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Lufthansa: Nicht nur Passagiere leiden

30. November 2016

Nicht nur bei Passagieren wächst der Unmut über den Streik. Auch innerhalb des Konzerns isolieren sich die Piloten zunehmend. Jetzt wird dass Bodenpersonal der Lufthansa gegen die Vereinigung Cockpit aktiv.

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Symbolbild Beruf Pilot
Bild: picture-alliance/dpa/R. Roessler

Lufthansa - Die Streik-Airline

Über eine halbe Million Passagiere waren bereits von dem Piloten-Streik der Lufthansa betroffen. Auch am Mittwoch - dem milltlerweile siebten Tag der Streiks - blieben erneut 890 Flüge am Boden. Nach Aussagen eines Lufthansa-Sprechers liegt der Schaden für nur einen Tag zwischen 10 und 15 Millionen Euro. Die immensen Kosten und ein erneuter Image-Verlust sind schmerzhaft für die Unternehmensführung. Aber auch der Rest der 120.000 Lufthansa-Mitarbeiter nimmt die Streiks zunehmend als Bedrohung wahr.

Bodenpersonal demonstriert gegen Cockpit

Innerhalb des Lufthansa-Konzerns wächst die Sorge, dass die Piloten, die nur vier Prozent der Belegschaft ausmachen,  einen bleibenden Schaden hinterlassen. Daher hatten die 6000 Beschäftigten des Bodenpersonals eine Protestaktion gegen die Ziele der streikenden Vereinigung Cockpit organisiert.  Nach Schätzungen der Polizei demonstrierten am Mittwoch zeitweise bis zu 400 Beschäftigte vor der Unternehmenszentrale am Frankfurter Flughafen gegen den Kurs der Piloten.  Rüdiger Fell, Mitglied des Betriebsrates des Frankfurter Bodenpersonals - sagte der Deutschen Presse Agentur (dpa): "Was immer die Piloten rausholen, muss am Ende des Tages an anderer Stelle im Unternehmen gegenfinanziert werden." Die Piloten nähmen mit ihren fortgesetzten Streiks die Lufthansa-Mitarbeiter ebenso in Geiselhaft wie die Passagiere. Bei Lufthansa gebe es eine schweigende Mehrheit, die von den Streiks die Nase voll hätte, so Fell.

Deutschland Einigung im Streit zwischen Lufthansa und ihre Flugbegleiter Symbolbild
Auch die Flugbegleiter zwangen die Airline häufig, am Boden zu bleiben. Bild: picture-alliance/dpa/F. Rumpenhorst

EU-Kommission drängt auf Lösung

Aber nicht nur dem Lufthansa-Bodenpersonal geht der zermürbende Streik langsam zu weit. Auch die EU-Kommission ruft zu einer raschen Einigung auf und warnt vor den negativen Folgen für die europäische Wirtschaft. Zwar sei das Recht zu streiken ein Grundrecht der europäischen Wirtschaft,  doch es gebiete sich dabei, sich konstruktiv zu verhalten, so die EU-Verkehrskommissarin Violeta Bulc. Außerdem warnte sie vor den hohen Kosten in der Wirtschaft: "Die Akteure im Luftfahrtsektor sind so eng miteinander verwoben, dass das Verhalten einzelner nationaler Interessengruppen erhebliche Kosten für alle Beteiligten in Europa verursachen kann." Das könne so nicht weitergehen, man müsse da gemeinsam an einer Lösung arbeiten. 

Ist nun eine Lösung in Sicht?

Nun möchte die Lufthansa die streikenden Piloten durch ein verbessertes Angebot an den Verhandlungstisch zurück locken. Die Airline bietet eine Erhöhung der Bezüge in zwei Stufen um insgesamt 4,4 Prozent und zusätzlich eine Einmalzahlung an.  Im Einzelnen bietet die Lufthansa für 2016 eine Vergütungserhöhung um 2,4 Prozent und für 2017 um weitere 2,0 Prozent. Dieses Angebot sei nicht an weitere Bedingungen geknüpft. Die Lufthansa gehe damit auf eine zentrale Forderung der Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) ein, hieß es. Die Gewerkschaft habe gegenüber Medien wiederholt erklärt, auf Basis eines solchen Angebotes zu einer Schlichtung bereit zu sein. Die Piloten reagierten zunächst verhalten auf das neue Angebot der Fluggesellschaft in dem Dauer-Tarifkonflikt. Auf den ersten Blick seien noch Fragen offen, sagte ein Sprecher der Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) am Mittwoch. Zunächst müsse der Vorschlag genauer geprüft werden. "Wir wissen noch nicht einmal, ob wir es als Angebot werten können."

 

Eine "never ending story"

Der Streik der Piloten hatte die Lufthansa bereits von Mittwoch bis Samstag vergangener Woche weitgehend lahmgelegt. Die Tarifauseinandersetzung zieht sich seit April 2014 hin. Die Arbeitnehmervertretung fordert für 5400 Piloten 3,7 Prozent mehr Geld im Jahr - einschließlich Nachzahlungen für vier Jahre. Die Lufthansa hatte bislang 0,7 Prozent über eine Laufzeit von gut sechs Jahren geboten. Darüber hinaus geht es in dem Streit um die Alters- und Vorruhestandsversorgung der Flugzeugführer und den Ausbau des konzerneigenen Billigfliegers Eurowings.

db/hb (dpa,rtr,afp)