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Manuel Zelaya fliegt ins Exil

28. Januar 2010

Nach vier Monaten Zwangsaufenthalt in der brasilianischen Botschaft hat der gestürzte honduranische Präsident Zelaya sein Heimatland verlassen. Der neue Staatschef Lobo hatte ihm freies Geleit zugesichert.

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Flugzeug mit Zelaya hebt ab (Foto: AP)
Ziel Exil: Zelaya auf dem Weg in die Dominikanische RepublikBild: AP

Mit einem Aufruf zu "Vergebung und Versöhnung" hat der neue honduranische Präsident Porfirio Lobo sein Amt angetreten. Vergebung und Versöhnung hat das mittelamerikanische Land nach dem Putsch vor sieben Monaten und dem anschließenden erbitterten Machtkampf auch bitter nötig, wenn es etwas werden soll mit dem erhofften Neuanfang.

Exil in der "DomRep"

Porfirio Lobo (Foto: AP)
Kurz nach Amtsantritt: Der neue Staatschef Porfirio Lobo grüßt die MengeBild: AP

Der im Juli 2009 entmachtete Staatschef Manuel Zelaya ging ins Exil: Er flog am Mittwoch (27.01.2010, Ortszeit) in die Dominikanische Republik - mit dem Flugzeug und in Begleitung des dominikanischen Präsidenten Leonel Fernández.

Nur wenige Stunden zuvor hatte Lobo, ein 62-jähriger konservativer Unternehmer, im Nationalstadion der Hauptstadt Tegucigalpa seinen Amtseid abgelegt. Noch während seiner Antrittsrede unterzeichnete er ein vom Parlament verabschiedetes Amnestiegesetz. Davon profitiert nicht nur Zelaya, sondern auch dessen Widersacher, der zwischenzeitliche Machthaber Roberto Micheletti.

Am Vortag waren bereits die sechs führenden Generäle des Landes vom Obersten Gericht entlastet worden. Sie hatten Zelaya im Juli mit vorgehaltener Waffe festnehmen und in einer Nacht- und Nebelaktion nach Costa Rica ausfliegen lassen. Seit seiner heimlichen Rückkehr im September hielt sich Zelaya, dem unter anderem Machtmissbrauch vorgeworfen wurde, in der Botschaft Brasiliens in Tegucigalpa auf.

Ende der Isolation?

Lobo brachte seinen Wunsch nach einem Ende der internationalen Isolation des mittelamerikanischen Landes zum Ausdruck. Zu seiner Amtseinführung waren nur wenige ausländische Staatschefs erschienen. Demonstrativ fern hielten sich unter anderem Venezuela und die Regionalmacht Brasilien. Die Wahl Lobos im November ist bisher international nicht anerkannt, da sie unter der Putschregierung Michelettis stattfand.

Manuel Zelaya (Foto: AP)
Kurz vor der Abreise: ZelayaBild: AP

Viele Staaten verhalten sich noch abwartend. Spanien zum Beispiel bezeichnete die Lage in Honduras als "anormal". Dies müsse von Lobo korrigiert werden, forderte der Staatssekretär für Iberoamerika, Juan Pablo de Laiglesia. Die Normalisierung der bilateralen Beziehungen hänge davon ab, ob Lobo gemachte Zusagen einhalte, sagte Laiglesia und sprach dabei wohl auch für die Europäische Union.

Zelaya-Anhänger im Kabinett

Als Signal der angestrebten nationalen Versöhnung ernannte Lobo drei seiner Gegenkandidaten bei der Präsidentschaftswahl zu Mitgliedern seines Kabinetts, darunter mit dem Linkspolitiker César Ham einen Anhänger Zelayas. Lobo übernimmt ein wirtschaftlich schwer angeschlagenes Land, in dem 70 Prozent der Bevölkerung als arm gelten. Bruttoinlandsprodukt und Auslandsinvestitionen brachen in Honduras im vergangenen Jahr so stark ein wie sonst nirgends in der Region.

Autor: Christian Walz (dpa, epd, apn)
Redaktion: Siegfried Scheithauer