Khan sprach von einer "gezielten und feigen Attacke" auf unschuldige Londoner und Besucher. Der Terroranschlag ereignete sich nur knapp zwei Wochen nach dem Bombenanschlag in Manchester. Der 22-jährige Selbstmordattentäter Salman Abedi hatte nach einem Konzert des Teenie-Stars Ariana Grande mit einer Bombe 22 Menschen mit in den Tod gerissen. Bei dem Terroranschlag waren mehr als 100 Personen verletzt worden.

Polizei in einer Londoner Bar
Die Polizei stürmt eine Bar in LondonBild: Reuters/Twitter

An diesem Sonntag gibt Grande mit einem riesigen Staraufgebot ein Benefizkonzert für die Opfer in der nordenglischen Stadt. Auch Katy Perry und Coldplay werden bei "One Love Manchester" am Abend auftreten.

Den Opfern des Londoner Terroranschlag soll am Dienstag mit einer Schweigeminute gedacht werden. Um 11.00 Uhr Ortszeit werde in allen Regierungsgebäuden eine Minute lang innegehalten, teilte das Büro von Premierministerin May mit. Andere Organisationen könnten dem Beispiel folgen. Die Flaggen im Regierungsbezirk im Herzen von London würden bis dahin auf halbmast wehen.

Weltweites Entsetzen nach Londoner Anschlag 

Bundeskanzlerin Angela Merkel äußerte sich bestürzt. "Wir sind heute über alle Grenzen hinweg im Entsetzen und der Trauer vereint, aber genauso in der Entschiedenheit", sagte Merkel. Die Kanzlerin bekräftigte, dass Deutschland im Kampf gegen jede Form von Terrorismus "fest und entschlossen" an der Seite Großbritanniens stehe.

US-Präsident Donald Trump verurteilte die Terrorattacke scharf und drückte der britischen Premierministerin May telefonisch sein Beileid aus. Über den Kurznachrichtendienst Twitter teilte er außerdem mit, die USA werde alles tun um Großbritannien zur Seite zu stehen. 

Kurze Zeit später twitterte Trump außerdem: "Mindestens sieben Tote und 48 Verwundete in einer Terrorattacke und der Bürgermeister von London sagt, es gebe 'keinen Grund, alarmiert zu sein'". Für diese Nachricht, die sich an den muslimischen Politiker Khan richtete, wurde Trump im Netz scharf kritisiert. Der Tenor: Der US-Präsident verbreite Falschmeldungen. Tatsächlich hatte Londons Bürgermeister zuvor erklärt, es gebe wegen der erhöhten Polizeipräsenz in den nächsten Tagen keinen Grund, alarmiert zu sein. In einer weiteren Stellungnahme erklärte eine Sprecherin Khans, der Bürgermeister habe "wichtigeres zu tun, als auf Donad Trumps schlecht informierte Tweets zu reagieren".

Der französische Staatspräsident Emmanuel Macron schrieb auf Twitter, Frankreich stehe nach der "neuen Tragödie" an der Seite Großbritanniens. "Meine Gedanken sind bei den Opfern und ihren Familien", so Macron. Der russische Präsident Wladimir Putin betonte, angesichts des Londoner Anschlags sollten die gemeinsamen Anstrengungen zur Bekämpfung des Terrorismus verstärkt werden.

Europa trauert mit

Mit Bestürzung haben EU-Spitzenpolitiker auf den Londoner Terroranschlag reagiert. Er verfolge die Ereignisse mit Entsetzen, erklärte EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker noch in der Nacht zum Sonntag auf Twitter. "Gedanken und Gebete sind bei den Opfern und ihren Familien." 

EU-Ratspräsident Donald Tusk äußerte sich ähnlich: "Mein Herz und meine Gedanken sind nach einem weiteren feigen Angriff in London. Europa steht an der Seite des Vereinigten Königreichs im Kampf gegen den Terrorismus." 

EU-Parlamentspräsident Antonio Tajani twitterte: "Wir trauern in Solidarität mit den Opern und den Familien der abscheulichen London Bridge Attacke. Diese Taten müssen ein Ende haben!"

HF/haz/nin (rtr, dpa, afp)