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"Hallo Welt"

Andreas Zimmer19. September 2012

Junge Rapper wie Cro oder Casper bevölkern derzeit die deutschen Hitparaden. Doch die Alten haben es immer noch drauf. Das beweist Max Herre, einer der Pioniere des deutschen Sprechgesangs.

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Max Herre: Stuttgarter Sänger und Rapper (Foto: 2012 Universal Music GmbH / Nesola GmbH)
Bild: 2012 Universal Music GmbH / Nesola GmbH

Mit den Fantastischen 4 hielt die Rapmusik Anfang der 90er Jahre auch in Deutschland Einzug. Zunächst tatsächlich noch als reine Underdog-Musik, nicht anders als das US-Vorbild. Über die Jahre hin hat sich das allerdings grundlegend gewandelt; HipHop ist längst in der Mitte der Gesellschaft angekommen.

Die jüngsten Hitparadenerfolge des Genres zeigen, dass nicht mehr nur die Jugend HipHop hört, sondern auch eine stetig wachsende Zahl Erwachsener. Und das, obwohl deutschsprachige HipHop-Musik schon zigmal totgesagt wurde. Aber Totgesagte leben bekanntlich länger.

Max Herre am Mikrofon (Foto: Henning Kaiser dpa/lnw)
Bild: picture alliance/dpa

Unlängst erst stellte beispielsweise das "HipHop Bravo"-Magazin die Veröffentlichung mit dem Hinweis ein, nicht mehr genug Exemplare verkaufen zu können, um rentabel zu sein. So etwas stößt beim 39-jährigen Max Herre auf Unverständnis: "Ich denke, dass gerade jetzt eine interessante Zeit ist, weil sich HipHop wieder öffnet", meint er. Schließlich müsse auch die Generation der Enddreißiger das Genre für sich neu definieren, logischerweise jenseits des bisherigen Jugendkultur-Nimbus.

Konkurrenzloses HipHop-Urgestein

Nach seinem eher von Singer/ Songwritern beeinflussten letzten Album "Ein geschenkter Tag" begibt sich der Ex-Stuttgarter Max Herre auf seinem neuen Album "Hallo Welt!" wieder zurück zu seinen Wurzeln. Dabei sieht sich der Musiker und Produzent selbst als HipHop-Urgestein, das den jungen und aufstrebenden Nachwuchs nicht fürchtet. Der Wahlberliner lebt lieber den Community-Gedanken, in dem er seinerzeit in der so genannten "HipHop-Kolchose" in Stuttgart sozialisiert wurde und stellt Unterschiede zum konkurrenzbehafteten letzten Jahrzehnt fest: "Es ist zu spüren, dass heute ein anderer Geist weht", findet er. "Eben nicht mehr dieses Ellenbogen-Denken, das in den Nuller Jahren vorherrschte. Heute will man gemeinsam etwas auf den Weg bringen."

Max Herre vor einer Backsteinmauer (Foto: 2012 Universal Music GmbH / Nesola GmbH)
Der Rapper der ersten Stunde hält nichts von KonkurrenzdenkenBild: 2012 Universal Music GmbH / Nesola GmbH

Gastmusiker willkommen

Zusammen mit Künstlern wie Phillip Poisel, Clueso, Patrice, Samy DeLuxe, Sophie Hunger, Aloe Blacc und vielen anderen mehr überschreitet Herre auf "Hallo Welt" musikalische Grenzen und ist dabei gesellschaftskritisch wie selten zuvor. Musikalisch greift der Vater dreier Kinder wieder zu den Inspirationsquellen der Soul- und Funk-Scheiben aus den 70er Jahren, zitiert diese äußerst intelligent und hievt sie durch Einsatz moderner Beats, Reime sowie einer ausgezeichneten Produktion auf ein zeitgemäßes Level.

Piratensender auf Albumlänge

Der etwas banal anmutende Titel "Hallo Welt!" des dritten Albums von Max Herre mag etwas überraschend wirken; so etwas erwartet man eigentlich eher von Debütalben. Aber natürlich hat der versierte Songschreiber auch dafür eine logische Erklärung, die einen Einfall umsetzte, der ihn schon seit seinen Stuttgarter Tagen in den 90er Jahren begleitet: "Es gibt die Idee des fiktiven Piratenradiosenders", erzählt er. "Ich hatte immer den imaginären Hörer im Kopf, der an seinem Weltempfänger sitzt und am Frequenzrad den Sender sucht, auf dem ich funke."

Max Herre im Studio (Foto: 2012 Universal Music GmbH / Nesola GmbH)
Max Herre im StudioBild: 2012 Universal Music GmbH / Nesola GmbH

Dabei sieht Herre seine neue CD nicht als Konzeptalbum im herkömmlichen Sinn, sondern eher als eine Art Klammer für unterschiedliche Musikrichtungen. Das Radio als Stilmittel zieht sich allerdings konsequent durch. Es gibt einen fiktiven Nachrichtensprecher sowie Trailer und Jingles, die die 15 Titel von "Hallo Welt!" genial miteinander verknüpfen. Insofern erweitert das Album durchaus den HipHop-Horizont, gibt sich richtungsweisend - und definiert tatsächlich die ehemalige Jugend-Subkultur auch für Erwachsene neu.