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Mafia-Pate Provenzano gestorben

13. Juli 2016

Mit Bernardo Provenzano ist einer der berüchtigtsten Mafiabosse Italiens gestorben. Wegen der Art, wie er jeden Gegner niederwalzte, wurde er als "Der Traktor" berühmt. Wegen zahlreicher Morde war er seit 2006 in Haft..

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Bernardo Provenzano bei seiner Festnahme (Foto: Picture alliance, AFP)
Bild: picture-alliance/AP Photo/L. Bruno

Jahrzehntelang hatte Bernardo Provenzano nicht einmal ein Gesicht. Das letzte Fahndungsfoto des berüchtigten Mafia-Bosses stammte aus dem Jahr 1959. Da hatte der Pate noch volle schwarze Haare, eiskalte Augen, einen kräftigen Stiernacken. Ein Phantombild wurde angefertigt, mit den möglichen Gesichtszügen des gealterten Cosa-Nostra-Chefs.

Mehr als 40 Jahre auf der Flucht

Denn mehr als 40 Jahre hatten die Top-Ermittler auf Sizilien nur ein Ziel: Den mysteriösen und meistgesuchten Paten aufzuspüren und hinter Gitter zu bringen. Aber erst im April 2006 gelang ihnen der ersehnte Coup. Für den in Abwesenheit bereits zu mehrmals lebenslanger Haft verurteilten Provenzano klickten die Handschellen. Bilder der Festnahme zeigten ihn mit schütterem Haar, randloser Brille und Dreitagebart (Artikelbild).

Nun ist der frühere Mafia-Boss im Gefängnis gestorben. Der 83-Jährige sei einer Krebserkrankung erlegen, berichteten übereinstimmend italienische Medien. Einen Antrag seiner Anwälte auf Haftverschonung wegen einer Parkinson-Erkrankung 2011 hatte der Oberste Gerichtshof Italiens zurückgewiesen. Rund ein Jahr später hatte der Mafiaboss im Gefängnis versucht, sich das Leben zu nehmen, wurde aber von einem Aufseher daran gehindert.

"Gehirn wie ein Huhn"

Provenzano galt als der "Boss der Bosse" der sizilianischen Mafia. Er stammte aus dem Dorf Corleone, das durch den Roman "Der Pate" zu Berühmtheit gelangte. Seinen ersten Mord soll er im Alter von 25 Jahren begangen haben, sein Opfer war ein Mafia-Konkurrent. Bei den Mega-Prozessen gegen die Mafia bezeichneten sizilianische Richter ihn als "einen der grausamsten und blutrünstigsten Bosse der Cosa Nostra". Mafiaaussteiger erzählten von "mindestens 40 Morden", in die Provenzano direkt oder indirekt verwickelt gewesen sein soll. Auch soll er ein Drahtzieher im internationalen Drogenhandel und in der Geldwäsche gewesen sein.

Provenzano war Anfang 1993 nach dem Tod von Luciano Liggio und der Verhaftung von Toto Riina an die Spitze der sizilianischen Cosa Nostra aufgestiegen. Angeblich soll Provenzano seine Hände bei der Verhaftung seines Vorgängers im Spiel gehabt haben. "Er schießt wie ein Gott, schade nur, dass er das Gehirn eines Huhns hat", soll Liggio einmal über ihn gesagt haben.

chr/uh (afp, dpa)