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Politik

Macri-Trump: Rückkehr der engen Beziehungen?

Cristina Papaleo
27. April 2017

Sie kennen sich bereits - Argentiniens Präsident Mauricio Macri und US-Präsident Donald Trump. Nun treffen sie sich auf politischer Bühne. Ihre gemeinsame Geschichte könnte sich auf das Verhältnis auswirken.

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Argentinien Präsident Mauricio Macri
Bild: Reuters/A. Marcarian

US-Präsident Donald Trump und der argentinische Präsident Mauricio Macri kennen sich seit mehr als 30 Jahren. Geschäfte führten die beide zusammen: Zwischen 1979 und 1984 verhandelte die argentinische Unternehmensgruppe SOCMA unter der Leitung von Franco Macri, dem Vater des jetzigen Präsidenten, mit der Trump-Gruppe. Es ging um den Bau eines 150-stöckigen Gebäudes in New York City. Das sogenannte Lincoln West-Projekt kam zwar nie zustande. Dennoch war es der Beginn der Beziehung zwischen beiden Männern. In seinem Buch "The art of the deal” beschrieb der amtierende US-Präsident das Team Macri  jedoch als "eine Mannschaft mit viel Wissen, aber wenig praktischer Erfahrung".

Trotz dieser Kritik entwickelten sich die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Trump und Mauricio Macri weiter - so weit, dass Trump bei einem Besuch in Argentinien in Macris Landhaus Los Abrojos im Verwaltungsbezirk Buenos Aires übernachtete. "Ich kenne große Geschäftsmänner in der Region, wie zum Beispiel Macri. Er ist ein guter Mann”, sagte Trump der argentinischen Tageszeitung La Nación im Jahr 2012.

Präsident Trump trifft sich mit dem Finanzminister Mnuchin
US-Präsident Donald Trump hat Geschäfte gemacht mit der Familie MacriBild: Getty Images/Pool/S. Thew

Trump ist übergeschnappt 

Trotzdem unterstützte die Macri-Regierung nicht die Präsidentschaftskandidatur von Donald Trump, sondern die von Hillary Clinton. Die Nähe zu der Demokratin gingen unter anderem auf die guten Beziehungen zur Obama-Regierung zurück. In einem Interview mit dem Fernsehsender Todo Noticias bezeichnete Macri im November 2016 Trump sogar als "übergeschnappt” und sagte, dass er nicht an dessen Wahlsieg bei den US-Präsidentschaftswahlen glaube.

"Nach seiner Unterstützung für Hillary Clinton im vergangenen Jahr versucht Macri nun, Trump für sich einzunehmen”, sagt der Historiker Leandro Morgenfeld, Professor an der Universität Buenos Aires im Gespräch mit der Deutschen Welle. "Gemeinsam mit den anderen Ländern des Wirtschaftsraumes Mercosur hat Argentinien in den vergangenen Jahren Alternativen zur politischen und wirtschaftlichen Kooperation mit den Vereinigten Staaten vorangetrieben.” Seit seinem Amtsantritt im Jahr 2015 habe Mauricio Macri erneut die Nähe zu den USA gesucht. "Das hat er mit Obama gemacht, und das wird er nun auch mit Trump versuchen”, fügt Morgenfeld hinzu.

Kongress in Buenos Aires, Argentinien
Argentiniens Parlament in Buenos AiresBild: picture alliance/Demotix/F. Fiorini

Trump "sorgt für Ablehnung wegen seiner 'Hispanophobie'”

Argentinien Soziologe Gabriel Puricelli (privat)
"Man muss abwarten, wie sich Trump gegenüber Argentinien positioniert" - Der Soziologe Gabriel PuricelliBild: StockPress/Esteban Mac Allister

Man könnte nun denken, dass sich das komplexe Verhältnis zwischen den Präsidenten auch auf die Beziehungen zwischen den beiden Staaten auswirken wird. "Das aber ist nicht der Fall”, sagt der argentinische Soziologe Gabriel Puricelli vom Laboratorio de Políticas Públicas in Buenos Aires im Interview mit DW. Seiner Meinung nach sei noch nicht abzusehen, wie Donald Trump in seinen Beziehungen zu Argentinien "weiter agieren wird”. Für Leandro Morgenfeld könnte die Tatsache, "dass beide sich schon kennen, eine Hilfe auf dem Weg zu einer guten Beziehung sein".

Gut möglich, dass Argentinien zu den engen Verbindungen mit den USA zurückkehren könnte, wie sie in den 1990er-Jahren zwischen Ex-Präsident Carlos Menem und George H.W. Bush bestanden haben. Leandro Morgenfeld meint, dass Macri sich eher zur Trump-Welt hingezogen fühle, "weil beide Wirtschaftsmagnaten sind, die sich auch in ihrer Regierung mit CEOs umgeben". Trump sorge derzeit jedoch für viel Ablehnung, in Lateinamerika vor allem aufgrund seiner Hispanophobie. Als George W. Bush 2005 nach Argentinien kam, hat er starke Ablehnung erfahren. "Ich glaube, es könnte etwas Ähnliches passieren, wenn Trump im Juli 2018 zum G20-Gipfel nach Argentinien kommt", meint Morgenfeld.

"Macri ist nützlich für Trump"

Wie bei allen Antrittsbesuchen sind keine konkreten Maßnahmen zu erwarten, wohl aber diplomatische Gesten. Sie könnten vor allem für den wirtschaftlichen Bereich wichtig sein. "Fast ohne Gegenleistung erbringen zu müssen, hätte Trump mit Macri einen Präsidenten, der ihm nützlich sein kann, um die USA in der Region neu zu positionieren", sagt Leandro Morgenfeld. Das könnte sogar die Interessen der großen US-Unternehmen vorantreiben, die bessere Bedingungen suchen für ihre Geschäfte in der Region. "Macri ist nützlich für Trump", so Morgenfelds Fazit.

Es bleibt abzuwarten, ob dieses Treffen zu einer für Argentinien fruchtbaren Verbindung mit den USA führt, die nicht nur Trump nützt, um sich zu rehabilitieren, oder nur Macri, um sein Image als Führungspersönlichkeit aufzupolieren.