1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Massenevakuierungen nach der Flut

10. Juni 2013

Der Norden Deutschlands bangt weiter, trotz erstmals leicht sinkender Pegelstände. Zehntausende Menschen mussten wegen des Hochwassers ihre Häuser verlassen. Derweil meldet sich Bundespräsident Gauck wieder zu Wort.

https://p.dw.com/p/18nAp
Mitglieder des Krisenstabes informieren in der Notunterkunft in Tröbitz (Brandenburg) die Bürger über die Hochwassersituation in ihrer evakuierten Stadt Mühlberg (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Allein in Sachsen-Anhalt mussten sich mehr als 40.000 Menschen vorübergehend eine neue Bleibe suchen. In der Landeshauptstadt Magdeburg wurden Teile der Stadt evakuiert. Mehr als 20.000 Einwohner, vor allem in den östlichen Stadtgebieten und im Ortsteil Rothensee, flohen vor den Wassermassen. Zwischenzeitlich war auch die Stromversorgung in der Stadt bedroht, weil das Hochwasser auf ein Umspannwerk zufloss.

Aber auch andernorts treibt die Flut die Menschen aus ihren Häusern in Notquartiere, zu Verwandten oder zu Freunden. Sachsen hat das Schlimmste zwar schon überstanden, doch das Wasser sinkt nur langsam und drückt weiterhin auf die Deiche. Rund 13.000 Menschen sind dort von Evakuierungen betroffen.

In der Chemiestadt Bitterfeld in Sachsen-Anhalt konnten hingegen 10.000 Bewohner in ihre Wohnungen zurückkehren, nachdem ein Deich abgedichtet wurde.

Eindrücke von Anne Herzlieb aus Wittenberge

Bahnverkehr lahmgelegt

In Ostdeutschland sanken am Montag zwar die Pegel, zum Aufatmen war es dennoch zu früh. Unter anderem brach in der Nacht in Sachsen-Anhalt auf rund 50 Metern Länge ein Deich. Der Ort Fischbeck wurde überflutet. Ein weiterer Elbe-Deich in Hohengöhren bei Stendal rutschte auf 30 Meter Länge ab. Helfer versuchten, ihn zu befestigen.

Der Deichbruch bei Fischbeck verursachte am Montag Behinderungen im Fernverkehr der Deutschen Bahn. Die ICE-Verbindungen zwischen Frankfurt und Berlin sowie zwischen Hannover und Berlin mussten umgeleitet werden. Zehntausende Reisende mussten Verspätungen von mehreren Stunden hinnehmen, wie die Deutsche Bahn mitteilte.

Die gewaltige Flutwelle rollt nun auf Brandenburg und Norddeutschland zu, wo die Menschen versuchen, die Deiche aufzustocken. Mindestens sieben Menschen sind bisher durch das Hochwasser umgekommen, mehrere werden noch vermisst.

Merkel verspricht mehr Hilfsgelder

Die Flutschäden in ganz Deutschland werden inzwischen auf eine zweistellige Miliardensumme geschätzt. Experten gehen davon aus, dass die Schäden mindestens so hoch sein werden wie die der sogenannten Jahrhundertflut von 2002. Damals hatte der Staat ein "Flutopfer-Solidaritätsgesetz" in Kraft gesetzt, das über sieben Milliarden Euro zur Verfügung stellte. Kanzlerin Angela Merkel besuchte erneut die Hochwassergebiete und versprach in Wittenberge an der Elbe, dass es nicht bei der zugesagten Soforthilfe von 100 Millionen Euro bleiben werde. Sie verwies auf das ohnehin geplante Treffen mit den 16 Ministerpräsidenten der Länder an diesem Donnerstag im Kanzleramt.

Bundeswehrsoldaten mit Sandsäcken (Foto: REUTERS)
11.000 Bundeswehrsoldaten sind gegen die Flut im EinsatzBild: Reuters

Hilfsorganisationen beklagen unterdessen eine Zurückhaltung bei Spenden für die Flutopfer. Organisationen wie das Deutsche Rote Kreuz oder Caritas International haben seit Beginn der Katastrophe vor einer Woche jeweils nur rund eine Million Euro an Spenden eingenommen - viel weniger als bei der Flut 2002.

Bundespräsident Joachim Gauck, der sich am Sonntag bereits in Sachsen und Sachsen-Anhalt umgeschaut hat und am Freitag in die betroffenen Gebiete in Bayern reisen will, rief die Bürger erneut zu Spenden für die Opfer auf. Im Fernsehen sagte er: "Ich bitte ganz herzlich alle Menschen, die fernab von dieser Flutkatastrophe leben, sich zu überlegen: Was wäre, wenn es mich betroffen hätte?"

kle/nem/SC (dpa, epd, afp, rtr)