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Mühlleitner holt erste deutsche Medaille

3. August 2018

Bei den neu formierten European Championships sorgt ein Schwimmer für einen glänzenden Auftakt für das deutsche Team: Henning Mühlleitner gewinnt Bronze - dabei ist er alles andere als stromlinienförmig.

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Schwimmer, Henning Mühlleitner
Bild: imago/A.Masini

"Die Medaille ist das Sahnehäubchen", sagte ein sichtbar stolzer Henning Mühlleitner. Drei Minuten, 47 Sekunden und 18 Zehntelsekunden - so wenig Zeit benötigte Henning Mühlleitner, um nach 400 Meter Freistil im Tollcross International Swimming Centre in Glasgow anzuschlagen. Für den 21-jährigen Deutschen ist es sein bisher größte sportliche Erfolg. Mühlleitner war taktisch bestens eingestellt: "Ich bin auf den ersten 300 Metern mein eigenes Rennen geschwommen", erklärt er. "Ich habe mich erst auf den letzten 100 Metern auf die anderen konzentriert. Ich bin glücklich, dass das aufgegangen ist."

Glücklich aufgegangen ist offensichtlich auch seine Entscheidung, sich gegen einen Olympia-Stützpunkt zu entscheiden. Vorausgegangen war eine Leistungssportreform, die der Deutsche Olympische Sport Bund (DOSB) Ende 2016 beschlossen hatte. So sollen unter anderem die Schwimmer aus dem Olympiakader, dem auch Mühlleitner angehört, nur noch an vier Leistungszentren in Hamburg, Essen, Heidelberg oder Berlin trainiert werden. Schwimm-Bundestrainer Henning Lambertz hatte Mühlleitner deshalb aufgefordert, seinen Heimat-Verein Gmünd (SVG) zu verlassen.  

"Unterwerfen oder etwas Neues wagen"

Chef-Bundestrainer Schwimmen- Henning Lambertz
Schwimm-Bundestrainer LambertzBild: picture-alliance/dpa/K.-D. Gabbert

Das tat Mühlleitner daraufhin auch. Jedoch nicht zu einem Olympia-Stützpunkt. "Ich will mir mein Umfeld nicht aufzwingen lassen", begründete er vor einem Jahr gegenüber dem SVG seinen Wechsel zur Sportunion Neckarsulm. Hinzu kam, dass sein Trainer Hannes Vitense aufgrund der aufoktroyierten Leistungssport-Reform bei seinem alten Verein keine Perspektive mehr sah und zur Sportunion Neckarsulm ging. "Ich stand also vor der Alternative, mich den Anforderungen des Bundestrainers zu unterwerfen oder zusammen mit Hannes Vitense etwas Neues zu wagen."

Befürchtungen, dass er deshalb nicht mehr für internationale Wettkämpfe nominiert werde, hatte er dabei nicht. "Beim Schwimmen zählt ja immer noch die Leistung - und die ist auf der Stoppuhr ablesbar", erklärte Mühlleitner während eines Gespräch mit seinem alten Verein vor einem Jahr. "Wer die Normen erfüllt, wird auch zu den Wettkämpfen gemeldet."

Poul Zellmann auf Platz sieben

EM-Schwimmen - Siegerehrung Christiansen (Silver) Romanchuk (Gold) und Mühlleitner (Bronze)
Christiansen, Romantschuk und Mühlleitner (v.l.n.r.)Bild: Imago/Bildbyran

Seine Leistungen sprechen für Mühlleitner und seine mutige Entscheidung. Nach seinem dritten Platz im Vorlauf im Tollcross International Swimming Centre in Glasgow hatte Mühlleitner bereits mit Edelmetall geliebäugelt. "Es macht mich glücklich, dass ich es geschafft habe, mich auf mich zu fokussieren", sagte er. "Das ist ein wichtiger Schritt in meiner sportlichen Entwicklung."

Auf der Weltrekordstrecke von Paul Biedermann, der 2012 im ungarischen Debrecen mit Gold die zuvor letzte deutsche EM-Medaille über diese Distanz geholt hatte, waren nur der siegreiche Ukrainer Michailo Romantschuk in 3:45,18 Minuten und Henrik Christiansen aus Norwegen schneller (3:47,07) als Mühlleitner. Sein Landsmann Poul Zellmann, der in seiner persönlichen Bestzeit von 3:47,14 Minuten den Einzug ins Finale geschafft hatte, wurde Siebter.

sw (dpa, sid)