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Massenprotest in Hongkong gegen China

1. Juli 2016

In Hongkong wächst die Sorge, dass China den Sonderstatus der früheren britischen Kronkolonie weiter untergräbt. Demonstranten werfen Peking die Verschleppung regierungskritischer Verleger vor.

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Demonstranten protestieren am 1. Juli 2016 gegen Chinas Einfluss in Hongkon (Foto: Reuters)
Bild: Reuters/B. Yip

Zehntausende Menschen sind in Hongkong auf die Straße gegangen, um gegen die als chinatreu geltende Führung zu protestieren. Am 19. Jahrestag der Rückgabe der früheren britischen Kronkolonie an China forderten Demonstranten den Rücktritt von Verwaltungschef Leung Chun Ying. Er gilt in den Augen der Opposition in der Finanzmetropole als Gefolgsmann der Pekinger Regierung. Vor dem Regierungsgebäude lieferten sich einige Hundert Demonstranten Handgemenge mit Sicherheitskräften.

Nach Angaben der Veranstalter nahmen 110.000 Menschen an den Protesten teil. Die Behörden sprachen hingegen von 19.300 Demonstranten.

Die Bürger Hongkongs seien "wütend auf die gegenwärtige Regierung und sehr enttäuscht über den bisherigen Verlauf der Entwicklung", sagte Kundgebungsorganisator Jackie Hung von der Zivilen Bürgerrechtsfront.

Ein Land, zwei Systeme

Die damalige Kronkolonie war 1997 an China übergeben worden. Damals hatten London und Peking sich auf die Formel "ein Land, zwei Systeme" geeinigt. Die Millionenstadt sollte nach dem Abzug der britischen Verwaltung für 50 Jahre eine weitreichende innere Autonomie behalten.

Doch die Hongkonger Opposition wirft Peking vor, sich zunehmend in die Angelegenheiten der Stadt einzumischen und damit die Autonomievereinbarungen zu verletzen. 2014 hatte sich dieser Ärger schon einmal in wochenlangen Großdemonstrationen entladen, die allerdings ohne Folgen blieben. Nun gewinnen Fürsprecher einer völligen Unabhängigkeit Hongkongs an Zulauf.

Der Hongkonger Buchhändler Lam Wing Kee erklärte, er sei nach China verschleppt worden (Foto: picture alliance)
Der Hongkonger Buchhändler Lam Wing Kee erklärte, er sei nach China entführt wordenBild: picture-alliance/Kyodo

Empörung über verschleppte Buchhändler

Für Unruhe und Empörung sorgte der Fall des Hongkonger Buchhändlers Lam Wing Kee, der im vergangenen Jahr für eine Weile verschwunden war. Lam beschuldigte die chinesischen Behörden nach seinem Wiederauftauchen vor kurzem, ihn in die Volksrepublik entführt und monatelang festgehalten zu haben. Lam vertrieb in seinem Buchladen Titel, die sich kritisch mit der Führung in Peking auseinandersetzten. "Der Fall Lam ist ein klares Zeichen dafür, dass China das Prinzip 'Ein Land, zwei Systeme' bereits zerstört hat", sagte der Oppositionelle Edward Leung von der Unabhängigkeitsgruppe Hong Kong Indigenious im Vorfeld der Kundgebung. Insgesamt waren neben Lam noch vier weitere Buchhändler aus Hongkong vorübergehend verschleppt worden.

ago/qu (afp, rtre)