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Gesellschaft

Massenevakuierung in Frankfurt

3. September 2017

Nach dem Fund einer 1,8 Tonnen schweren Weltkriegsbombe hat in Frankfurt am Main die größte Evakuierung der Nachkriegszeit begonnen. Für die Entschärfung der Bombe müssen rund 60.000 Menschen ihre Wohnungen verlassen.

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Bombenfund auf dem Uni-Campus in Frankfurt
Bild: Reuters/R. Orlowski

Betroffen sind auch Altenheime, Krankenhäuser, der Hessische Rundfunk und das Polizeipräsidium der Stadt. Tausende Einsatzkräfte sorgen sich für einen sicheren Ablauf, hunderte Beamten prüfen seit 8:00 Uhr, ob sich niemand mehr im Sperrgebiet aufhält. Für Menschen, die nicht woanders unterkommen können, öffnet die Stadt große Hallen unter anderem auf dem Messegelände. Darin ist Platz für mehrere tausend Menschen. Es ist die größte Evakuierungsaktion seit dem 2. Weltkrieg.

Im Laufe des Tages wollen die Experten des Kampfmittelräumdiensts die sogenannte Luftmine entschärfen, die am vergangenen Dienstag auf einer Baustelle nahe der Frankfurter Universität gefunden wurde.

Die Sperrzone mit einem Radius von anderthalb Kilometern um den Fundort umfasst große Teile mehrerer zentrumsnaher Stadtteile. Die Behörden gehen davon aus, dass die Bewohner erst am Sonntagabend nach Hause zurückkehren können.

Verkehrsbehinderungen

Den ganzen Tag wird es zudem zu weiträumigen Umleitungen im Straßenverkehr kommen. Auch im öffentlichen Nahverkehr wird es erhebliche Einschränkungen geben, weil in dem Sperrgebiet keine Busse und Bahnen fahren. Der Flugverkehr könnte ebenfalls betroffen sein.

Am frühen Sonntagmorgen war die Stimmung in Frankfurt zunächst sehr entspannt. Viele Menschen haben ihre Häuser offenbar schon am Samstag verlassen. Die Behörden hoffen, dass alle Menschen freiwillig die Sperrzone räumen. Ansonsten könnte der Zeitplan für die Entschärfungsaktion durcheinandergeraten. Die Patienten von zwei Krankenhäusern und die Bewohner mehrerer Altenheime waren bereits am Samstag in Sicherheit gebracht worden.

Erfolgreiche Entschärfung in Koblenz
Erfolgreiche Entschärfung in KoblenzBild: picture alliance/dpa/Thomas Frey

Ebenfalls am Samstag hatten wegen einer Bombenentschärfung im rheinlandpfälzischen Koblenz rund 21.000 Menschen ihre Häuser verlassen müssen. Die Entschärfung des Blindgängers aus dem Zweiten Weltkrieg verlief ohne Probleme.

Altlasten des Zweiten Weltkriegs

Die Luftminen des Zweiten Weltkriegs wiegen mehr als eine Tonne und erzeugen nach der Explosion eine enorme Druckwelle. Die als "Wohnblockknacker" (Engl: blockbuster) berüchtigten Bomben zerstören nach Angaben des Bunkermuseums Emden im Umkreis von rund einem Kilometer Dächer, Türen und Fenster - um die Wirkung von danach abgeworfenen  Brand- und Sprengbomben noch zu verstärken. Menschen können auch in größerer Entfernung noch von der gewaltigen Druckwelle getötet werden. 

Bereits 2011 wurde eine 1,8 Tonnen schwere Luftmine im Rhein bei Koblenz entschärft. Dazu wurden die Zünder herausgedreht. 45.000 Menschen mussten in Sicherheit gebracht werden.

Anfang 2014 explodierte ein Blindgänger, als ein Bagger auf dem Gelände einer Recyclingfirma in Euskirchen einer Luftmine zu nahe kam. Der Baggerführer starb, acht Menschen wurden verletzt. In Deutschland liegen Schätzungen zufolge noch Zigtausende Bomben in der Erde, meist kleinere Fünf- oder Zehnzentner-Fliegerbomben.

cgn/as (afp, dpa)