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"M – Eine Stadt sucht einen Mörder"

9. Oktober 2010

25 Klassiker aus über 100 Jahren Film - das deutsche Kino ist reich an Höhepunkten. Wir stellen die wichtigsten Filme vor. Diesmal: Fritz Langs auch formal wegweisendes Drama um einen Kindermörder.

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Fritz Lang (Foto: dpa)
Fritz LangBild: dpa

Er war einer der wichtigsten deutschsprachigen Schauspieler, er war auch in Amerika äußerst populär, aber hierzulande geriet er reichlich früh in Vergessenheit: Peter Lorre. In seinem wichtigsten Film war er quasi der erste Serienkiller des Kinos: "M - Eine Stadt sucht einen Mörder" von Regisseur Fritz Lang. - Der Mann sieht zum Fürchten aus, eine kleine, gedrungene Gestalt, ein feistes Gesicht, und dann diese Augen. Sie sind aufgequollen und eiskalt - so blickt das Böse. Und dieser Mann ist böse: Er streift durch die Stadt, lockt kleine Kinder an, vergeht sich an ihnen und tötet sie dann.

Peter Lorre blickt in den Spiegel und sieht das M auf seinem Mantel (Foto: picture alliance akg)
Legendäre Szenerie: Peter Lorre sieht die Markierung auf seinem Mantel in "M".Bild: picture-alliance / akg

Erster Serienkiller der Kinogeschichte

Die Polizei ist ratlos und es sind dann zwielichtige Gestalten aus der Unterwelt, die das Monster schnappen - Selbstjustiz per Standgericht. "M - Eine Stadt sucht einen Mörder", 1931 von Fritz Lang in Deutschland gedreht, ist der erste Serienkiller-Film der Kinogeschichte. Die Bestie wird gespielt von dem großen Charakterdarsteller Peter Lorre.

"M" ist ein Film aus der Übergangszeit zwischen Stumm- und Tonfilm. Entsprechend rar sind die Dialoge. Die Bildaussage steht im Vordergrund, die düsteren Hinterhöfe Berlins sind expressionistisch in Szene gesetzt. Die Menschen verschwimmen oft zu einer amorphen Masse, einer Masse, aus der allein das Monster hervorsticht: Peter Lorre als Kindsmörder mit seinen noch heute kaum erträglichen glasigen Augen.

Der deutsche Generalkonsul in Kalifornien, Kiderlen (r) und Fritz Lang (Foto: picture alliande dpa)
Vielfach ausgezeichnet: Fritz Lang (l.) erhält in Los Angeles vom dt. Generalkonsul das Goldene Filmband.Bild: picture-alliance / dpa

Vision vom aufkommenden Nationalsozialismus

"M - Eine Stadt sucht einen Mörder" ist düster und bis heute extrem beunruhigend. Dabei lässt sich die lebensbedrohliche Gewalt, die hier von einem Einzelnen ausgeht - so wie auch in Fritz Langs "Mabuse"-Filmen - als Vision vom Ende der Weimarer Republik und vom aufkommenden Nationalsozialismus, ja letztlich von Hitlers Machtergreifung interpretieren. "M" ist ein wahrhaft schauerliches Meisterwerk des deutschen Kinos.

Autor: Jochen Kürten

Redaktion: Robert Bales