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Sieg dank THG

5. Oktober 2007

Die dreifache Leichtathletik-Olympiasiegerin Marion Jones hat offenbar ein Dopinggeständnis abgelegt. In einem Brief soll Jones die Einnahme von Anabolika in den Jahren 1999 bis 2002 zugegeben haben.

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Ihre Medaillen muss Marion Jones nun vielleicht abgeben, Quelle: AP
Ihre Medaillen muss Marion Jones nun vielleicht abgebenBild: AP
Marion Jones beim Weitsprung-Training, Quelle: AP
Marion Jones beim Weitsprung-TrainingBild: AP

Jahrelang hat sie alles abgestritten. Jetzt jedoch hat die dreimalige Leichtathletik- Olympiasiegerin Marion Jones aus den USA nach Angaben der Tageszeitung "Washington Post" vom Freitag (05.10.2007) zugegeben, vor den Olympischen Spielen 2000 in Sydney mit leistungssteigernden Drogen gedopt zu haben. Das Blatt beruft sich dabei auf einen Brief des ehemaligen Sprintstars an Freunde und Familienmitglieder.

Klage zurückgezogen

In dem Brief soll die 31-Jährige die Einnahme der im Balco-Labor entstandenen Designerdroge Tetrahydrogestrinon (THG) in den Jahren 1999 bis 2002 bereits zugegeben haben. Der Chef des umstrittenen Balco-Labors, Victor Conte, hatte Jones bereits Ende 2004 des Doping-Missbrauchs beschuldigt und war daraufhin von der Athletin auf 25 Millionen Dollar Schadenersatz verklagt worden. Im Februar 2006 zog Jones die Klage zurück und einigte sich außergerichtlich mit Conte.

Leinsamen-Öl oder THG?

Marion Jones im Jahr 2000 beim 100-Meter-Training, Quelle: AP
Marion Jones im Jahr 2000 beim 100-Meter-TrainingBild: AP

"Ich möchte mich für alles entschuldigen. Es tut mir Leid, dass ich alle in vielen Sachen enttäuscht habe", zitiert die Zeitung die Vertrauensperson, der eine Kopie des Briefes vorlag. Begonnen habe alles im Jahr 1999, schrieb sie nun, als ihr Coach Trevor Graham ihr eine angeblich harmlose Creme verabreicht habe. Der umstrittene Coach habe ihr erklärt, es handele sich um ein Leinsamen-Öl. Jedoch hätte sie misstrauisch werden müssen, als Graham ihr empfohlen habe, das Mittel geheim zu halten.

Bei der Creme handelte es sich offenbar um das als nicht nachweisbar geltende THG, auch "The Clear" genannt. Bis zur Trennung von Graham Ende 2002 habe sie verbotene Substanzen zur Leistungssteigerung genutzt. Persönlich war Jones nach Angaben der "Washington Post" am Donnerstag nicht zu erreichen. Graham wollte auf Anfrage des Mediums keinen Kommentar abgeben.

Ekaterini Thanu als nachträgliche Siegerin?

Es könnte im Fall eines Geständnisses weniger der Drogenmissbrauch als vielmehr der zweimalige Meineid vor einem staatlichen Untersuchungsausschuss sein, der Jones möglicherweise sogar eine Gefängnisstrafe einbringt. 2003 hatte sie im Zuge der Ermittlungen rund um das Balco-Labor zweimal unter Eid ausgesagt, nie mit THG in Berührung gekommen zu sein.

Im Fall einer Disqualifikation von Marion Jones würde die Griechin Ekaterini Thanou höchstwahrscheinlich nachträglich zur Goldmedaillengewinnerin 2000 über 100 Meter gekürt. Die heute 33-jährige Thanou, die in Sydney Zweite geworden war, hatte 2004 in Athen mit ihrem Sprinter-Kollegen Kostas Kenteris für einen der größten Skandale in der Olympia-Geschichte gesorgt. Beide waren am Tag vor der Eröffnungsfeier von den Spielen ausgeschlossen worden, weil sie sich durch Flucht aus dem Athletendorf einer Dopingkontrolle entzogen hatten. Später wurden sie für zwei Jahre bis Ende 2006 gesperrt. (stu)