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Materialmangel drückt Exporte ins Minus

9. November 2021

Die deutschen Exporte sind im September im Vergleich zum Vormonat aufgrund gestörter Lieferketten erneut zurückgegangen. Experten rechnen erst im nächsten Jahr mit einer Wende zum Besseren.

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Deutschland | Containerbrücke im Hamburger Hafen
Bild: Daniel Reinhardt/dpa/picture alliance

Anhaltende Materialengpässe und gestörte Lieferketten haben im September den zweiten Monat in Folge zu einem Rückgang der deutschen Exporte geführt. Diese sanken um 0,7 Prozent zum Vormonat, wie das Statistische Bundesamt am Dienstag mitteilte. Das kommt überraschend: Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten nur mit einer Stagnation gerechnet.

Im August hatte es bereits einen Rückgang von 0,8 Prozent gegeben - den ersten nach zuvor 15 monatlichen Anstiegen hintereinander. Die deutsche Industrie musste ihre Produktion zuletzt trotz voller Auftragsbücher stark drosseln, da wichtige Vorprodukte wie Halbleiter fehlen. Die Importe wuchsen dagegen im September den zweiten Monat in Folge, wenn auch nur um 0,1 Prozent.

"Die stotternde Industrieproduktion färbt jetzt auch negativ auf die Exporte ab", erklärte der Chefvolkswirt der VP Bank, Thomas Gitzel. Der gegenwärtige Ausstoß in der Industrie reiche nicht aus, um die Ausfuhren wachsen zu lassen. "Der Materialmangel zeigt nun also auch Bremsspuren bei den Exporten", ergänzte Gitzel. Solange nicht genügend Materialien für die Produktion verfügbar seien, werde es auch keine Höhenflüge beim Export geben. "Ein Wachstumsschub wird sich erst einstellen, wenn Lieferketten störungsfreier funktionieren", prognostizierte auch der Chefvolkswirt des Bankhauses Lampe, Alexander Krüger. "Das wird aber noch dauern."

US-Geschäft brummt

Hinzu kommt, dass die Nachfrage aus China zuletzt nachgelassen hat. Der wichtigste deutsche Handelspartner geht rigoros gegen neue Corona-Infektionen vor, was immer wieder zu Werkschließungen oder Unterbrechungen an großen Handelshäfen führt. Außerdem wird der Aufschwung in der Volksrepublik regelmäßig von Stromausfällen gebremst.

Insgesamt verkauften die deutschen Unternehmen Waren im Wert von 117,8 Milliarden Euro ins Ausland. Verglichen mit September 2020 ist das eine Zunahme von 7,1 Prozent. Dabei wuchsen die Ausfuhren zum wichtigsten Exportkunden USA um 16,2 Prozent auf 10,8 Milliarden Euro, während die nach China um 0,2 Prozent auf 8,5 Milliarden Euro schrumpften. Das Auslandsgeschäft mit den EU-Ländern nahm um 9,2 Prozent auf 64,6 Milliarden Euro zu.

Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) rechnet für dieses Jahr mit einem Wachstum der deutschen Ausfuhren von 7,5 Prozent. 2022 soll es zu einem ähnlich starken Plus von 7,0 Prozent kommen. Im Corona-Jahr 2020 hatte es einen deutlichen Rückgang gegeben.

Deutschland | Schließende Geschäfte in den Innenstädten
Bild: Daniel Kubirski/picture alliance

Einzelhandel befürchtet Engpässe bis Ende 2022   

Auch im Einzelhandel werden Lieferengpässe bis weit in den Sommer 2022 anhalten. Das ist das Ergebnis einer Umfrage des Münchner ifo Instituts. Im Schnitt rechnen die Firmen der Branche damit, dass die Engpässe weitere 10 Monate andauern. "Die Produktauswahl wird zu Weihnachten und lange danach eingeschränkt sein", sagt der Leiter der ifo Umfragen, Klaus Wohlrabe. Die Fahrradhändler sind am pessimistischsten, sie erwarten 18 Monate Lieferprobleme, die Möbelhändler 12,5 Monate. Die Spielzeugeinzelhändler gehen von rund 11 Monaten aus, die Baumärkte von 10,3 Monaten.

tko/iw (rtr, ifo-Institut)