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Mandela Trilogy

Renate Heilmeier5. Juni 2014

Drei Akte, zwei Komponisten, drei Musikstile - die "Mandela Trilogy" erzählt das bewegte Leben einer nationalen Ikone und bringt ein Stück südafrikanisches Lebensgefühl ins Deutsche Theater in München.

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Tanzende Darsteller vor einer Rückwanddeko mit der Aufschrift "Freedom" (Foto: John Snelling)
Bild: John Snelling

Man könnte es ein Opernmusical nennen oder eine afrikanische Broadway-Oper. Die Macher entschieden sich für eine eigene Etikettierung und nannten es Folk Opera. Zwei grundsätzliche Ideen vereinen sich hier: Die für die ganze Nation bedeutende Biografie wird auf unterhaltsame Weise nacherzählt. Und von Nelson Mandela weiß man, dass er tatsächlich eine enge Verbindung zur südafrikanischen Musik hatte. Die Rhythmen der Xhosa und der anderen afrikanischen Stämme sind ebenso in das Stück eingewoben wie Jazz- und Popmusik, verschiedene Stile fusionieren in diesem Musical über den südafrikanischen Volkshelden Mandela.

Stilmix aus Rezitativ und Pata Pata

Die musikalische Bearbeitung der Biografie von Nelson Mandela ist nun im Deutschen Theater in München als Deutschlandpremiere zu erleben und bietet ein breites musikalisches Spektrum. Michael Williams, der die Cape Town Opera leitet, schrieb das Libretto zur Lebensgeschichte des Friedensnobelpreisträgers Nelson Mandela, der als engagierter Kämpfer für Freiheit und gegen die Apartheid berühmt und der erste schwarze Präsident Südafrikas wurde. Die formale Aufteilung in drei Akte ist dabei kein Zufall.

Im ersten Akt ist es die Herkunftsgeschichte des Titelhelden, musikalisch aufgefangen in afrikanischen Traditionals. Die Initiation - die Aufnahme des jungen Mannes in die Stammesgesellschaft - und auch sein erstes Aufbäumen gegen die Zwänge von außen zeigen ein ländliches Afrika. Mandela, der 2013 im hohen Alter von 95 Jahren starb, durchlief als Jugendlicher noch einen Initiationsritus, flüchtete als junger Mann vor einer von den Eltern arrangierten Eheschließung vom Land in die Stadt und kam als Jurastudent mit den politischen Ideen in Berührung, die seinen Werdegang prägten.

Der zweite Akt spielt in den 1950er Jahren in Sofiatown, einem Stadtteil von Johannesburg, und erzählt von Repressionen und Protest. Hier treffen sich die musikalischen Stilrichtungen Musical und Jazz, Bigband und Symphonieorchester mit großen Hits wie Miriam Makebas Pata Pata. Im letzten Akt, der ausschließlich die fast drei Jahrzehnte im Gefängnis auf Robben Island thematisiert, greift Péter Louis van Dijk, einer der zwei Komponisten der Trilogy, dann zu traditionellen Opernelementen.

Traditionell gekleidete Darstellerinnen in einer Bühnenszene (Foto: Deutsches Theater München)
Starke Darstellerinnen und beeindruckende SzenenBild: Deutsches Theater München

Opernchor des Jahres 2013

Was die Mandela Trilogy für das deutsche Publikum so besonders und zu einem wirklichen Erlebnis macht, ist die spezielle Symbiose afrikanischer, europäischer und amerikanischer Musik, auch in den Stimmfarben des Opernchors aus Kapstadt, ein Chor, der mit Jazz und Oper gleichermaßen sein Publikum bezaubert. Das Ensemble wurde 2013 beim neu ins Leben gerufenen Opera Award als bester Chor ausgezeichnet.

Michael Williams erzählt, dass diese Auszeichnung zugleich eine Riesenüberraschung war, aber auch sehr verdient an den noch jungen Chor ging, dessen Mitglieder aus den verschiedenen Regionen Südafrikas stammen: "Sie haben ein großartiges Timbre, sie singen mit so viel Leidenschaft und bringen dadurch in ein Opernrepertoire - mit Komponisten wie Wagner und Verdi - eine ganz neue Frische. Ganz speziell an diesem Chor ist aber, dass sich die Sänger als ganze Menschen einbringen. Es ist nicht nur der Klang. Und das macht auch die Magie aus." Die zeigt sich auch im Tanz und der Bühnenperformance. Albert Horne, der Dirigent der Aufführung und musikalischer Leiter der Cape Town Opera, ergänzt: "In Südafrika haben wir so viele großartige Sänger, die mit einer Stimme geboren sind, die wie eine italienische Opernstimme klingt." Und das klingt aufregend und anders als ein deutscher Opernchor.

Bühnenszene mit bewaffneten Männern und Frauen im Hintergrund (Foto: Deutsches Theater München)
Starke Stimmen und südafrikanische MusiktraditionBild: Deutsches Theater München

Kulturaustausch mit den Symphonikern

Auch, weil es schlicht zu kostspielig gewesen wäre, das gesamte Orchester einzufliegen, wird bei der Münchner Aufführung der Mandela Trilogy ein spannender Kulturaustausch gelebt. Der stimmgewaltige Chor und Spitzenmusiker aus München gestalten die Aufführung gemeinsam. Das Orchester, bestehend aus Mitgliedern der Münchner Symphoniker, stellte sich der Herausforderung, in kürzester Zeit - unter Horne als Dirigenten - mit Chor und Solisten einen kompletten Klangkörper zu bilden, um die Biografie von Nelson Mandela zu erzählen.

Mandelabild als Projektion auf der Bühne über Darstellern (Foto: Deutsches Theater München)
Mehr als ein Symbol - der überlebensgroße Nelson Mandela als Projektion auf der Bühne des Deutschen Theaters in MünchenBild: Deutsches Theater München

Mehrere Sänger stellen den Nationalhelden in seinen unterschiedlichen Lebensphasen dar. Die politische Bedeutung Mandelas als Hoffnungsträger der schwarzen Mehrheit in Südafrika ist hier nur ein Aspekt. Mandela als junger Mann und was in prägte, sein Verhältnis zu seiner Familie und den Frauen und auch die fast drei Jahrzehnte, die ihn das Apartheidsregime einfach wegsperrte, sind hier in den Mittelpunkt gerückt.

In dieser Volksoper setzt sich eine lange Tradition fort. Der Nationalheld Nelson Mandela war für viele Künstler und Musiker so wichtig und inspirierend, dass sie ihm in ihrer Musik ein Denkmal setzten. Songs wie "Free Nelson Mandela" und "Gimme Hope Jo'anna" gingen um die Welt.