1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Märkte geben nach

Thomas Kirschning16. Mai 2002

Nach wenig verheissungsvollen Konjunkturdaten aus den USA und durch den Kurseinbruch der Aktien des Heidelberger Finanzdienstleisters MLP wegen des Verdachts unsauberer Buchführung verzeichnete der DAX Verluste.

https://p.dw.com/p/2BlM
Bild: Bilderbox

Der Deutsche Aktienindex DAX schloss mit 5.047, also 25
Punkte oder ein knappes halbes Prozent unter Vortagesniveau. Am Neuen Markt gab der Nemax 50.9 Punkte oder ein Prozent auf 873 ab.

Der Aktienkurs von MLP fiel zuletzt um 16 Prozent und bildete die mit großem Abstand schwächste Aktie unter den 30 DAX Werten. Laut einem Anlegermagazin hat MLP mit einer zweifelhaften Bilanzierung jahrelang hohe Gewinne erwirtschaftet und zugleich Schulden außerhalb der Bilanz angehäuft, was vom Unternehmen prompt dementiert wurde.

"Geheime" Darlehen?

Das Magazin hatte berichtet, dass MLP einen Teil seiner neu abgeschlossenen Lebensversicherungen an Rückversicherer weitergegeben haben. Mit derartigen Transaktionen lassen sich dem Bericht zufolge junge, schnell wachsende Lebensversicherungen die hohen Abschlussprovisionen an ihre Vermittler finanzieren. Im Gegenzug würden sie den Rückversicherungen einen Anteil an den künftigen Prämieneinnahmen abtreten. Nach Auffassung von "Börse Online" handelt es sich dabei im Grunde um Darlehen der Rückversicherer.

Der Vorstandsvorsitzende des Heidelberger Finanzdienstleisters MLP, Bernhard Termühlen, hat Behauptungen eines Medienberichtes vom Donnerstag zurückgewiesen, MLP habe aus dem Rückversicherungsgeschäft 150 Millionen Euro Schulden angehäuft. Es könne weder von Darlehen gesprochen werden, noch von einem Rückzahlungsrisiko von MLP in der Zukunft.

Trend zum Beschönigen

Angesichts der Vorwürfe zu den Bilanzierungspraktiken des Finanzdienstleisters MLP fordert die Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre (SdK) eine Sonderprüfung sowie einen neuen Wirtschaftsprüfer. Damit solle das Vertrauen in das Zahlenwerk wieder hergestellt werden, teilten die Aktionärschützer am Donnerstag in Frankfurt mit.

Unternehmen formulieren Pflichtmitteilungen zum Schaden der Anleger immer unverständlicher. "Die Interpretation dieser Unternehmensmeldungen wird immer schwieriger", kritisierte der Chef der Wertpapieraufsicht, Georg Wittich, am Donnerstag in Frankfurt. Es gebe immer wieder Versuche, negative Tatsachen zu verstecken oder zu beschönigen. "Dies gilt insbesondere dann, wenn unübliche Ergebnisgrößen oder Kennzahlen benutzt werden."

Abhilfe erhofft er sich von dem vierten Finanzmarktförderungsgesetz. Dieses werde Unternehmen verpflichten, gängige Kennzahlen zu verwenden.

Gewinnsprung bei Allianz

Der Allianz-Konzern hat trotz Belastungen durch Verluste bei der Dresdner Bank zum Start ins neue Jahr einen Gewinnsprung erzielt. Der Reingewinn wurde im ersten Quartal vor allem durch Beteiligungsverkäufe von 704 Millionen Euro auf 1,9 Milliarden Euro weit mehr als verdoppelt. "Wir haben aber auch von einer Reihe von operativen Verbesserungen profitiert", betonte Allianz-Vorstand Helmut Perlet am Donnerstag in München. Die Ziele für das Gesamtjahr bekräftigte der Konzern. Die Aktie bewegte sich kaum.

Interesse an Degussa

Mit einem steilen Aufwärtstrend erholten sich Degussa-Aktien um 5,9 Prozent von den Verlusten der Vortage. "Es ist ein großer Käufer im Markt, und er ordert großzügig Degussa", sagte ein Händler in Frankfurt. Das Interesse des Pharmaunternehmens Merck an der Übernahme der Degussa-Tochter Viatris habe spekulative Käufe ausgelöst, sagte ein Händler einer ausländischen Bank.

Seit Wochenbeginn hätten deutsche Großbanken in hohem Umfang Stücke verkauft, fügte er hinzu. Ein Aktienhändler in München schloss Kaufaufträge von risikofreudigen Hedgefonds nicht aus. Weil der Wert vergleichsweise illiquide sei, führte die entstandene Nachfrage nun zu kräftigen Kursaufschlägen.

Die Durchschnittsrendite gab in Frankfurt zwei Basisstellen auf 5,13 Prozent ab.

Die Schlusskurse im Dax wie immer ohne Gewähr:

adidas-Salomon 87,95 (- 0,90)
Allianz 258,75 (- 1,04)
BASF 47,66 (- 0,34)
Bayer 36,20 (- 0,11)
HypoVereinsbank 39,75 (+ 0,05)
BMW 46,95 (+ 0,75)
Commerzbank 19,44 (- 0,01)
DaimlerChrysler 52,47 (- 0,06)
Degussa 34,51 (+ 1,91)
Deutsche Bank 77,75 (- 0,48)
Deutsche Post 15,12 (+ 0,09)
Deutsche Telekom 13,81 (- 0,27)
E.ON AG 57,45 (+ 0,29)
EPCOS 45,90 (- 0,20)
Fresenius Med. Care 63,50 (+ 1,65)
Henkel 73,93 (+ 0,43)
Infineon Techno 19,91 (- 0,40)
Linde 53,10 (+ 0,15)
Lufthansa 16,43 (+ 0,03)
MAN 25,97 (- 0,03)
Metro 38,04 (+ 0,39)
MLP 50,40 (- 9,40)
Münchener Rück 266,50 (- 3,85)
Preussag 29,95 (+ 0,85)
RWE 41,35 (- 0,10)
SAP 135,40 (- 2,26)
Schering 67,25 (+ 0,10)
Siemens 71,05 (- 0,93)
ThyssenKrupp 17,40 (+ 0,43)
VW 56,34 (+ 0,03)

Notierungen ausgewählter Devisen nach den Referenzkursen der Europäischen Zentralbank - danack kostete ein Euro

US-Dollar 0,9124
Brit. Pfund 0,6253
Schw. Franken 1,4559
und Japan Yen 116,30.