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Massenmörder Breivik plädiert auf "nicht schuldig"

16. April 2012

In Oslo hat der Prozess gegen Attentäter Breivik begonnen, der im Juli 2011 insgesamt 77 Menschen ermordert hatte. Gleich zu Verhandlungsbeginn wies Breivik alle Schuld von sich. Zudem erkannte er das Gericht nicht an.

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Breivik ballt beim Betreten des Gerichtssaals die rechte Faust (Foto: Reuters)
Bild: Reuters

Zu Beginn des Prozesses gegen den norwegischen Massenmörder Anders Behring Breivik hat die Anklagevertreterin die Namen der Opfer der beiden Attentate vorgetragen. Staatsanwältin Inga Bejer Engh beschrieb in allen Einzelheiten, wie die Menschen beim Bombenanschlag im Regierungsviertel von Oslo starben und wie die Jugendlichen auf der Ferieninsel Utøya eiskalt erschossen wurden.

Breivik zeigt keinerlei Reue

Beim Betreten des Gerichtssaals zum Prozessauftakt streckte der 33-jährige Rechtsextremist Breivik zum Gruß seinen rechten Arm mit geballter Faust. Breivik, der wegen Terrorismus und vorsätzlichen Mordes angeklagt ist, verfolgte dann die Eröffnung des Prozesses ohne besondere Regung. Der rechtsradikale Islamhasser ist grundsätzlich geständig. Er behauptet jedoch, er habe in Notwehr gehandelt. Deshalb plädierte er zum Prozessauftakt auf "nicht schuldig". Bereits in früheren Anhörungen hatte er deutlich gemacht, dass er seine Taten nicht als Verbrechen verstehe. Sie seien "grausam, aber notwendig" gewesen, um die Aufmerksamkeit auf seinen Kampf gegen die "muslimische Invasion" Europas zu lenken. Zudem erklärte er, das Gericht nicht anzuerkennen, weil der norwegische Staat den Multikulturalismus unterstützen würde.

Pressezentrum mit Journalisten und großer Leinwand aus dem Gerichtssaal (Foto: Reuters)
Das Medieninteresse ist enorm: Mehr als 800 Journalisten verfolgen den ProzessBild: Reuters

Grundsatzfrage: Zurechnungsfähig oder nicht?

In dem auf zehn Wochen angesetzten Verfahren in der norwegischen Hauptstadt wird es vor allem darum gehen, ob Breivik zum Tatzeitpunkt zurechnungsfähig war und damit wegen "Terrorakten" zu der in Norwegen geltenden Höchststrafe von 21 Jahren verurteilt werden kann.

Kurz vor Prozessbeginn hatte ein neues psychiatrisches Gutachten den Angeklagten als voll zurechnungsfähig eingestuft. In einem ersten Gutachten war Breivik hingegen wegen "paranoider Schizophrenie" für unzurechnungsfähig erklärt worden. Folgen die zwei Berufs- und drei Laienrichter dieser ersten Einschätzung, würde Breivik in eine geschlossene psychiatrische Klinik eingewiesen. Dies wäre für ihn "schlimmer als der Tod", hatte Breivik erklärt. Deshalb sehen sich seine Verteidiger gezwungen, dafür zu plädieren, dass das Gericht den 33-Jährigen für zurechnungsfähig hält.

Breivik bestreitet seine Taten nicht

Breivik hat die Verantwortung für die zwei Attentate am 22. Juli vergangenen Jahres bereits übernommen. Im Osloer Regierungsviertel zündete er zunächst eine aus Kunstdünger gebaute 950 Kilogramm schwere Autobombe. Acht Menschen starben, mehrere hundert wurden verletzt. Anschließend erschoss er auf der Insel Utøya in einem Feriencamp der Sozialdemokraten gezielt 69 Menschen, vor allem Teenager.

Es dürfte der größte Prozess in der Geschichte Norwegens werden. Das Gericht will rund 150 Zeugen anhören. In 17 Gerichtssälen im gesamten Land werden die Geschehnisse live übertragen - für die vielen Angehörigen und Hinterbliebenen, die im Osloer Gericht keinen Platz finden.

Norwegen: Prozess gegen Breivik

Es wird erwartet, dass Breivik die Verhandlung als Plattform nutzen wird, um seine ausländerfeindliche Ideologie zu verbreiten. In einem 1500-Seiten Manifest im Internet hatte er geschrieben, dass mit einer Festnahme die "Phase der Propaganda" beginne. Das internationale Medieninteresse ist groß: Etwa 800 Journalisten sind vor Ort.

as/li (dpa, afp, rtr, dapd)