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Michael Knigge

Die Positionen der Kanzlerkandidaten im Wahlkampf sind austauschbar. Beide setzten fälschlicherweise auf die Wirtschaft als Haupthema, sagt der ehemalige Clinton-Berater Dick Morris im Interview mit DW-WORLD.

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Keine Unterschiede erkennbarBild: AP

"Das erstaunliche an der deutschen Wahl ist, dass Schröder und Stoiber beide im Grundsatz das gleiche sagen", sagte Morris am Freitag (6. September 2002). Für Kanzler Schröder wie für Herausforderer Stoiber sei die Wirtschaftspolitik das wichtigste Wahlthema. Beide betonten, dass sie mehr Arbeitsplätze schaffen könnten als ihr Kontrahent. "Beide kämpfen um das gleiche Terrain und ich glaube, deswegen ist die Wahl ziemlich langweilig." Die zu starke Konzentration auf die Wirtschaftspolitik ist Morris zufolge der Grund, weshalb sich derzeit keiner der Kandidaten klar vom anderen absetzen kann. Bei US-Wahlkämpfen repräsentierten die Kandidaten dagegen gewöhnlich sehr konträre Ansichten und Themen. "Es gibt einen Kandidaten wie Bill Clinton, der für das Recht auf Abtreibung ist und George Bush, der gegen Abtreibung ist. Al Gore engagierte sich für die Umwelt, George Bush dagegen eher nicht."

Ende der Wirtschaftsdebatte

Wenn er Schröder und Stoiber einen Rat geben sollte, würde er ihnen empfehlen, auf zu hören über die Wirtschaft zu reden, betonte Morris. "Ich glaube, dass die Wähler in Deutschland verstehen, dass der deutsche Kanzler sehr wenig tun kann, um der Wirtschaft zu helfen." Die Menschen wüssten, dass die Entscheidungen über die Wirtschaft auf europäischer und globaler Ebene gefällt würden. Kanzler Schröder würde er raten, er solle die Umwelt stärker thematisieren sowie über eine Reform des Schulsystems, das Gesundheitswesens und über das Rentensystem sprechen.

"Herrn Stoiber würde ich sagen, sehen Sie sich an, wie Jacques Chirac in Frankreich gewonnen hat: Er hat die Kriminaliät und Sicherheit und Jugendbanden und Drogen thematisiert. Und das könnte auch für Sie ein Thema sein bei dem Sie auf ihre Bilanz als Ministerpräsident verweisen können," lautet die Empfehlung des Politik-Beraters für Edmund Stoiber.

Substanz statt Image

Die Politiker sollten sich Morris zufolge zudem weniger um ihr öffentliches Image kümmern. "Das wichtigste im Wahlkampf ist nicht das Image, es die Botschaft, die du vermittelst." Da derzeit keine großen Unterschiede zwischen Schröder und Stoiber erkennbar seien, ist der Wahlausgang nach Auffassung von Morris weiter offen. "Der erste, der aufhört die Wirtschaft zu thematisieren hat die besten Chancen zu gewinnen."

Dick Morris war Wahlkampfmanager und Berater des früheren US-Präsidenten Bill Clinton und gilt als einer ersten sogenannten Spin-Doctors. Neben Clinton beriet Morris auch zahlreiche andere Politiker und wurde zum Vorbild für Wahlkampfmanager in Großbritannien und Deutschland