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Löws nordirische Lektionen

6. Oktober 2017

Fußballerisch läuft der Ausflug von Team und Bundestrainer nach Belfast top. Spiel gewonnen, WM-Quali geschafft. Erfahrungen einer uralten nordirische Tradition könnten Joachim Löw aber bald noch weiter helfen.

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Symbolbild Whiskey und Zigarre
Bild: picture-alliance/Bildagentur-online/Tetra

Auf ihren Whiskey und ihren Fußball sind sie zu Recht stolz, die Nordiren. Daran ändert auch die 1:3-Niederlage in der WM-Qualifikation gegen Deutschland nichts. Sebastian Rudy durchkreuzte mit seinem Fernschuss in den Torwinkel schon nach knapp 90 Sekunden den defensiven Matchplan der Gastgeber in Belfast (2. Minute). Ins andere Eck lieferte Sandro Wagner wenig später Tornachschub (21.). In der zweiten Hälfte trafen noch Joshua Kimmich (86.) und der Nordire Josh Magennis (90.+3) zum Endstand.

Bundestrainer Joachim Löw war rundum zufrieden: "Wir wussten, dass Nordirland sehr, sehr defensiv spielt und sie das auch gut können. Von daher war es wichtig, dass wir früh in Führung gegangen sind und das zweite Tor schnell nachgelegt haben." Dennoch hat auch das Team aus Nordirland in den Playoffs noch Chancen es ebenfalls in die Endrunde in Russland zu schaffen.

Fußball WM Qualifikation 2018 Nordirland vs Deutschland
Genau in den Knick: Rudys Traumtor gegen NordirlandBild: Getty Images/Bongarts/A. Hassenstein

Fußball und Whiskey - Löw, der Brennmeister

Im Fußball ist die Welt also in Ordnung. Gute Gelegenheit sich dem Whiskey zu widmen. Schließlich nehmen die Nordiren für sich in Anspruch in Bushmills die älteste Destillerie der Welt zu betreiben. Dreimal wird das Gebräu aus Wasser und Getreidemalz destilliert, bis der feinste Tropfen übrig bleibt. Auswahl ist also gefragt, genau wie im Fußball. Während in der Whiskey-Welt der Spirituosen aber das Prädikat des Reinen als ein Qualitätsmerkmal gilt, ist im Fußball die richtige Mischung, "Blend" genannt, gefragt. Die muss Löw in den nächsten Monaten finden. Und er hat verdammt viele gute Zutaten zur Hand. Erfahrene Weltmeister wie Thomas Müller, Toni Kroos oder Mats Hummels. Spieler die seither schon bewiesen haben was sie können, wie beispielsweise Jonas Hector, Julian Draxler oder Joshua Kimmich, und solche die erst seit Kurzem funkeln. Sandro Wagner wäre da zu nennen, der nach der Partie in Belfast vier Treffer in vier Spielen vorzuweisen hat. Oder Lars Stindl  und Timo Werner, die beim Confed-Cup überzeugten.

Trainer Joachim Löw
Löws Bilanz: neun Spiele, neun Siege in der WM QualiBild: picture-alliance

Probleme sieht der Bundestrainer auf den Außenpositionen: "Da haben wir nicht allzu viele Spieler, die permanent auch international spielen. Ich würde mir wünschen, dass wir die Position in Zukunft mehrfach besetzen könnten. Rechts ist nur Joshua Kimmich auf ganz hohem internationalen Niveau, die anderen müssen noch ein bisschen reifen. Da müssen wir hart arbeiten."  Es wird jedenfalls spannend, wen Löw mitnimmt, wenn es ab Mitte Mai ins Trainingslager geht. Wie beim Titelgewinn 2014 ist Südtirol das Ziel. "Dort haben wir uns immer sehr wohl gefühlt, und die Trainingsbedingungen sind bestens. Das ist eine gute Kombination, um konzentriert zu trainieren, aber auch zu regenerieren und entspannen", betont der Bundestrainer.

Reicht die Reife?

Mit den Planungen für seinen "WM-Blend" kann er nun schon vorzeitig beginnen. Allenfalls ein Fleißsternchen gibt es im letzten Spiel in der Gruppe C am Sonntag in Kaiserslautern gegen Aserbaidschan noch zu gewinnen: Erstmals seit 36 Jahren könnte die DFB-Elf eine makellose WM-Qualifikation perfekt machen. "Wir wollen durchziehen", gibt Löw als Ziel aus, gesteht aber gleichzeitig, dass es erneut viele Wechsel in der Startelf geben könnte. Was bleibt sind die Zweifel am Reifegrad des Teams. Während nordirischer Whiskey jahrelang in Ruhe zu dem werden kann, was er ist, bleibt der DFB-Elf wenig Zeit. Die Mannschaft ist in verschiedenen Besetzungen mühelos durch die Partien marschiert.

Fußball WM 2018 Qualifikation Deutschland vs Nordirland
Jung und hochmotiviert: Rudy und Kimmich Bild: picture alliance/dpa/GES/M. I. Güngör

Kein richtiger Härtetest, wenig Druck - das wird beim WM-Turnier in Russland definitiv anders. Zu wenig Selbstbewusstsein wird eher nicht das Problem sein, das war auch in Belfast zu erkennen: "Wir wollen natürlich den Titel verteidigen, wir wollen da was reißen", sagte Rudy nach der Partie. Kimmich blieb da nichts anderes, als ihm Recht zu geben. "Ja, wenn der Sebastian das sagt, dann probieren wir das!"

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Jens Krepela Redakteur, Reporter, Autor