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Katastrophe

Nach der Trauer kommt in London die Wut

17. Juni 2017

Mit Hilfsmaßnahmen nach dem Hochhausbrand versucht Premierministerin May die Demonstranten zu beruhigen. Doch die Proteste gehen weiter. Die offizielle Zahl der Toten in der Ruine in Kensington steigt weiter an.

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London 10 Downing Street Grenfell Feuer Opfer
Überlebende und Helfern des Grenfell-Brandes vor einem Gespräch mit Premier MayBild: Reuters/P. Nichols

Wie befürchtet werden aus dem einsturzgefährdeten Sozialbau im Londoner Westen immer weitere Leichen geborgen. Nach dem Hochhausbrand geht Scotland Yard mittlerweile von 58 Toten aus. Viele Vermisstenmeldungen wurden damit bestätigt. Weitere Todesopfer gelten als wahrscheinlich. Zuvor waren 30 Tote bestätigt worden. Sollte es bei der Bilanz bleiben, wäre die Feuerkatastrophe die schlimmste in der britischen Hauptstadt seit dem Zweiten Weltkrieg.

Im Glenfell Tower war in der Nacht zum Mittwoch ein gewaltiger Brand ausgebrochen, der sich über die Fassaden rasend schnell ausbreitete. Zahlreiche Menschen wurden von der Feuerwehr aus den Flammen gerettet, anderen gelang selbst die Flucht. 19 Verletzte wurden am Samstag noch in Krankenhäusern der britischen Hauptstadt behandelt. Zehn von ihnen befanden sich in kritischem Zustand, wie die Gesundheitsbehörde NHS mitteilte.

May herzlos und zu langsam?

Nach heftiger Kritik an ihrer Reaktion auf die Brandkatastrophe rief Premierministerin Theresa May Kabinettsmitglieder zu einer Sondersitzung ein. Sie wolle dafür sorgen, dass "alles Mögliche getan wird, um die Betroffenen der Tragödie von Grenfell zu unterstützen", sagte ein Regierungssprecher. Sie hatte den Opfern fünf Millionen Pfund (5,7 Millionen Euro) Unterstützung versprochen. May empfing am Samstag Überlebende des Großfeuers, freiwillige Helfer und Vertreter der Gemeinde an ihrem Sitz in Downing Street 10.

Kritiker hatten May vorgeworfen, nicht schnell genug auf das Unglück reagiert zu haben. Außerdem habe sie bei einem Besuch am Grenfell Tower am Donnerstag nicht mit den Opfern gesprochen. Die Wut auf Regierung und Behörden in Großbritannien war auch am Wochenende noch groß. Demonstranten zogen erneut durch das Regierungsviertel Westminster und protestierten vor Mays Amtssitz. "May muss gehen", forderten sie und "Gerechtigkeit für Grenfell". 

London Protest Grenfell Tower Feuer
Solidaritätskundgebung für die Opfer aus dem Grenfell Tower Bild: Getty Images/C. Court

Am Vortag hatten Demonstranten versucht, die Rathäuser in den Bezirken Kensington und Chelsea zu stürmen. 

Vize-Premier Damian Green wies Vorwürfe zurück, May habe nicht angemessen auf das Unglück reagiert. "Sie ist von den Ereignissen genauso bestürzt wie wir alle", versicherte Green im Rundfunk. Die Regierung werde in den kommenden Tagen einen Vorsitzenden für die öffentliche Untersuchung des Brandes bestimmen.

Queen nicht in Feierlaune 

Angesichts der Terrorserie, der Feuerkatastrophe von London und der politischen Krise bemühte sich Königin Elizabeth II., den Briten Mut zu machen. "Es ist schwer, sich der traurigen Stimmung im Lande zu entziehen", erklärte die 91-Jährige anlässlich der Feierlichkeiten zu ihrem Geburtstag. Jetzt sei es an der Zeit, diejenigen zu unterstützen, die von Tod oder Verletzung betroffen seien. Die Hilfsbereitschaft habe sie bereits beeindruckt, als sie Opfer besucht habe.

Die Monarchin hatte am 21. April Geburtstag. Traditionell wird er aber im Juni mit einer Militärparade gefeiert.

SC/jj (afp, dpa, rtre, ARD)