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Lukrativer «Brain Drain» in Bulgarien

20. Januar 2005

Die Abwanderung von Experten sei gut für Bulgarien und die bulgarischen Emigranten. Das behaupten Wissenschaftler von Bulgarischen Institut für Marktwirtschaft in Sofia in einer jetzt veröffentlichten Analyse.

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Spitzenkräfte können auch im Ausland nützlich für die Heimat seinBild: AP

„Bleibt bei Eurer Entscheidung. Das ist gut sowohl für Euch wie für das Land“ – darauf weisen Experten des Bulgarischen Institut für Marktwirtschaft in Sofia diejenigen hin, die in die USA oder anderswo ausreisen und leben wollen. Denn die Gelder, die bulgarische Emigranten in die Heimat überweisen, seien höchst willkommen, so das Ergebnis einer Studie des Institutes zum so genannten „Brain Drain“, also der der Abwanderung von Experten ins Ausland.

Millionentransfers in die Heimat

Nach offiziellen Angaben des Bulgarischen Statistischen Institutes wurden 2003 aus dem Ausland insgesamt 613 Millionen Euro an bulgarische Verwandte überwiesen. Dieser Beitrag entspricht 50 % der Auslandsinvestitionen oder 3,5 bis 4 % des Bruttoinlandsprodukts und 85 % der staatlichen Ausgaben für Bildung und Gesundheit.

Rückkehr nicht ausgeschlossen

Wenn die Lebensqualität in Bulgarien das Niveau der Länder, in die Bulgaren ausreisen, erreiche, würden die Emigranten zurückkehren, betonen die Experten vom Institut für Marktwirtschaft. Und sie weisen darauf hin, dass das im Ausland erworbene Know How dieser Menschen dann von großem Nutzen für Bulgarien sein werde.

Es sei gesellschaftlich nicht vertretbar, Menschen, die ins Ausland wollten, zurückzuhalten, meinen die bulgarischen Ökonomen. Im Gegenteil: Deren Beitrag zum Wohlstand des Landes sei aufgrund der Höhe der Auslandsüberweisungen offensichtlich. Die Wissenschaftler halten aus diesem Grund die These für absolut unbegründet, dass die Abwanderung zu finanziellen Verlusten für die Volkswirtschaft führe, weil der Staat jahrelang umsonst in die Erziehung, Gesundheit und Bildung dieser Menschen investiert habe.

Die Summe von 613 Millionen Euro bei den Auslandsüberweisungen in 2003 stammt aus offiziellen Statistiken. Aus ihnen geht auch hervor, dass dieser Betrag dem durchschnittlichen Jahresverdienst von 340.000 Menschen entspricht. Hinzu kommen die zahlreichen nicht gemeldeten Transferzahlungen, so dass der Beitrag der Auslandsbulgaren zur Verbesserung der Lebensverhältnisse in Bulgarien vermutlich weitaus größer ist. Es gebe kein Wirtschaftsprogramm der Regierung in Bulgarien, das mit solch positiven Ergebnissen aufwarten könne – stellt die „Brain-Drain-„Analyse des Institutes für Marktforschung fest.

Antoineta Nenkova, Sofia,
DW-RADIO/Bulgarisch, 21.1.05