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Massenproteste

27. März 2008

Über 100 Iraker starben bei den Auseinandersetzungen zwischen Regierungstruppen und schiitischen Kämpfern in den vergangenen drei Tagen. Zehntausend Iraker demonstrierten gegen das Vorgehen der US-gestützten Regierung.

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Massendemonstrationen im Irak (AP Photo/Karim Kadim)
Demonstranten protestieren in Bagdad gegen das Vorgehen der Regierungstruppen in BasraBild: AP

Die Offensive irakischer Sicherheitskräfte gegen die Gefolgsleute des radikalen Schiiten-Predigers Moktada Al-Sadr in Basra hat am Donnerstag (27.03.08) in Bagdad zu Massenprotesten geführt. Zehntausende Anhänger marschierten durch das Armenviertel Sadr-City und skandierten Parolen gegen die US-gestützte Regierung von Ministerpräsident Nuri al-Maliki. Auch in anderen Stadtteilen kam es zu Demonstrationen.

Aufständische in Basra (AP Photo/APTN)
Gewaltbereit: Aufständische in BasraBild: AP

In der Ölmetropole Basra kam es in den dritten Tag in Folge zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen Regierungstruppen und Kämpfern Al-Sadrs. In der zweitgrößten Stadt des Landes waren zeitweise alle Viertelstunde Explosionen zu hören. Bewohner beschrieben die Kämpfe als die schwersten seit dem Einmarsch der US-Truppen in den Irak vor fünf Jahren. Die Zahl der Toten stieg nach einer Schätzung von Polizei und Krankenhäusern auf über hundert, allein in Basra starben nach Angaben des Innenministeriums 51 Menschen. Auch im Bagdader Viertel Sadr City, einer Hochburg al Sadrs, habe es in Gefechten in der Nacht zum Donnerstag 17 Tote gegeben.

Gewalt greift auf andere Städte über

Die Gewalt war am Vortag auch auf Bagdad und andere Städte übergegriffen. Nahe der in einer Hochsicherheitszone in Bagdad gelegenen US-Botschaft stiegen am Donnerstag nach einem vermutlichen Granatenangriff riesige Rauchschwaden in die Luft. Die Behörden verhängten an zahlreichen Orten im Südirak Ausgangssperren, um ein weiteres Ausbreiten der Kämpfe zu verhindern.

Irakische Polizei in Basra (AP Photo/Nabil al-Jurani)
Ohne-US-Unterstützung: Irakische Polizei in BasraBild: AP

Es ist die größte Offensive der irakischen Armee ohne eine größere Unterstützung durch ausländische Truppen. Die irakische Regierung will mit dem Einsatz den Milizen-Einfluss zurückdrängen und die Kontrolle über die für die Ölförderung wichtige Region sichern. Im Dezember hatten die britischen Truppen die Kontrolle über Basra an die Iraker übergeben.

Zerstrittene Schiiten

Der anti-amerikanische Prediger Al-Sadr hatte Regierungschef Maliki nach den Wahlen 2005 an die Macht verholfen, später jedoch mit ihm gebrochen. Im August 2007 rief er seine Anhänger zu einem Waffenstillstand im Kampf gegen die US-Truppen auf und wurde dafür von der amerikanischen Regierung gelobt. Seine eigenen Anhänger kritisierten den Schritt jedoch, viele wandten sich von ihm ab. Neben der Sadr-Gruppierung gibt es noch weitere schiitische Gruppen in Basra, die teilweise miteinander rivalisieren.

Bei Basra wurde am Donnerstag auch ein Anschlag auf eine Pipeline verübt, die zu einem der beiden Öl-Terminals im Golf führt. Nach Angaben aus irakischen Ölexportkreisen wird sich der Schaden auf die Ausfuhrmenge auswirken, das genaue Ausmaß sei aber nicht abzuschätzen. Der irakische Ölminister Hussein Al Scharistani versuchte dagegen, Sorgen internationaler Ölfirmen zu zerstreuen. "Die Lage in Basra ist zwar noch instabil", sagte er. "Dies hat aber keine negativen Auswirkungen auf die Ölförderung und die Anlagen für den Export." (lk)

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