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Mahnwachen für Tibet

7. Februar 2012

Ministerpräsident Lobsang Sangay von der tibetischen Exilregierung hat in einer Videobotschaft zu Solidaritätskundgebungen aufgerufen. Die Gewalt Chinas gegen unschuldige Tibeter müsse ein Ende haben.

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Exil-Premier Lobsang Sangay mit dem Dalai Lama (Foto: AP)
Bild: AP

Am Mittwoch (08.02.2012) sollen Unterstützer des tibetischen Volkes auf der ganzen Welt aus Solidarität mit den Tibetern Mahnwachen abhalten. Dazu hat der Ministerpräsident der exiltibetischen Regierung, Lobsang Sangay, in einer im Internet veröffentlichten Videobotschaft aufgerufen. "Lasst uns eine laute und vernehmbare Botschaft an die chinesische Regierung richten, dass Gewalt und das Töten unschuldiger Tibeter nicht akzeptabel sind", so Sangay. "Ich bitte alle darum, diese Mahnwachen in Frieden und Würde und im Einklang mit den Gesetzen des jeweiligen Landes durchzuführen."

Angespannte Lage

Die Lage in Tibet und den angrenzenden Provinzen spitzt sich zu. In der mittlerweile für ausländische Journalisten gesperrten Region in Südwestchina kam es zuletzt Ende Januar zu mehreren heftigen Protesten von Tibetern gegen die chinesische Regierung. Dabei sollen nach Angaben exiltibetischer Organisationen mindestens fünf Demonstranten von chinesischen Sicherheitskräften erschossen worden sein. Die chinesische Regierung spricht von zwei Toten und behauptet, die Demonstranten hätten Polizisten und Zivilisten angegriffen. Mehrere Beamte seien verletzt worden.

Kleinkind mit Tibetfahne in Frankfurt (Foto: AP/Bernd Kammerer)
Auch 2008 gab es Solidaritätsbekundungen für Tibet in DeutschlandBild: AP

Die Situation in der Region sei extrem angespannt, sagt Harriet Beaumont von der in London ansässigen Organisation "Free Tibet": "Es gab diese heftigen Proteste, die ganze Gegend dort ist jetzt abgeriegelt. Es gibt eine Zunahme von tibetischem Widerstand, aber gleichzeitig auch ein immer heftigeres Vorgehen des chinesischen Staates dagegen."

Seit März vergangenen Jahres kam es zudem zu einer regelrechten Welle von Selbstverbrennungen. Am Freitag (05.02.2012) zündeten sich laut "Radio Free Asia" erneut drei Tibeter im Nordwesten Sichuans an, was die Zahl der Selbstverbrennungen, die meisten von ihnen mit tödlichem Ausgang, auf 19 erhöht. Zuletzt hatten sich drei tibetische Mönche Anfang Januar in derselben Region selbst verbrannt.

"Gewalt wird keine Stabilität schaffen"

Einer der Hauptschauplätze der Auseinandersetzungen zwischen Tibetern und den chinesischen Behörden ist das in der Stadt Ngaba gelegene tibetische Kloster Kirti in der Provinz Sichuan. Allein in Ngaba kam es zu zehn Selbstverbrennungen. Im März letzten Jahres wurde das Kloster Kirti mit seinen knapp 2.000 Mönchen abgeriegelt. Etwa 300 Mönche sollen nach Angaben exiltibetischer Gruppen von den chinesischen Behörden an einen unbekannten Ort verschleppt worden sein. Einige sind immer noch nicht zurückgekehrt. Die chinesische Regierung spricht von einer "patriotischen Erziehungskampagne" für tibetische Mönche und Nonnen.

In seiner Videobotschaft fordert der Ministerpräsident der tibetischen Exilregierung Lobsang Sangay die chinesische Führung auf, auf Gewalt gegen die Tibeter zu verzichten: "Mit Gewalt und dem Töten von Demonstranten werden Sie die berechtigten Klagen der Tibeter nicht abstellen und die Stabilität in Tibet nicht wieder herstellen können." Der einzige Weg, um die Tibetfrage zu lösen und einen dauerhaften Frieden zu schaffen, bestehe darin, die Rechte des tibetischen Volkes zu achten, sowie den Dialog aufzunehmen, so der exiltibetische Ministerpräsident.

Keine Feiern am tibetischen Neujahrsfest

Auch die deutsche Niederlassung der "International Campaign for Tibet" werde am Mittwoch (08.02.2012) dem Aufruf Lobsang Sangays folgen, erklärt Geschäftsführer Kai Müller. "Wir planen hier in Berlin zu einer Mahnwache aufzurufen, simultan zu anderen Veranstaltungen, die wir und andere Organisationen weltweit durchführen werden, um Solidarität mit den Tibetern zu zeigen."

Zwei ältere Tibeter erklären die tibetischen Sitten und Gebräuche
Tibeter in China sollen, anders als hier in der Schweiz, das Neujahrsfest nicht feiernBild: DW

Am 22. Februar findet das tibetische Neujahrsfest statt. Lobsang Sangay ruft die Tibeter in China auf, angesichts der aktuellen Ereignisse nur die gewohnheitsmäßigen religiösen Rituale durchzuführen, aber ansonsten das Fest nicht zu feiern.

Die chinesischen Behörden verschärfen unterdessen die Kontrolle der tibetischen Klöster. Die Sicherheitskräfte müssten verstärkt gegen die "Separatisten" aus der "Dalai-Lama-Clique" vorgehen, erklärte der Parteisekretär der tibetischen Hauptstadt Qi Zhala vor einer Woche (30.1.2012). Die Polizei müsse die Kontrollen auf den Straßen, in den "wichtigsten Klöstern" und im Umfeld der "wichtigsten Verdächtigen" verstärken.

Eine Entspannung der Lage in Tibet und den angrenzenden Regionen ist nicht absehbar. Besonders der März ist ein kritischer Monat. Dann jährt sich der Tibetaufstand von 1959. Auch die Proteste im Jahr 2008 hatten im März begonnen.

Autor: Christoph Ricking
Redaktion: Matthias von Hein/HS