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Illegale Waffenlieferungen in den Irak

10. September 2014

Schon wieder steht der deutsche Waffenhersteller Sig Sauer im Verdacht, illegal Waffen exportiert zu haben. Diesmal geht es um Pistolen für den Irak. Für die Lieferung soll das Unternehmen einen Trick genutzt haben.

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Sig Sauer Firmenschild
Bild: picture-alliance/dpa

Für eine Lieferung von Tausenden Handfeuerwaffen in das Bürgerkriegsland Irak hätte es im Jahr 2005 sicher keine Genehmigung der Bundesregierung gegeben. Nach Berichten des Norddeutschen Rundfunks (NDR) und des Westdeutschen Rundfunks (WDR) sowie der "Süddeutschen Zeitung" (SZ) hat der Waffenhersteller Sig Sauer auch gar nicht erst versucht, eine solche Erlaubnis zu erhalten.

Aus den Recherchen der drei Medien habe sich ergeben, dass Sig Sauer das Geschäft über sein Schwesterunternehmen SigArms in den USA abgewickelt habe, schreibt die SZ. Demnach orderte das US-Militär über die Beschaffungsbehörde TACOM 5000 Pistolen bei SigArms. Weil die US-Dependance von Sig Sauer aber nicht genügend Kapazitäten hatte, half das Mutterhaus aus Eckernförde in Schleswig-Holstein aus.

Der Auftrag hatte einen Umfang von umgerechnet 1,2 Millionen Euro. Die 9-Millimeter-Waffen waren jedoch nicht für die US-Streitkräfte vorgesehen, sondern für das irakische Militär. Das geht aus internen Unterlagen hervor, die dem Rechercheteam von NDR, WDR und SZ nach eigenen Angaben vorliegen.

Von den USA zur PKK

Aus Amerika wurden die Waffen nach Bagdad gebracht, von dort sollen einige allerdings später in die Hände von Kämpfern der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) gelangt sein. Das jedenfalls legen Unterlagen der Enthüllungsplattform Wikileaks nahe. Die PKK wird von der Europäischen Union und von den USA als Terrororganisation eingestuft.

Laut den Medienberichten wusste Sig Sauer über die Bestimmung der Waffen für den "irakischen Vertragspartner". Zu den Erkenntnissen der drei Medien wollte sich das Unternehmen "aufgrund der laufenden Ermittlungen" nicht äußern. Auch SigArms und die US-Behörde TACOM verweigerten Antworten auf Fragen zu dem Waffen-Deal.

Sig Sauer Pistole
Von den 5000 Pistolen sollen einige auch in die Hände von PKK-Kämpfern im Irak gelangt seinBild: picture-alliance/dpa

Wiederholungstäter Sig Sauer

In den vergangenen Monaten waren bereits mehrere illegale Lieferungen des ältesten deutschen Waffenherstellers über die amerikanische Schwesterfirma bekannt geworden. Pistolen aus Schleswig-Holstein sollen so in Kolumbien und Kasachstan gelandet sein.

Wegen des Verdachts der Unzuverlässigkeit unterliegt Sig Sauer derzeit einem Ausfuhrstopp. Der Firmensitz sowie Privathäuser der Unternehmenseigner wurden durchsucht.

Die Firma steckt ebenso wie das US-Schwesterunternehmen wegen rückläufiger Aufträge in der Krise. In Eckernförde wurde bereits Kurzarbeit eingeführt. Nach Informationen von SZ, WDR und NDR laufen gegen Sig Sauer zudem in Indien und den USA Ermittlungen wegen mutmaßlicher Korruption. In Indien soll die Waffenfirma Bestechungsgeld bezahlt haben, um den Zuschlag für lukrative Regierungsaufträge zu bekommen.

mak/kle (afp, SZ/NDR/WDR)